Die Temeswarer Zukunftspläne sind grün

Jagdwald soll wahrlich Stadtwald werden

Der Temeswarer Jagdwald ist nun auch Tummelplatz für Radfahrer: Jugendliche räumen eine Strassensperre gegen Autoverkehr Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar -Obwohl der Temeswarer Jagdwald im Bewusstsein der waschechten wie  Wahltemeswarer schon seit Jahren zur Stadt an der Bega sozusagen als städtischer Innenwald gehört, ist dem laut Gesetz gar nicht so: Nur 50,5 Hektar der Gesamtfläche von 737 Hektar gehören der Stadt, die restlichen 680 Hektar Wald sind im Besitz des rumänischen Staates und werden von Romsilva verwaltet. Der Jagdwald gewann vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten verstärkt an Bedeutung für die Stadt- als grüne Lunge aber auch als wichtigste Erholungs- und Freizeitstätte Temeswars. Er ist heute  neben dem Kewerescher Wald (1611 Hektar) der einzige Restwald (bis 1910 gab es noch im Anschluss an die Mehala den Csokaer Wald mit etwa 1492 Joch Fläche), der noch in der Nähe der Stadt stehen geblieben ist.

Nun jahrelangem Provisorat haben sich die Herren aus dem Temeswarer Stadtrat was Konkretes einfallen lassen: Durch den Tausch der Restfläche des Jagdwalds mit einem Wald von 700 Hektar in der Nähe von Criciova könnte die gesamte Fläche des Jagdwalds Stadtbesitz werden und in Zukunft großangelegte Stadtprojekte u.a. auch den weiteren dringenden Ausbau des 6,34 Hektar fassenenden Stadtzoos ermöglichen. Der Temeswarer Vizebürgermeister Sorin Grindeanu sieht das einfach als „Zurück zur Normalität“ an. Es geht hier nicht nur um die Klärung von Eigentumsverhältnissen, sondern erstens um die großen Vorhaben der Stadt: Der Großplan des Entwicklungspols Temeswar kann nur, in Gegenwirkung zu allen negativen Auswirkungen der Verstädtlichung, im Einklang mit der Natur, mit komplexen grünen Zukunftsplänen verwirklicht werden.

In letzter Zeit wird die lange Zeit beruhigende Mär von Temeswar als Stadt der Parks und Grünflächen auf verstärkten Druck durch die Einwohnerschaft von den Stadtvätern nicht mehr so leichtsinnig und unverantwortlich genannt und gehandhabt: Temeswar gehört eigentlich nicht mal mehr auf Kreisebene zu den Ortschaften mit den größten Grünzonen.

Heute sind von der Gesamtfläche 510 Hektar Grünzone (einschließlich Privatgärten), die Stadtparks machen über 117 Hektar aus. Der größte Stadtpark ist mit 9,03 Hektar das Wäldchen (Pădurice) im Giroker Stadtviertel, es folgt der Botanische Park mit 8,41 Hektar. Obwohl auch in den vorigen Amtszeiten viel über grüne Schutzgürtel für die Stadt Temeswar gesprochen wurde, hat die Stadtverwaltung seit dem Jahr 2500  nicht mehr als einen Waldgürtel von 30 Hektar geschafft.

Der Jagdwald wurde 1732 erstmals kartographisch erwähnt. Ab 1860 wurde er als Jagdrevier genützt. Das Jagdschloss des Grafen Mercy wurde nach einem Entwurf des Temeswarer Stadtarchitekten Lajos Szekely erbaut. Die 1885 gegründete Forstschule funktioniert derzeit als Forst-Schulgruppe. Hier gibt es auch ein kleines Jagdmuseum. Im 19. Jahrhundert erstreckte sich der Jagdwald bis jenseits der heutigen Gemeinde Dumbrăviţa.

Der Jagdwald- offiziell seit heuer einziger Platz, an dem die Temeswarer unbestraft Picknick machen können- beherbergt heute leider schon mehr Freizeiteinrichtungen für die Städter als Naturgegebenes: Forstschule, Tiergarten, Banater Dorfmuseum, Denkmal der Antikommunistischen Rezistance, Motel, Gaststätten, Sportplätze. Seit Kurzem wurden hier auch Radpisten angelegt, im Plan ist eine Zufahrtsallee, die den Wald mit Dumbrăviţa verbinden soll. Der Wald wird auf malerischen 2,6 Kilometern vom Behela-Bach durchzogen.