Ein „Europäer mit Zwischenhaltestelle Temeswar“

Künstler Cristian Sida erfreut sich der Anerkennung in Frankreich

Der Künstler vor einem seiner Werke.
Foto: privat

„Ich definiere mich als Europäer mit einer Zwischenhaltestelle in Temeswar, die einzige Stadt, in der ich meine Energien sammle und in einer Werkstatt arbeite“, erklärte Cristian Sida für die „Banater Zeitung“. Vor Kurzem hatte der in Arad geborene und in Temeswar schaffende Künstler, der auch Dozent an der Kunst- und Design-Fakultät der West-Universität ist, ein Werk für die französische Kleinstadt Aubusson geschaffen, das die Anerkennung des bildenden Künstlers nur noch vergrößert: „Die immaterielle Wand der Menschheit“ ist 4 x2,4 Meter groß und schmückt mit seinen Acrylfarben auf PVC und Aluminium die Wand neben dem Tourismuszentrum der Stadt.

Aubusson ist über die Grenzen Frankreichs hinaus für die über 600 Jahre alte Tapisserie-Kunst bekannt: Das Handwerk der Bildwirkerei wurde von der UNESCO ausgezeichnet und 2009 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. So ist auch nach Cristian Sidas eigener Aussage die Inspirationsquelle seines Werkes das Einhorn, das Symbol der Stadt, gewesen. Das Einhorn erscheint nämlich in dem bekanntesten Bildteppich, das aus dem Kleinstädtchen stammt: „Die Dame mit dem Einhorn“, eigentlich eine Serie von sechs Wandteppichen, die im Pariser Musée Nationale du Moyen Âge (ehemals als Cluny-Museum bekannt) ausgestellt sind.

Die Anerkennung im Ausland ist für den Künstler eine sehr bedeutende. Michel Moine, der Bürgermeister von Aubusson hatte den rumänischen Künstler eingeladen, dieses Werk für das Tourismuszentrum zu schaffen. Es entstand in derselben Woche, als in Aubusson fünfzehn Künstler aus mehreren Ländern im Rahme der Ausstellung „Arbres“ („Bäume“) zusammengekommen waren.

Für Cristian Sida ist es nicht die erste Anerkennung dieser Art: In Frankreich ist der Künstler beliebt und umworben, so hatte er bereits vor drei Jahren Großprojekte für die Gemeinde Mericourt im Raum Pas de Calais durchgeführt: Seine Wandbilder schmücken heute einige Gebäude. Zig Ausstellungen haben ihn ins Ausland geführt, aber immer wieder nach Frankreich, wo er fast zu Hause ist. Letztes Jahr kam auch eine Anerkennung in Rumänien dazu: Ihm wurde der Preis für Malerei vom Rumänischen Künstlerverband vergeben.

Nach Temeswar zieht es ihn immer wieder zurück, auch wenn er meint: „Ich glaube nicht, dass Temeswar im Augenblick ein Markenstein der rumänischen Kunst ist. Deshalb habe ich auch keine großen Erwartungen für 2021. Ich bin Arader von Geburt, Europäer als Ausdruck, ich atme europäisch! Die Kunst ändert ihre Pole und die Himmelsrichtungen nach den Energien und den Menschen, die sie bewohnen“.

Hart fallen aber seine Worte, wenn er nach einem Vergleich der Anerkennung im In- und Ausland gefragt wird: „Ein Künstler findet an dem Ort Anerkennung, wo die Menschen auf die Änderungen vorbereitet sind und eine neue kulturelle Identität annehmen und das ist schwierig in Rumänien wegen der fehlenden Bildung und der rückständigen Mentalität“.