Ehrendoktor für einen entschiedenen Europäer

West-Uni verleiht höchste Würde an Leo Kreuz

Leo Kreuz (links) mit Marilen Pirtea, dem Rektor der West-Universität Temeswar, bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde.
Foto: Zoltán Pázmány

„In seiner Position innerhalb des Bundesministeriums hat Dr. Leo Kreuz wichtige Kooperationsprogramme zur Umsetzung des ‚acquis communautaire‘ in Rumänien entwickelt und somit den EU-Beitritt des Landes wesentlich geebnet und beschleunigt. Darüber hinaus hat Herr Dr. Kreuz aktiv die Gründung von kleinen und mittleren Unternehmen vor allem in ländlichen Gebieten vorangetrieben, als auch die Entwicklung des Bildungswesens, mit besonderem Augenmerk auf die Berufsausbildung“. So begründete Marilen Pirtea, der Rektor der West-Universität Temeswar, in seiner Ansprache die Verleihung des Titels „Doctor honoris causa beneficiorum publicorum“ an Leo Kreuz, den deutschen Exekutivdirektor in der Inter-Amerikanischen Entwicklungsbank, der jahrelang das Amt des Abteilungsleiters für Südost-europa und den Kaukasus im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bekleidet hat.

Die Laudatio las Robert Reisz, der Dekan der Fakultät für Politikwissenschaften, Philosophie und Kommunikationswissenschaften, wobei er hervorhob, dass sich Leo Kreuz „im Laufe seiner ganzen Karriere als ein erfahrener Verhandlungspartner, ein Harmonisierer anfangs stark divergierender Positionen, ein Problemlöser für besonders komplexe und sensible Fragen erwies. Als Manager galt seine Aufmerksamkeit stets der Schaffung eines positiven und zu Höchstleistungen motivierenden Arbeitsklimas. Seine immense Erfahrung in der Analyse und Konvergenz unterschiedlicher Stellungen zur Entwicklung nachhaltiger Lösungen ist unschätzbar. Die konsequente Arbeit zur Unterstützung der Entwicklung, seine unverminderte Freundschaft gegenüber Rumänien zeichnen Dr. Leo Kreuz in hohem Maße aus. Es ist uns eine Ehre, Dr. Leo Kreuz heute als Mitglied unserer akademischen Gemeinschaft begrüßen zu dürfen“.

Bescheiden gab sich Dr. Leo Kreuz bei der Verleihung des Titels: „Als ich Rumänien für den Beitritt zur EU unterstützt habe, habe ich nur meine Pflicht getan! Ich habe meine Pflicht gegenüber der deutschen Regierung und zu Gunsten unseres europäischen Kontinents gemacht: Rumänien in die gegenwärtigen europäischen Strukturen stark einzubinden“, betonte er.

Die Verleihung beweise nicht nur „eine enge Beziehung zu dieser Institution und zu Rumänien, sondern auch das Vorhaben, die Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland zu vertiefen, das ich als Leiter des Referats ‚Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der nachhaltigen Wirtschaftspolitik‘ im BMZ vertrete.“
Die Rede, die Dr. Leo Kreuz vorbereitet hatte, war auf Europa und die deutsch-rumänischen Beziehungen fokussiert: „Es gibt jedoch nicht nur die politischen Beziehungen, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen, zwischen Rumänen und Deutschen, und zum Teil ist dies Dank der Existenz einer aktiven deutschen Minderheit in Rumänien. Auch Rumänen, die in Deutschland leben und arbeiten, leisten ihren Beitrag dazu“.

Er nannte einige wichtige Daten in den deutsch-rumänischen Beziehungen, darunter das Abkommen für kulturelle Zusammenarbeit im Jahr 1995 und das Abkommen für schulische Zusammenarbeit 1996.
Auch unterstrich Dr. Leo Kreuz seine Verbundenheit mit Temeswar und beglückwünschte die Stadt für den erhaltenen Titel der Kulturhauptstadt Europas 2021.

Dr. Leo Kreuz sprach über die Integration Rumäniens in die Europäische Union, ein Prozess, der 1993 mit dem Antrag zur Aufnahme angefangen und der 2007 zur Mitgliedschaft geführt hatte. „Rumänien hat seitdem vieles erreicht“, unterstrich der Festredner. Trotzdem gilt es, noch einiges zu machen, so der Beitritt zu den Schengen-Staaten: „Man sollte alle Bemühungen daran setzen, die Justiz allein auf das Recht, das Gesetz zu begründen, unabhängig von den politischen Entscheidungen“.

Dr. Leo Kreuz zeigte sich in seiner Rede als Befürworter eines Europas mit zwei oder mehreren Geschwindigkeiten. „Der europäische Föderalismus kann nicht und sollte nicht auferlegt werden, man sollte nicht zu viel Druck auf die Staaten machen, die noch nicht auf eine volle Integration vorbereitet sind. Ähnlich wie der Verkehr auf der Autobahn: sowohl schnellere, als auch langsamere Fahrzeuge sind akzeptiert. Wichtig ist, dass zuletzt alle dasselbe Ziel erreichen: Wohlstand, Justiz, Freiheit des Individuums, Sicherheit.“