Dragnea auf dem PSD-Parteitag: „Sind weder Barone noch korrupt noch Kommunisten“

„Spickzettel“ mit Empfehlungen bei der Wahl des neuen Parteivorstandes

Das neue Führungsduo der PSD: Der erstinstanzlich verurteilte Parteichef Liviu Dragnea (Mitte) und der Exekutivvorsitzende Valeriu Zgonea (links im Bild). Laut Dragnea ist die Partei entschlossen, unter ihrer neuen Führung „nicht vom rechten Weg abzukommen“.
Foto: Agerpres

Bukarest (ADZ) - Die rund 4000 Delegierten auf dem außerordentlichen Parteitag der PSD haben am Sonntag zum einen den per Urwahl zum Parteichef bestimmten Liviu Dragnea in seinem Amt bestätigt und zum anderen den neuen Parteivorstand gewählt. Neue Nummer 2 der PSD ist erwartungsgemäß der von Dragnea unterstützte Abgeordnetenkammerchef Valeriu Zgonea.

Die 14 neuen Vizeparteichefs sind Gabriela Firea, Olguţa Vasilescu, Ecaterina Andronescu, Doina Pană, Andrei Dolineaschi, Victor Negrescu, Georgian Pop, Ionuţ Vulpescu, Nicolae Bănicioiu, Mihai Tudose, Viorel Ştefan, Gheorghe Şimon, Gabriel Vlase und Mihai Chirică.

In seiner Rede beschwor Dragnea vor allem die Redlichkeit der Parteimitglieder: Sie seien „seriöse, ehrliche Menschen“, die es „satt“ hätten, ständig als korrupte Wendekommunisten abgestempelt zu werden – man sei „weder Baron noch korrupt noch Kommunist“, so Dragnea. Allerdings sei „das Schweigen“, das man in puncto Aufarbeitung der jüngeren Geschichte an den Tag gelegt habe, als Zeichen fehlender Courage zu werten, weshalb er alle im Saal Anwesenden bitte, sich zu erheben und „der Opfern der kommunistischen Diktatur“ zu gedenken – man müsse „Rumänien und Rumänen um Vergebung bitten, dies nicht schon früher getan zu haben“. Die verdutzten Parteidelegierten folgten der Aufforderung ihres Parteichefs. Nach dem stillen Gedenken erklärte Dragnea dann die „Stunde Null“ für gekommen, die Partei beschreite nunmehr einen „neuen Weg“.

Hart zu Gericht mit der PSD ging indes der Chef der Jungsozialisten, Mihai Sturzu, der die Delegierten aufforderte, das Ergebnis der Urwahl von letzter Woche bzw. den neuen Parteichef nicht zu validieren – eine Basiswahl mit einem einzigen Kandidaten zu bestätigen, hieße, Kommunisten und ihre Denkart zu bestätigen, warnte Sturzu seine Kollegen. Stunden später stellte der Juso-Chef zudem etliche Fotos von der Stimmabgabe ins Netz, die bezeigen, dass den Delegierten neben den Wahlzetteln auch „Spickzettel“ mit Wahlempfehlungen ausgehändigt wurden. Kritik an der Partei übte auch Altpräsident Ion Iliescu, der ihr vorwarf, den parteiinternen Wettstreit bloß vorzutäuschen.