Die Zukunft ist offen

Deutsche und rumänische Wissenschaftler tagten zum Thema „Die Sprache“

Die Historiker Dr. Armin Heinen und Dr. Christian Maner, der Theologe Dr. Leonhard Hell, Dr. Nicolescu, Dr. Porr und Dr. Miclea (1. Reihe v.l.) sowie die anderen Teilnehmer bei der Eröffnungsveranstaltung.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Der Sprache war das internationale Symposium gewidmet, das am Freitagabend im Spiegelsaal des Forumshauses feierlich eröffnet worden ist. Von der Deutsch-Rumänischen Akademie (Mainz) mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) veranstaltet, bot es Forschern aus unterschiedlichen Fachbereichen aus Rumänien und Deutschland die Gelegenheit, an das Phänomen und die Problematik der Sprache aus verschiedenen Gesichtspunkten heranzugehen. Referiert haben am Samstag in der Lucian-Blaga-Universität insgesamt 13 Wissenschaftler aus der Biologie, Philosophie, Geschichte, Theologie, Medizin, Psychologie, Musikwissenschaft und Philologie. Das Thema der vorangegangenen Konferenz hatte „Die Zeit“ gelautet. 

Begrüßt wurden die Teilnehmer zunächst von Dr. Radu Florin Nicolescu, dem Vizepräsidenten der Deutsch-Rumänischen Akademie. Er erwähnte, dass dieses Internationale Forum für Wissenschaften, Ethik, Theologie, Literatur und Kunst 2015 zehn Jahre seines Bestehens begehen wird. Zu den Zielen dieser Akademie gehören die Intensivierung und Festigung der traditionellen wissenschaftlichen, kulturellen und geistigen Verbindungen zwischen akademischen Kreisen in Deutschland und Rumänien durch Unterstützung von Arbeiten und Forschungsvorhaben in mannigfaltigen Bereichen, die Förderung der Begegnung von Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen aber auch des wissenschaftlichen Austauschs zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Hermannstadt/Sibiu war zum Austragungsort der diesjährigen Konferenz gewählt worden, weil es das Zentrum der siebenbürgish-sächsischen Kultur ist, jedoch auch, weil Dr. Paul-Jürgen Porr in seiner doppelten Eigenschaft als Mitglied dieses Internationalen Forums sowie als Vorsitzender des Deutschen Forums in Rumänien hierher eingeladen hatte. In seinem Grußwort sagte Dr. Porr, die an ihn durch Dr. Nicolescu herangetragene Idee, „die Sprache“ in Siebenbürgen aus interdisziplinärer Perspektive zu diskutieren, habe ihn sofort begeistert. Er sprach die Hoffnung aus, dass dieses Symposium ebenso interessant wird wie jenes zur Zeit und dass es die Teilnehmer nicht bei diesem ersten und letzten Besuch in Hermannstadt belassen werden. Von Seiten der Lucian-Blaga-Universität, dem Gastgeber des wissenschaftlichen Teils der Konferenz, begrüßte die Prorektorin Dr. Rodica Miclea die Teilnehmer.

Den Festvortrag zur Eröffnung des Symposiums hielt Martin Bottesch. Als Thema hatte er sich die Frage ausgewählt, ob die deutsche Sprache in Siebenbürgen eine Chance hat, behandelt hat er sie vom Standpunkt des Lehrers und Forumspolitikers sowie des zu den 26.000 Personen Gehörenden, die bei der letzten Volkszählung in Rumänien Deutsch als Muttersprache angegeben haben. Er stellte die Geschichte des Gebrauchs der deutschen Sprache in Siebenbürgen vor und ging sodann auf die Situation des deutschsprachigen Schulwesens nach der Wende von 1989 und insbesondere deren ärgstes Problem ein: den Lehrermangel – trotz positiver Grundvoraussetzungen wie der hierfür notwendigen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten. In Siebenbürgen leben (laut Zensusergebnissen) knapp 12.000 Deutsche, in welchem Maße das Deutsche im privaten Bereich üblich ist, lässt sich vermuten. Dennoch besteht ein gesellschaftliches Leben, in dem die deutsche Sprache relevant ist: Die Angehörigen der deutschen Minderheit sind in wenigen Städten konzentriert, in denen sie weiterhin ein – wenn auch bescheidenes – kulturelles Leben führen.

Deutsch ist zwischenzeitlich zur Sprache geworden, deren Kenntnis vielen jungen Menschen gute Berufschancen sichert, weshalb sich die deutschsprachigen Schulen großen Zulaufs erfreuen. Der Lehrermangel führt jedoch zum Sinken der Sprachkompetenz – allerdings besteht der Hauptzweck des Sprachenlernens auch nur darin, auf Berufsebene kommunizieren zu können, was oft auf niedrigem Niveau geschieht. Dennoch sei die Zukunft der deutschen Sprache in Siebenbürgen offen, meinte Bottesch: „Die Siebenbürger Sachsen haben zu verschiedenen Zeitpunkten ihren Untergang als Gemeinschaft als unmittelbar bevorstehend gesehen, eingetreten ist er aber noch nicht vollständig.“