„Du musst den Affen mit Salat und Bananen füttern!“

Bernd Linde und sein Figurentheater in der Kronstädter Redoute

Bernd Linde und sein Affe Felix waren auch in Kronstadt gern gesehene Gäste.
Foto: der Verfasser

Am Mittwoch, dem 17. Mai, liefen im Kronstädter Kulturzentrum zwei der am besten besuchten Aufführungen (trotz der 15 Lei Eintrittspreis/Kind) der laufenden Saison. Das Deutsche Kulturzentrum Kronstadt hatte den Auftritt von Bernd Linde vermittelt, der vor Kindergartengruppen und Grundschulklassen sein Theaterstück „Willi und das Grün der Affen“ zeigte. Im vollen Saal warteten die Kleinen erwartungsvoll auf den Beginn der Vorstellung. Zwei der vorderen Reihen blieben leer – weil die Zuschauer zu klein waren, um sitzend aus den großen Sesseln zu verfolgen, was sich auf der Bühne tut. Ab der vierten Reihe, durch die erhöhte Stellung der Sesselreihen, konnten sie gut mitbekommen, wie der allein zu Hause gebliebene Willi mit dem aus dem Zoo entlaufenen Affen Felix zurechtkommt. Bernd Linde war ursprünglich etwas gespannt auf das, was ihn, der in Hannover sein Figurentheater „Rote Finger“ betreibt, im rumänischen Kronstadt/Braşov erwarten werde. Letztendlich, sagt er nach Abschluss der ersten Vorstellung, sei er positiv überrascht von der Art und Weise, wie die Kinder mitgemacht haben, wie sie spontan mitgesungen haben. Das setze Aufmerksamkeit und selbstverständlich das notwendige Sprachverständnis voraus. Als Willi zu seiner Überraschung auf den Affen stößt, fragt er ins Publikum: „Da ist ein Affe bei uns in der Küche. Was mach ich jetzt?“ Gleich mehrere Kinderstimmen rufen ihm deutsch zu: „Du musst den Affen mit Salat und Bananen füttern!“ So ähnlich geschieht das auch in Deutschland, wo der Puppenspieler seine Stücke in Kindergärten, Grundschulen, bei verschiedenen Kulturveranstaltern zeigt.

Eine One-Man-Show

Bernd Linde schreibt seine Stücke selber, dichtet Noten und Texte der Lieder, konzipiert das Bühnenbild und, wohl das Wichtigste, erfindet und fertigt die lebensgroßen expressiven Klappmaulfiguren aus Schaumstoff an. Eine wochenlange Arbeit setze das voraus. Für die Kronstädter Aufführung stellte er Skizzen und Zeichnungen zusammen – die Grundlage für die Bühnenausstattung, die das hiesige Deutsche Kulturzentrum besorgte. Die Proben mit dem Bühnentechniker und dem Tontechniker liefen gut, wie auch die Zusammenarbeit mit der Leiterin des Kulturzentrums, Roxana Florescu, die für die organisatorischen Fragen zuständig war. Von Nutzen war auch das Head-Set-Mikro, denn bei so einem großen Saal, mit verstellter Stimme die ganzen 45 Minuten der Aufführung durchzuhalten, wäre schwer zu schaffen gewesen. Ähnlich wie bei Sängern sei es, wenn es darum geht, das Schreien und Kreischen des Affen bei seinen Sprüngen und Schlägen wiederzugeben: „Es ist relativ einfach. Man muss den Ton aus dem tiefen Bauch herausholen, nicht aus dem Hals“, sagt der Puppenspieler, der als Dipl. Sozialpädagoge 1999 sein Figurentheater „Die roten Finger“ gegründet hat.

Ein Workshop als Zugabe

In seinem Repertoire stehen zurzeit außer „Willi und das Grün der Affen“ sechs weitere Stücke für Kinder mit ganz unterschiedlicher Thematik und musikalischer Begleitung: von mittelalterlich oder mit Indianern bis zu märchenhaft mit Drachen und Elfen. Dabei werden auch aktuelle Themen angesprochen, selbstverständlich so, dass diese den Kindern interessant und leicht verständlich näher gebracht werden. Es geht zum Beispiel um Globalisierung, um das Konsumverhalten, um Umweltschutz oder, wie im gezeigten Stück, um eine gesunde Ernährungsweise. Auf der Bühne wird dann auch praktisch vorgezeigt wie ein gesunder Smoothie entsteht: aus gewürfelten Bananen, zwei Glas Wasser und Salat- oder Löwenzahnblättern. Alles kommt in den Mixer. Mit dem Smoothie-Rap als musikalisches Gewürz kann der grüne Saft leichter genossen werden. Vielleicht wird der eine oder andere kleine Zuschauer zu Hause seinen Eltern von dem grünen Getränk erzählen und darauf bestehen, auch so was auszuprobieren – so wie Willi es dem Affen angeboten hat. Warum sollte es nicht klappen? Hat nicht auch Popeye, der Seemann, überzeugend Werbung für Spinat machen können? Bernd Linde hat zum Abschluss seines Kronstadt-Aufenthalts bei einem Workshop für Pädagogen und Pädagoginnen im Deutschen Kulturzentrum vorgezeigt, wie einfache Figuren gebaut werden können, sogar von Kindern in der Schule. Im zweiten Teil wurde geübt, wie man mit den Figuren umgeht, damit sie möglichst lebendig und lustig wirken. Die Blicke und die Bewegungen der Figuren, die wie ein verlängerter Ärmel gehandhabt werden, sind dabei besonders wichtig. Kleine Szenen wurden improvisiert und gemeinsam vorgespielt, sodass vielleicht das Figurentheater in manchen Kronstädter Kindergärten und Grundschulen seinen Platz in deren Schul- und Kindergartenalltag findet. Möglicherweise auch mit dem Nebeneffekt, dass so auch das Deutsch-Lernen und -Üben leichter und auch lustiger wird.