Ein Geschäft für Hilfsbedürftige

Vorerst können hundert Familien bei „Somaro“ billig einkaufen

Katharina Turnauer und Mariana Deleanu (v.l.) erklärten das Prinzip von „Somaro“. Foto: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Der Hauptgedanke des Netzwerks sozialer Märkte (SoMa) kann man in drei Worten zusammenfassen: Würde, Verantwortung und Gemeinsamkeit. Am Mittwoch wurde ein „Somaro“ (Sozialmarkt România) in Hermannstadt/Sibiu eröffnet. Dies ist das bereits dritte derartige Geschäft in Rumänien. „Das erste entstand 2010 in Bukarest und das zweite ein Jahr später in Sathmar/Satu Mare“, erklärte Jakob Detering, der Generaldirektor von „Somaro“.

„Die Soma-Geschäfte gibt es in Österreich seit dem 9. September 1999“, erzählte einer der Gründer von „Soma“, Karl Hiebinger. Das allererste Geschäft wurde an diesem Tag in Linz eröffnet. „Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Menschen erwarten, dass sie frisches Brot in den Geschäften auch um fünf Uhr abends finden können. Was nicht verkauft wird, landet entweder auf der Mülldeponie oder wird vernichtet“, berichtete er weiter. Dabei gibt es in jedem Land viele Mitbürger, die Not leiden. Diesen Menschen hilft „Soma“.

Das „Soma“-Prinzip ist sehr einfach: Menschen mit einem geringen Einkommen finden hier Lebensmittel, Kleidung sowie andere Produkte zu einem sehr niedrigen Preis. Sie können bis zu drei Mal pro Woche einkaufen. Dabei dürfen die Einkäufe eine bestimmte Summe nicht überschreiten. „Anfangs gab es keine Begrenzung für die Einkäufe und wir merkten bald, dass wir leergekauft werden. Die Produkte landeten dann in einem Laden um die Ecke“, erinnerte Hiebinger.

Dieselbe Strategie wird auch in Rumänien angewandt: Die Sozialämter der Rathäuser stellen eine Liste von wirklich bedürftigen Personen zusammen. Diese bekommen einen Ausweis und können damit im „Somaro“-Geschäft einkaufen. Die Preise liegen zwischen 25 Bani für ein Gläschen Marmelade, fünf Lei für ein Paar Jeanshosen und 30 Lei für ein Paar Schuhe. Der tägliche Einkauf darf hierzulande 10 Lei nicht überschreiten. „In Hermannstadt stehen auf dieser Liste bis dato rund 100 kinderreiche Familien oder alleinerziehende Eltern“, sagte die Leiterin des Sozialamtes im Rathaus, Mariana Deleanu.

Woher kommt aber die Ware in die „Somaro“-Geschäfte? Sie wird von anderen Unternehmen gespendet. Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, Produkte mit beschädigter Verpackung oder solche, die ein Unternehmen einfach entbehren kann. „Es ist wahr, im Sozialmarkt gibt es kein ständiges Angebot an Waren. Man findet hier nur das, was uns die Sponsoren liefern. Das aber zu einem erschwinglichen Preis“, unterstrich Hiebinger.
Das Wichtigste an der Idee des Sozialmarktes ist jedoch die Tatsache, dass Menschen mit geringem Einkommen geholfen wird, ihr Alltagsleben zu meistern. „Wir verschenken nichts. Wir verkaufen und helfen damit den Menschen, ihre Würde zu bewahren“, meinte Katharina Turnauer.

Ihre Privatstiftung startete das „Somaro“-Projekt und führt es weiter. Das Vorhaben fand die Unterstützung der Erste-Stiftung sowie der österreichischen Botschaft in Bukarest. Der Veranstaltung anlässlich der Eröffnung des „Somaro“-Geschäftes in Hermannstadt wohnten unter anderen Bürgermeister Klaus Johannis, Botschaftsrat Jürgen Heissel von der österreichischen Botschaft, der Programmdirektor Soziales der Erste-Stiftung, Franz Karl Prüller, sowie Sozialattaché Dr. h.c. Barbara Schöfnagel bei, deren Idee es war, derartige Märkte auch in Rumänien einzuführen.