Ein Herz für Hermannstadt

Die Begegnung auf dem Huet-Platz fand zum elften Mal statt

Schulleiter Gerold Hermann antwortete auf die Fragen der ehemaligen Brukenthaler in der Aula.

Die Singgruppe „Sälwerfäddem“ bot Heimatlieder.
Fotos: Andrey Kolobov

Hermannstadt – Hermannstädter von nah und fern nahmen am Wochenende an der traditionellen Begegnung am Huet-Platz teil. Die Veranstaltung wurde vom Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt/Sibiu, der evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt und der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt (HDH) organisiert und fand bereits zum elften Mal statt. Das Thema der Begegnung lautete heuer „Die Brukenthalschule heute“. Die Eröffnung des Treffens fand am Freitagnachmittag im Spiegelsaal des Forumshauses statt. Die rund 120 Anwesenden wurden vom Vorsitzenden des Hermannstädter Forums, Dr. Hans Klein, begrüßt. „Dass wir uns hier immer wieder treffen, zeigt, dass euer Herz für Hermannstadt schlägt, wo auch immer ihr wohnt“, schlussfolgerte er. Vizebürgermeisterin Astrid Fodor überbrachte die Grußworte von Bürgermeister Klaus Johannis. Sie stellte einen kurzen Überblick über die jüngste Entwicklung der Stadt sowie die bevorstehenden Projekte vor und meinte: „Ich glaube, es wird euch immer leichter, euch dazu zu bekennen, dass ihr in Hermannstadt geboren seid“. Die deutsche Konsulin Judith Urban, die von Dr. Klein als „eine der unseren“ vorgestellt wurde, lobte die Auswahl des Brukenthalgymnasiums zum Thema der Veranstaltung: „Es ist eine exzellente Schule und ein Beispiel für viele andere“.

Ihren Bezug zu den Hermannstädtern von „hüben und drüben“ beschrieb sie folgendermaßen: „Ich wage mich zu sagen, dass ich die Hermannstädter von hüben inzwischen recht gut kenne. Nun freue ich mich, auch jene von drüben kennenzulernen“. Ihr Grußwort an die Versammelten begann Dagmar Zink, die Vorsitzende der HDH, mit einer Anekdote, welche die wachsende Bekanntschaft der Stadt am Zibin in Deutschland verdeutlichte. „Früher, wenn man nach der Herkunft gefragt wurde und Hermannstadt angab, lautete die nächste Frage immer, wo diese Stadt denn liege. In der Nähe von Salzburg, erklärte man. Heute, nach dem Erfolg des Kulturhauptstadtjahres braucht man keine Erklärungen mehr“, so Zink. Der Eröffnungsabend wurde von Elena und Ioan Bojin sowie Lidia Marina musikalisch umrahmt.

Dem eigentlichen Thema der Begegnung war der Vortrag in der Aula des Brukenthalgymasiums gewidmet, der am Samstagvormittag vom Schulleiter Gerold Hermann gehalten wurde. Auf der Grundlage des jüngsten Jahrbuchs der Schule stellte er die Aktivitäten, die Erfolge und die Probleme des Gymnasiums dar. Anschließend fand eine Diskussionsrunde statt. Die Gäste, fast alle ehemalige Brukenthalschüler, zeigten sich an allen Bereichen des Schullebens lebhaft interessiert. Zum Beispiel, wie gut die jetzigen Brukenthaler Deutsch sprechen? „Wir sind chronisch unzufrieden und haben damit Recht. Andererseits werden unsere Schüler für ihre Sprachkenntnisse bei Aufenthalten in Deutschland stets gelobt. Sie sprechen tatsächlich viel besser als zum Beispiel die Schüler aus Polen“, meinte der Schulleiter. Ein weiteres Gesprächsthema stellte die Stellenbesetzung dar. „Wir wollen gute Lehrer finden, die dazu in einer Sprache unterrichten können, die keine Landessprache ist.

Dadurch reduziert sich der Bewerberkreis um 99 Prozent“, erklärte Hermann die Schwierigkeit. Hinzu kommt die geringe Besoldung: „Es ist ein allgemeines Problem im Schulwesen, dass die Lehrer sehr schlecht bezahlt werden. Unsere potenziellen deutschsprechenden Pädagogen können in der freien Wirtschaft einen viel besser bezahlten Arbeitsplatz finden“, führte er aus. Nach dem Gespräch besuchten die Gäste die ausgebaute Mansarde und die Sporthalle. „Zu meiner Zeit, in den 70er Jahren, gab es in der Schule je zwei Klassen mit deutscher und rumänischer Unterrichtssprache. Und es waren nur Klassen der Oberstufe“, erinnerte sich Herta Daniel, die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Mit großem Interesse besuchte auch das Eheparr Hezel und Peter Bielz aus Australien die altehrwürdige Schule: „Wir kommen fast jedes Jahr nach Hermannstadt und staunen immer wieder, wie die Stadt sich entwickelt“, betonte Hazel Bielz.
Der Sonntagvormittag war dem Kirchgang und dem gemütlichen Beisammensein im Hof des Begegnungs- und Kulturzentrums „Friedrich Teutsch“ gewidmet. Dort boten die Musiker der Blaskapelle „Formusica“ unter der Leitung von Viorel Mailat, die Singgruppe „Sälwerfäddem“ sowie eine der Tanzgruppen des Brukenthalgymnasiums unter der Leitung von Gertraud Nowak und Bianke Grecu ein abwechslungsreiches Programm. Die zahlreichen Zuschauer würdigten die Künstler mit gebührendem Applaus. Den meisten Beifall erntete jedoch der figurenreiche Tanz „Uff am Rosboda“.