Die Sorge um Nachwuchs

Germanistentagung in Hermannstadt sucht nach Wegen, Deutsch für Jugendliche interessanter zu machen

Dr. Eugen Christ stellte die Weichen für eine neue Studienrichtung. Foto: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Die diesjährige Germanistentagung der Fakultät für Philologie und Bühnenkünste fand am 15. und 16. November statt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Deutsche Sprache, Literatur und Kultur – interkulturell und interdisziplinär“ und wurde in Zusammenarbeit mit der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg (DSKSBW) organisiert. Die Tagungsteilnehmer wurden in der Aula Magna der Fakultät vom stellvertretenden Rektor der Lucian-Blaga-Universität, Dr. Claudiu Kifor, dem Vorstandsvorsitzenden der Donauschwäbischen Kulturstiftung, Senator E.h. Hans Beerstecher, sowie der Dekanin der Fakultät, Dr. Alexandra Mitrea, begrüßt.

Den Eröffnungsvortrag zum Thema „Jugendnetzwerk ’Deutsch im Donauraum’ – Eine Überlegung (wert)“ hielt Dr. Eugen Christ, der Geschäftsführer der DSKSBW. Die Wahl des Themas erklärte Christ gleich am Anfang seines Referats: „Sie brauchen junge Leute, die sich für das Studium der Germanistik bzw. für das Lehramt interessieren, Sie brauchen junge Leute, die gut Deutsch sprechen, Sie brauchen Nachwuchs!“. An die Jugendlichen könne man nicht mit rationalen Argumenten, wie zum Beispiel „Deutsch übernimmt partizipationsorientiert eine Wirtschaft und Beschäftigung fördernde Rolle“, herangehen.

Diese sind eher für die Eltern von Bedeutung, wenn sie ihre Kinder Deutsch lernen lassen. Die Jugendlichen werden vielmehr von „Erlebnis betonten, emotionalen Argumenten“ überzeugt. Dies zeigte der Referent am Beispiel eines von Katja Holdorf und Dr. Björn Maurer von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg erarbeiteten Konzepts, das die Durchführung eines ganzheitlichen, sprachdidaktischen Projektes vorsieht. Dieses Vorhaben, mit Theater-, Kunst- und Medienpädagogik, wurde für Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren in Seligstat/Seliştat 2012 und 2013 verwirklicht.

In diesem Zusammenhang sieht Christ die Notwendigkeit eine neue Studienrichtung etwa „Sprachdidaktische Freizeit- und Erlebnispädagogik“ oder „ganzheitliche Sprachdidaktik“ zu schaffen, um den Lernprozess für Schüler interessanter zu gestalten. „Durch eine mit Hilfe von Theater-, Musik-, Kunst-, Medien-, Zirkus- und Tanzpädagogik attraktiv gestaltete Sprachvermittlung erreichen wir auch ein weiteres Ziel, einen Kultur bedingten Bedarf, der heute nicht allein für Europa und den Donauraum, sondern weltweit vermisst wird“, so Christ. Abschließend stellte er den Entwurf eines Jugendnetzwerkes „Deutsch im Donauraum“ vor: „Unser Ziel heißt ’Deutsch im Donauraum’, Deutsch in Südosteuropa, einem von der deutschen Kultur historisch geprägten Raum. Die deutsche Sprache und die von ihr getragene Kultur hat zwischen den hier ansässigen Volksgruppen eine jahrhundertelange vermittelnde Funktion erfüllt“, meinte Christ.

Nach der Eröffnungsveranstaltung gingen die Tagungsteilnehmer zur Arbeit in den Sektionen über: „Literaturwissenschaft und Landeskunde“, „Sprachwissenschaft und DaF“ sowie „Deutsch im Donauraum – Vernetzung und Netzwerkangebote für Lehramtsstudierende in Südosteuropa“. An der internationalen Konferenz beteiligten sich rund fünfzig Fachleute.