Ein Grund zur Freude für alle Kronstädter

Die Rückkehr des verschollenen Kelches stand im Mittelpunkt des Bartholomäer Festes

Cord Meier-Klodt, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, richtete Grußworte an die Anwesenden.

Gemeinsam wurde im Festzelt bis spät in den Nachmittag gefeiert.

Der Kelch gehört nun wieder der Bartholomäer Gemeinde.

Die Burzenländer Blaskapelle sorgte für gute Stimmung

Der letzte Sonntag im August ist ein strahlender Sommertag. Das Licht, das durch die Fenster dringt, wirft blumenförmige, helle Schatten auf die Wände. Auf dem Altar leuchtet ein goldener Kelch. Kränze mit bunten Blumen schmücken die älteste Kirche Kronstadts an diesem besonderen Tag.  Orgel, Trompete und Violine erklingen. Über 400 Gäste haben sich eingefunden von nah und fern sind sie gekommen, um zusammen zu feiern. Unter den Ehrengästen auch Cord Meier-Klodt, der Botschafter Deutschlands in Bukarest. Das Gemeindefest der Bartholomäer, das immer am ersten Sonntag nach dem 24. August (Bartholomäustag) begangen wird, fiel in diesem Jahr auf den 27. August. Genau auf denselben Tag wie vor 101 Jahren. Damals, wie auch heute, stand der goldene Kelch auf dem Altar. Nach wenigen Tagen sollte er verschwinden und ein Jahrhundert lang verschollen bleiben. Diesmal stand ein wichtiges Ereignis im Mittelpunkt des Bartholomäer Festes- nach genau 101-jähriger Abwesenheit steht der goldene Kelch nun wieder in der Kirche, wurde geweiht und beim Abendmahl verwendet.

Das Kircheneigentum wurde wieder gewonnen

1703 vom Königlichen Rat Dänemarks der Bartholomäer Kirche geschenkt, war der Kelch mehr als zwei Jahrhunderte lang Teil des Kirchenschatzes aus Bartholomä. 1916 diente er noch als Abendmahlkelch beim Bartholomäusfest. In den Wirren des Ersten Weltkrieges ging er, zusammen mit dem restlichen Kirchenschatz, verloren. Doch nach 100 Jahren, im Frühling 2016, erhielt die Bartholomäer Gemeinde einen Hinweis über einen Kelch, der in Köln zur Versteigerung gelangen sollte. Besitzer war die Galerie Neuse aus Bremen. Bald konnte man durch Archivunterlagen nachweisen, dass es sich dabei um den „neuen Kelch“ von 1703, das Geschenk aus Dänemark, handelt. Beim Landesgericht Köln wurde vom Anwalt Wilhelm-Georg Hietsch eine richterliche einstweilige Verfügung gegen die Versteigerung erwirkt. Bis zur Klärung des Eigentumsrechts wurde der Kelch sichergestellt, die Versteigerung ausgesetzt. Anschließend wurde vom Anwalt Hietsch eine außergerichtliche Einigung mit dem bisherigen Besitzer ausgehandelt, sodass der rechtmäßige Eigentümer, die Bartholomäer Kirchengemeinde, wieder in Besitz des Kelches gelangen konnte. Nach großen Bemühungen der Gemeinde kehrte er am 23. August wieder nach Kronstadt zurück- vier Tage vor dem Fest. Während des heiligen Abendmahles konnten alle Beteiligten daraus trinken, so wie es im ersten Korintherbrief steht: „Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, solches tut, so oft ihr´s trinket, zu meinem Gedächtnis“. 

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

„In den Wirren des Krieges der Gemeinde abhanden gekommen, kann der Kelch nun wieder seiner Bestimmung zugeordnet werden“, sagte Altdechant Klaus Daniel in seiner Ansprache. Anschließend weihte Bischofsvikar Daniel Zikeli den Abendmehlkelch feierlich ein. Den Festgottesdienst gestalteten Altdechant Klaus Daniel und Pfarrer Alfred Dahinten aus Mühlbach.  Nach Empfang des heiligen Abendmahls folgte das Grußwort des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest, Cord Meier-Klodt. Dieser erinnerte sich daran, dass die Stadt unter der Zinne der erste Ort in Rumänien war, den er nach Antreten seines Amtes im Januar 2017 besuchte.

Der Botschafter erwähnte, dass 2017 ein Jahr wichtiger Jubiläen sei-  500 Jahre Reformation, 50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Rumänien, 25 Jahre deutsch-rumänischer Freundschaftsvertrag, 10 Jahre seit dem Beitritt Rumäniens zur EU. Dabei spiele der Erhalt des kulturellen Erbes eine wichtige Rolle. Die Rückkehr des Kelches in die Bartholomäer Kirche ist „das Ergebnis großen, beharrlichen Einsatzes von vielen“, sagte Meier-Klodt. Dank dieses Einsatzes konnte auch ein mühsamer Prozess zur Klärung des Eigentumsrechts vermieden werden. Doch ohne das europäische Zusammenwachsen, so Meier-Klodt, hätte man von der Auktion in Köln im vergangenen Jahr, wo der Kelch wieder aufgetaucht ist, vielleicht nie gehört.„Der Kelch ist ein Symbol der Verständigung, ein Symbol dafür, gemeinsam alles zu tun, um die EU mit Hand und Herz zu schützen“. Die Rede des Botschafters endete mit den Worten Erich Kästners: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Er wünschte der Bartholomäer Gemeinde, gemeinsam so weiterzumachen.

„Kelche sind nicht Museumsobjekte, sondern Teil des kirchlichen Geschehens“

Bischofsvikar Daniel Zikeli erinnerte in seiner Ansrpache an den Psalm 111: “Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige Herr“, da es wahrhaftig ein Wunder sei, dass der verschollene Kelch wieder da ist und somit die Bartholomäer Gemeinde nach 100 Jahren einen Teil ihres Kirchenschatzes zurückbekommen hat.„Kelche sind nicht Museumsobjekte, sondern Teil des kirchlichen Geschehens“.  Dr. Albrecht Klein, Kirchenvater der Gemeinde Bartholomä, dankte allen, die es möglich gemacht haben, dass der Kelch nun wieder in der Kirche steht. „Wir haben lange gehofft und gebetet, jetzt sind wir in vollem Dank“.

Anschließend folgte der Festvortrag des Historikers Thomas Şindilariu „500 Jahre Reformation-475 Jahre Reformation in Siebenbürgen“ zum Anlass der Ausstellung „Reformation im östlichen Europa-Siebenbürgen“ des Deutschen Kulturforums östliches Europa, die in den Seitenschiffen der Bartholomäer Kirche aufgestellt wurde. Şindilariu erwähnte, dass die Schautafeln der Ausstellung einen Durchgang durch die multiethnische und plurikonfessionelle Geschichte Siebenbürgens im Verlauf der letzten rund 1000 Jahre bieten und gleichzeitig auch eine „Vorstellung von dem, woraus die religiöse Toleranz in Siebenbürgen gemacht war und was sie zu so etwas wie unserem Beitrag zur europäischen Kulturgeschichte macht“. Er erinnerte daran, dass die Teilhabe am Kelch in Kronstadt „eine Errungenschaft ist, die auf Honterus zurück geht, schlussendlich welch hohes Gut die Gleichheit unter uns ist und welch hohen Stellenwert ihr im und durch das Abendmahl in der Nachfolge Christi zukommt“. Am Nachmittag folgten die stimmungsvollen Momente: der Auftritt der Burzenländer Blaskapelle, eine Tanzvorführung der  Zeidner Volkstanzgruppe, die Eröffnung des Basars des Frauenkreises und der Auftritt der Schlagerband Trio Saxones. Im Festzelt wurde gefeiert, geplaudert und gemeinsam gesungen- alle Gäste erlebten ein paar schöne Stunden zusammen mit Familie, Freunden und der ganzen Gemeinde, die ihnen sicher in Erinnerung bleiben werden.