Ein umfassendes Filmlexikon

Von Gertrud Fernengel über Christian Maurer zu Nicky Wolcz

Es gibt eine Unmenge von Leuten und Berufen, die mit Film und Kino zu tun haben, und das auch in Rumänien seit 100 Jahren. Der Autor dieses Filmlexikons (Meronia Verlag), Bujor T. Rîpeanu, beschäftigt sich mit der Angelegenheit seit 50 Jahren, in seiner Datei hat er rund 10.000 Personen und Persönlichkeiten erfasst und für dieses Lexikon hat er 2345 ausgewählt. Ich denke, es war richtig, dass er auch das Übergreifen des Films auf das Fernsehen berücksichtigt hat, auch von der Produktion her,auch von der Verbreitung her, denn die große Zeit der Kinos an sich ist leider vorüber.
Auf verschiedene Art haben auch deutsche Filmschaffende in der Entwicklung der rumänischen Filmkunst oder der Herstellung der Filme über Rumänien eine Rolle gespielt. Stellvertretend für alle, die aus der Bukowina gekommen sind, nenne ich hier Josef Schmidt – er steht im Lexikon –, und seine Filme „Ein Lied geht um die Welt“ und „Heut ist der schönste Tag in meinem Leben“ wurden schon Mitte der Dreißigerjahre gemacht.

Wer ein Interesse für Zeitgeschichte hat, kann sich wundern, wieviele deutsche oder österreichische Kameraleute hier gefilmt haben, für die UFA-Wochenschau oder die Darstellung des Reiselands Rumänien. Auch diesbezüglich ist das Lexikion eine Fundgrube. Wir waren schon als junge Journalisten ungewöhnlich am Film interessiert. So finde ich eine Genugtuung darin, dass die damalige Filmkritikerin des „Neuen Wegs“, Gertrud Fernengel, ins Lexikon aufgenommen wurde. Sie wurde 1930 in Schäßurg geboren und ist vor vier Jahren in München gestoben, was der Autor in einer verbesserten Auflage des Lexikons einfügen kann. Für uns war lange Zeit Liviu Ciulei der absolute Meister des Films, schon weil er den „Wald der Gehängten“ nach Liviu Rebreanu gemacht hatte, mit Emmerich Schäffer in einer der Hauptotrollen. Schäffer hat auch nach seiner Auswanderung in Deutschland für Film und Fernsehen gearbeitet.

Im Lexikon steht gleich nach seinem Vater Thomas Ciulei, der in Amerika und Deutschland studiert hat, sowohl in Bukarest als auch in München eine eigene Produktionsfirma besitzt, Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor in einem, jeder seiner bisherigen Filme wurde preisgekrönt. In die gleiche Kategorie der bestens profilierten rumänischen Filmschaffenden gehört auch Hanno Höfer, der Sohn unserer ehemaligen Kollegen Helga und Edmund Höfer. Von den Kollegen in unserer Bukarester deutschen Fernsehredaktion steht Adrian Dr²gu{in im Lexikon, er hat bei Spielfilmen und Fernsehserien die Kamera geführt, er unterichtet als Hochschullehrer und hat auch sein Doktorat gemacht. In der ersten Periode hat in unserer deutschen  Redaktion – das steht genau im Lexikon – auch Liviu Hoffman gearbeitet, der aber vorher eine interessante Karriere als Publizist und Vertreter  von „Fox“ und „Paramount“ hinter sich hatte. Auf der gleichen Seite im Lexikon steht seine Tochter Cristina Hoffman, die in rumänischen Filmen mit Toma Caragiu gespielt hat und die gegenwärtig Direktorin des Rumänischen Kulturinstuts in Berlin ist.

In unserer damaligen ungarisch-deutschen Fernsehredaktion bat auch Stefan Fischer gearbeitet, der in Klausenburg geboren wurde und später als Kameranann in Deutschland gearbeitet hat. Er ist nicht zu verwechseln mit Gheorghe Fischer, dem gebürtigen Temeswarer – wir nannten ihn Gyuri – der das Bild für „Felix und Otilia“ gemacht hat – für die damalige Zeit einmalige Farben – und dafür auch preisgekrönt wurde. Er ist 2000 in Montreal gestorben. Von den Schrifstellerkollegen steht Frieder Schuller im Lexikon, Drehbuchautor, Regisseuer und Produzent, der schon 1984 den „Glockenkäufer“ in Rumänien gemacht hat, in dem auch das Gierlich Mai aufgetreten ist. Bei Radu Gabrea ist richtig angegeben, dass er die Filme nach den Romanen von Eginald Schlatter „Der geköpfte Hahn“ und „Rote Handschuhe“ gemacht hat.

Nachdem Christian Maurer – damals Schauspieler und Regisseur in Hermannstadt – einmal fürs Kino entdeckt worden war, hat er in mehreren Spielfilmen und Fernsehserien gespielt. Auch andere unserer deutschen Schauspieler stehen in Lexikon – etwa Peter Paulhoffer oder Hans Pomarius.
Und jetzt nähern wir uns stark der absoluten Gegenwart: Helmut Stürmer hat als Bühnenbildner mit großen Regisseuen zusammengearbeitet, zuletzt mit Silviu Purcărete („Irgendwo in Palilula“).  
Niky Wolcz kommt im Lexikon vor, hat er doch in der klassichen „Reconstituirea“ von Lucian Pintilie eine der Hauptrollen gespielt. Nur lässt der Autor des Lexikons den Schauspieler und Regisseur, der in Deutschland und den USA lebt, im Jahr 2008 sterben. Dabei hat Nicky Wolcz in diesem Herbst in Temeswar die „Niederungen“ nach Herta Müller gemacht.

 

 

Bujor T. Rîpeanu: Cine-matografiştii. 2345 cineaşti, actori, critici şi istorici de film... Meronia Verlag Bukarest. Für  Bestellungen durch Postversand: Tel. 021/210 38 70