Ein Kronstädter Kennzeichen

Zu: Gruia Hilohi, Alexandru Filipescu – „Drumul Poienii Brașovului“, 126 Seiten, Kronstadt , Pro Corona SRL, 2018

Der zwischen 1963 und 1966 angelegte neue Schulerauweg ist einer der schönsten touristischen Straßen Rumäniens. Er verbindet Kronstadt mit der Postwiese als Ausgangspunkt mit der Schulerau, heute einer der bekanntesten Wintersportorte des Landes und bietet dabei einmalige Aussichten auf Kronstadt, das Burzenland und die benachbarten Bergen. Seit 2003 ist er als Landesstraße DN 1E eingestuft und hat nichts von seiner Bedeutung und Schönheit trotz des verstrichenen halben Jahrhunderts verloren. Anlässlich des 50-Jahre-Jubiläums dieses Weges wurde bei einer Fachtagung auch eine Broschüre vorgestellt, die dieser hervorragenden Wegbauleistung gewidmet war.
Vier Jahre später wurde nun bei einer Veranstaltung des Kronstädter Visum-Vereins im multikulturellen Zentrum der Kronstädter Transilvania-Hochschule die überarbeitete und ergänzte Fassung im Buchformat vorgestellt. Sie hat den Kronstädter Architekten Gruia Hilohi und den damaligen Projektleiter, Dipl.-Ingenieur Alexandru Filipescu, als Verfasser und ist von „Pro Corona“ herausgebracht.
Der Band beschreibt die technischen Merkmale dieser Straße, die Geschichte der Festlegung der Endtrasse unter mehreren Varianten, die technischen Herausforderungen, die gemeistert werden müssen. Vorgestellt wird auch die Entstehung der Schulerau mit den ersten modernen Unterkunftsmöglichkeiten in den 1920er Jahren sowie die Geschichte des unter Kronstädtern so bekannten und beliebten alten Schulerauweges, der ausgehend von der Oberen Vorstadt (Schei) und den Salomon-Felsen zu den damals noch ruhigen Wiesen der Schulerau führte.
Das Buch kann auch als Foto-Album gelten, weil das Bildmaterial überaus reich und auch wertvoll ist. Historische Fotos (beginnend mit jenen von Karl Lehmann), wie auch Presseausschnitte und alte Bauskizzen (ab 1879) sind Zeitdokumente, die den Wandel festhalten, die diese Gegend erfahren hat. Besonders ausführlich werden die verschiedenen Bustypen vorgestellt, die auf dem alten und dann auf dem neuen Schulerauweg verkehrten. Beeindruckend sind die Fotos und Berichte zu den damaligen als patriotisch und ehrenamtlich bezeichneten Arbeitseinsätzen von Schülern, Studenten und Werktätigen. Alexandru Filipescu, der im Januar seinen 91. Geburtstag begehen wird, sprach bei der Buchvorstellung auch von dem Enthusiasmus vieler Kronstädter für dieses Projekt, das sie als „ihre Straße“ empfanden. Er schlug vor, bei einem der beliebten Aussichtsstellen auch einen Obelisken aufzustellen mit den technischen Merkmalen dieser Straße und mit dem Entstehungsdatum. Den Fahrern auf der Schuleraustraße wünschte er weiterhin „Gute Fahrt!“ - der Weg ist nach wie vor sicher, schön und empfehlenswert. Architekt Gruia Hilohi, einer der besten Kenner der Kronstädter Baugeschichte, unterstrich die drei wichtigsten Attribute dieser technischen Leistung: firmitas (Stabilität), utilitas (Nützlichkeit), venustas (Attraktivität) und fand auch Argumente, um diese Straße als Kunstwerk des Straßenbaus gelten zu lassen.
Der Kronstädter Soziologe [tefan Ungurean ging bei seinen Betrachtungen auf die Folgen dieses Straßenbaus ein, die damals nicht alle geahnt werden konnten und die auch für die Schulerau selber gefährlich wurden. Er begrüßte das Erscheinen dieses Bandes, der vom Format her an eine Postkarte erinnert und auch viel Nostalgie weckt.
Der Band ist all jenen gewidmet, die diesen Weg ermöglicht haben, gerade in Zeiten, die nicht immer einfach waren. Er kann im Antiquitäten-Laden in der Diaconul-Coresi-Straße zum Preis von 68 Lei sowie über facebook bei Gruia Hilohi bestellt werden.