Die Tradition des Maiblasens lebt in Neppendorf weiter

Die „H-Musikanten“ spielten zum Abschluss vor dem evangelischen Pfarrhaus.
Foto: Andrey Kolobov

Hermannstadt - „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus“. Mehrmals erklang diese bekannte Melodie am 1. Mai auch in Neppendorf/Turnişor. Die alte Tradition des Maiblasens wurde von den „H-Musikanten“ zur Freude von Mitgliedern und Gästen der evangelischen Gemeinde wiederbelebt. Die Musiker hatten trotz der wegen der Auswanderung deutlich geschrumpften Zahl der Gemeindemitglieder viel zu tun.

Die erste Station des Maimarschs war das Haus des Gemeindekurators Josef Beer. Den nächsten Auftritt ein paar Häuser weiter beobachteten neugierig zahlreiche Nachbarn. Eine Delegation von der Evangelischen Akademie Kärnten (Österreich) gesellte sich hinzu. Im Hof der Evangelischen Akademie Siebenbürgen (EAS) vergrößerte sich die Anzahl der Zuschauer. Jugendliche, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Rumänien verbringen und gerade ein Seminar in der EAS abhielten, beobachteten erstaunt das Geschehen. Trotz gewisser Scheue ließen sie sich von den älteren Zuschauern zum Tanz auffordern. Danach zog die Blaskapelle von Haus zu Haus, spielte und wurde dafür mit Hanklich, Krapfen und Kuchen bewirtet. Obwohl Auftritte nur bei den Gemeindemitgliedern geplant waren, mussten die Musiker spontan halten. Einige Einwohner erinnerten sich an die Tradition des Maiblasens und stellten kleine Tischchen vor dem Tor auf.

„Zu meiner Zeit zogen rund 50 Bläser am 1. Mai durch Neppendorf. Gewiss hatten wir viel mehr Häuser zu besuchen und so dauerte es vom frühen Morgen bis zum späten Abend“, erinnerte sich Hermann Gierlich, der in den 70er und 80er Jahren selbst in der Blaskapelle mitgewirkt hat. Damals marschierten die Bläser bereits um 6 Uhr morgens, jedoch ohne Musik, zum Neppendorfer Bahnhof. Gierlich weiß noch genau, wo die Musiker damals den ersten Kaffee und die Maiglöckchen-Anstecker bekommen haben. Heuer endete der Aufmarsch am Pfarrhof. Danach verlagerten sich die Feierlichkeiten in die Gastwirtschaft, wo die Musiker, Gemeindemitglieder und Gäste aus Österreich, Deutschland und sogar aus den Vereinigten Staaten von Amerika noch stundenlang gefeiert haben.