Ein Freund Siebenbürgens geworden

Laudatio des DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ bei der Verleihung der Honterus-Medaille an Generalkonsul Thomas Gerlach

Wir haben uns heute wieder hier in Hermannstadt versammelt, um eine Persönlichkeit zu ehren, die sich um die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen besonders verdient gemacht hat. Anfangs wurden mit der Honterus-Medaille ausschließlich Siebenbürger Sachsen geehrt, mit der Zeit aber auch Persönlichkeiten, die nicht aus deren Reihen kommen. Heute erleben wir eine Premiere: Es wird ein deutscher Diplomat ausgezeichnet.

Während der vergangenen 23 Jahre habe ich viele deutsche Diplomaten erlebt. Einigen waren die Rumäniendeutschen eher egal oder sie stellten gar eine zusätzliche unerwünschte Aufgabe dar; viele haben verstanden, wie wichtig diese Minderheit für die Entwicklung der deutsch-rumänischen Beziehungen ist und haben mit uns sehr gut zusammengearbeitet; wiederum einige aber wurden zu unseren Freunden, ja gehören inzwischen zu uns. Es gibt einen kleinen Kreis deutscher Diplomaten, die sich ein zweites Mal nach Rumänien entsenden ließen, weil sie sich hier so gut fühlten und sich in unsere Gemeinschaft integriert haben. Einer dieser lieben Freunde bekommt heute die Honterus-Medaille als Anerkennung seiner Verdienste: Generalkonsul Thomas Gerlach.

Wer ist Herr Gerlach?

Thomas Gerlach wurde im Dezember 1951 in der mittelalterlichen, katholisch geprägten niederrheinischen Kleinstadt Kempen geboren. Er hat zwei Schwestern, die beide den Lehrerberuf ergriffen haben. Thomas Gerlach besuchte das altsprachliche Gymnasium Thomaeum, eine Schule mit 350-jähriger Tradition, benannt nach Thomas a Kempis, dem großen Mystiker des Hochmittelalters, dem Verfasser der „Nachfolge Christi“. Nach dem Studium der Anglistik und Geschichte in Bonn und München, erstem und zweitem Staatsexamen für das höhere Lehramt trat er in den Schuldienst im Münchener Raum. Während des Studiums unternahm er zahlreiche private Reisen in die damalige CSSR, die ihm gute Einblicke  in das Leben in einer kommunistischen Diktatur erlaubten. Intensiv befasst hat er sich mit der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt auf dem Dritten Reich und dem Zweiten Weltkrieg.

1981 wechselte er in den Auswärtigen Dienst. Er nahm verschiedene, breit gefächerte Aufgaben im Auswärtigen Amt in Bonn und Berlin wahr sowie auf Auslandsposten in Colombo/Sri Lanka, Tripolis/Libyen, Boston/USA, Straßburg/Frankreich und Prag/Tschechische Republik. Zum Zeitpunkt des Mauerfalls – für ihn ging ein Jugendtraum in Erfüllung – war er in Bonn.

Nach Hermannstadt kam Thomas Gerlach zum ersten Mal 2005 als deutscher Generalkonsul. Zwei Jahre später verließ er die Stadt geprägt von Eindrücken, die er hier während der Vorbereitungsphase Rumäniens auf den EU-Beitritt und im Kulturhauptstadtjahr „Hermannstadt 2007“ erhalten hatte. Zu den zahlreichen politischen Besuchern aus Deutschland hatte in jener Zeit Bundespräsident Horst Köhler (im Juli 2007) gehört. Nach zweijährigem Intermezzo in Mailand/Italien, als stellvertretender Generalkonsul, ist Thomas Gerlach seit dem 31. August 2009 erneut Generalkonsul für Siebenbürgen mit Sitz in Hermannstadt. Seitdem nutzte er wiederum jedwelche Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, Projekte zu unterstützen und vor allem, für Rumänien und insbesondere Siebenbürgen die Werbetrommel zu rühren. Er war in allen Bereichen sehr aktiv: in der Politik, im Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen, in der Kultur, im Sozialbereich.

Thomas Gerlach ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter, die mit Familie in Bonn lebt und ebenfalls vom Bazillus Transilvanicus befallen wurde.

Seine Frau Manuela, gebürtig in der damaligen DDR, im Ostteil Berlins, hat sich in Hermannstadt genauso integriert und engagiert sich zusammen mit anderen ausländischen und rumänischen Frauen in der Gruppe der „Besseren Hälften“ für Kindergarten-Projekte in und um Hermannstadt.
Für mich war es eine äußerst positive Erfahrung, mit Dir, lieber Thomas, zusammenzuarbeiten. Der Gedankenaustausch mit Dir war stets willkommen und hat mir ein großes Plus für meine politische Karriere gebracht. Heute verbindet uns eine enge Freundschaft, die weit über die offizielle Beziehung Generalkonsul – Abgeordneter hinaus reicht. Dafür bin ich Dir sehr dankbar.

Thomas und Manuela Gerlach werden im Herbst des Jahres in die Türkei versetzt. Den Kontakt nach Siebenbürgen werden sie nicht abreißen, davon bin ich überzeugt. Die Freundschaften, die beide hier geschlossen haben, sind auf Dauer angelegt. Siebenbürgen ist ihnen eine zweite Heimat geworden.
                
(Die Verleihung der Honterus-Medaille an den deutschen Generalkonsul in Hermannstadt/Sibiu Thomas Gerlach fand am 17. Juni statt.)