Ein wichtiges Ziel: die deutsche Sprache in Rumänien zu erhalten und zu pflegen

ADZ-Gespräch mit Beate Köhler, Leiterin des Goethe-Instituts, und Bärbel An, Leiterin der Sprachabteilung

Für alle Deutschen, Deutschsprachigen und Deutschlernenden ist das Goethe-Institut in Bukarest eine große Chance. Die Einrichtung ist ein weit geöffnetes Tor zur deutschen Sprache und Kultur. Es bietet nicht nur zahlreiche Sprachkurse an, sondern auch einen Einblick in die neuen Entwicklungen in unterschiedlichen Bereichen der Kunst in Deutschland. Es veranstaltet Lesungen mit deutschen Autoren, Ausstellungen, Filmtage u. a. In der Bibliothek findet man Neuerscheinungen, Hörbücher, DVDs und CDs. Besonders wichtig ist die Unterstützung der Deutschlehrer und der in deutscher Sprache unterrichtenden Fachlehrer in Rumänien, für die das Institut Fortbildungen organisiert. Die Leiterin des Bukarester Goethe-Instituts, Beate Köhler, und die stellvertretende Institutsleiterin und gleichzeitig Leiterin der Sprachabteilung, Bärbel An, stellen in einem Gespräch mit Rohtraut Wittstock für die ADZ-Leser diese umfassende Bandbreite an Tätigkeiten im Dienst der deutschen Sprache dar.

In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gegründet, blickt das Goethe-Institut in Bukarest bereits auf eine beachtliche Geschichte zurück. Welches ist heute Ihr Zielpublikum und wo setzen Sie die Schwerpunkte?
Beate Köhler: Das Goethe-Institut hat sich primär zum Ziel gesetzt, ein realistisches Deutschlandbild zu vermitteln und über aktuelle Strömungen in Kunst und Kultur zu informieren. Wir legen sehr viel Wert darauf, mit Institutionen vor Ort partnerschaftliche Programme zu entwickeln.
Die Hauptzielgruppe sowohl im Kursbereich, als auch im Veranstaltungsbereich sind sicher junge Leute, die sich für Deutschland interessieren – aus ganz unterschiedlichen Gründen: Aus persönlichen Gründen, aus professionellen Gründen, Künstler, die sich interessieren für das, was künstlerisch in Deutschland läuft. Wir haben ein ziemlich junges Publikum.

Sie sagen, Sie sind darum bemüht, Projekte mit Partnerschaften durchzuführen. Welche besonders wichtigen Partner können Sie nennen?
Beate Köhler: Wir sind, was die Kulturprogramme angeht, sehr eng vernetzt mit etablierten Institutionen wie Museen – dem Kunstmuseum (MNAR), dem Museum für Gegenwartskunst (MNAC), dem Bauernmuseum. Wir sind vernetzt mit der Musikuniversität, mit der wir auch Schulungsprogramme und Workshops zusammen machen. Wir sind vernetzt mit ganz jungen Institutionen, wie dem Tanzfestival. Es ist also eine große Bandbreite an Institutionen.

Ist Ihre Tätigkeit dadurch beeinträchtigt, dass Sie jetzt in einem viel kleineren Gebäude untergebracht sind, als es dem Goethe-Institut früher zur Verfügung stand?
Beate Köhler: Ich empfinde unsere jetzige Unterbringung in der Hinsicht als unzulänglich, als wir keinen Veranstaltungssaal haben. Das heißt, die kleineren Formate, wie Lesungen, kleinere Ausstellungen, Diskussionsveranstaltungen können wir nicht in unseren Räumlichkeiten abhalten. Auch ein Filmklub ist jetzt nicht möglich, all diese Dinge, die uns eigentlich in engeren Gesprächskontakt mit unseren Zielgruppen bringen. Wir haben auch keine Cafeteria oder sonstige Kommunikationsflächen. Das heißt, unsere jetzige Unterbringung ist für den allgemeinen Publikumskontakt schwierig. Wir fühlen uns ein bisschen wie ein Büroinstitut mit Klassenräumen.

Wird sich das in absehbarer Zeit ändern? Denn das Gebäude, das das Goethe-Institut einmal beziehen soll, gibt es ja.
Beate Köhler: Ja, es soll die ehemalige Reichsgesandtschaft auf der Calea Victoriei für das Goethe-Institut hergerichtet werden, ein wunderschönes Gebäude in einer sehr guten Lage. Das ist aber im Moment in der Planungsphase, weil die notwendigen Gelder dafür dem Goethe-Institut nicht zur Verfügung stehen. Aber wir werden perspektivisch wieder aus dieser Zwischenunterbringung umziehen und wir wünschen uns, dass das so schnell wie möglich vonstatten geht.

Für jeden, der an deutscher Sprache und Kultur interessiert ist, ist das Goethe-Institut eine wichtige Anlaufstelle. Das gilt auch für Angehörige der deutschen Minderheit. Was tut das Goethe-Institut für die deutsche Minderheit?
Bärbel An: Im Blickpunkt unserer Arbeit für die deutsche Minderheit liegt die Sprache. Wir haben jedes Jahr neue Programme für die Deutschlehrer. Wir haben drei Schwerpunkte: Der eine Schwerpunkt ist, die Sprache zu pflegen und zu erhalten. Bei den Kollegen von den Schulen, wo es Deutsch als Unterrichtssprache gibt, unterstützen wir die Fachkollegen, also nicht unbedingt die Deutschlehrer, die sprechen gut Deutsch. Aber die Fachlehrer sprechen nicht mehr alle gut Deutsch und da bieten wir Sprachkurse an. Einmal im Block jedes Jahr in den Sommerferien gibt es einen Kurs und während des Jahres können die Kollegen dann bei uns in die laufenden Kurse reinkommen, je nach Sprachniveau.

Dann haben wir Lehrerfortbildungen, die sich auch wieder in zwei große Blöcke unterteilen. Das eine sind Lehrerfortbildungen speziell für die Primarlehrer. Da machen wir immer zwei im Jahr, eine in Mediasch und eine in Bukarest. Dann haben wir einen zweiten Schwerpunkt, das sind die jungen Lehrer, die uns sehr am Herzen liegen. Das hat den Hintergrund, dass wir sagen, wir müssen die jungen Lehrer speziell stützen, damit sie im Beruf bleiben und damit dort etwas mitaufgebaut wird. Da bieten wir jedes Jahr ein zweiwöchiges Seminar auch in den Sommerferien.

Und dann unterstützen wir, vor allem auch mit neuen Lehrmaterialien, die Lehrmittelzentren, die dann für alle Lehrer offen stehen. Außerdem unterstützen wir die jährliche Tagung des Deutschlehrerverbands, und das nicht nur mit Referenten aus Deutschland.

Beate Köhler: Wir haben auch noch im Rahmen der Minderheitenmittel Unterstützungen laufen für Bibliotheken im Land, die speziell aktuelle Informationen aus Deutschland für die Minderheit zur Verfügung stellen, oder Zeitschriften und andere Publikationen. Das machen wir im Rahmen unserer Bibliothekskooperation.

Welche Bibliotheken sind das?
Beate Köhler: Das sind die Bibliotheken und Lesesäle in Reschitza, Hermannstadt, Kronstadt, also an Orten, an denen sich die deutsche Minderheit konzentriert, aber auch in Jassy oder Craiova.
Bärbel An: Und es sind Lesesäle auch in der Republik Moldau, also in Chişinău, in Bălţi, da gibt es auch solche Außenstellen. Da liegen Zeitschriften, auch Belletristik auf, aber auch Lehrmaterialien oder Ähnliches.

Werden die Kurse für die Lehrer als Fortbildung anerkannt?
Bärbel An: Wir sind seit rund anderthalb Jahren im Gespräch mit dem Bildungsministerium. Wir haben jetzt speziell für das Junglehrerseminar alle Unterlagen eingereicht, haben da auch eine Verfahrensnummer, aber wir haben noch keinen Bescheid.
Es geht bereits das Einzelanrechnungsverfahren, aber das ist natürlich umständlich, also dass der einzelne Kollege hingeht und sich das anerkennen lässt. Aber was wir möchten ist, dass man praktisch das Programm selber akkreditieren lässt.

Es gab in den letzten Wochen eine ganze Reihe an interessanten Kulturveranstaltungen.
Beate Köhler: Im November lief vor allem unsere jährliche Filmwoche mit einer Vielzahl von ganz neuen Filmen. Zur Eröffnung lief der Film „Drei“ von Tom Tykwer, einem der derzeit renommiertesten deutschen Regisseure, über eine moderne Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau. Dann war im MNAC bis zum vergangenen Wochenende eine große Architekturausstellung, die das Institut für Auslandsbeziehungen zusammengestellt hat, über junge deutsche Architekten und deren ambitionierte Projekte in Deutschland und im Ausland zu sehen.
Alle unsere Veranstaltungen sind in unserem Programmheft oder auf der Webpage angekündigt.

Jeder, der gerne in deutscher Sprache liest, weiß, dass er in der Bibliothek des Goethe-Instituts eine reiche Auswahl an Lektüre hat, die ihm sonst nicht zur Verfügung steht.
Beate Köhler: Unsere Bibliothek leidet etwas an der vorhin von Ihnen schon angesprochenen Problematik der Unterbringung. Wir hatten ja im alten Gebäude eine viel größere Bibliothek und haben die Hälfte unserer Bestände lagern müssen. Unsere Bibliothek bemüht sich, aktuelle deutsche Belletristik, zunehmend aber auch DVD und CD zur Verfügung zu stellen, weil das immer mehr nachgefragt wird.

Ein ganz wichtiger Bestandteil Ihrer Arbeit sind die Deutschkurse für Deutschlerner.
Bärbel An: Wir bieten Intensiv- und Extensivkurse an. Im Moment haben wir 53 Klassen, unser Haus quillt aus allen Nähten, das heißt, wir haben Unterricht durchgehend von Montag Früh um acht Uhr bis Sonntag abends und wir haben Firmenkurse, die ausgelagert sind. Von daher sind wir also voll belegt und sind sehr am Limit auch an Räumen. Die Nachfrage ist groß, im Gegensatz zu den anderen europäischen Sprachen ist Deutsch nicht eingebrochen mit der Krise, sondern die Nachfrage ist gestiegen, weil die Leute nach Deutschland wollen.
Auch für die Prüfungen ist die Nachfrage gestiegen. Wir werden bis Ende des Jahres über 2000 Prüfungen hinausgehen.

Ich kann mir vorstellen, dass die Leute sehr motiviert sind und sehr gut lernen.
Bärbel An: Wir haben tolle Kursteilnehmer, das heißt, das sind junge motivierte Leute, oft mit einem ganz konkreten Ziel, warum sie Deutsch lernen. Es gibt die Gruppe der jungen Mediziner, die nach Deutschland will, oder es gibt die Studenten, die in Deutschland studieren wollen oder einen deutschen Studiengang hier im Land besuchen wollen.
Beate Köhler: Wir haben auch mit einer Rechtsanwaltskanzlei hier in Bukarest eine Kooperation und bieten Juristenkurse an. Das sind dann sprachliche Fortbildungen und gleichzeitig Fachfortbildungen. Auch das ist sehr groß nachgefragt. Es gibt auch viele junge Leute, die zu uns kommen, weil sie sich hier auf die Gruppe der deutschen Firmen konzentrieren in ihrer Arbeit als Juristen.  

Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Schiller-Haus?
Bärbel An: Ja, wir haben eine Prüfungskooperation. Das Schiller-Haus nimmt auch Prüfungen ab. Wir prüfen natürlich selbst im Goethe-Institut und es kann geprüft werden auch im Kulturzentrum in Klausenburg und im Kulturzentrum in Jassy.

Wie versuchen Sie, auch ein jüngeres Publikum anzusprechen?
Bärbel An: Wir haben in den letzten Monaten viel Energie gesteckt in den Aufbau einer Webseite für junge Leute im Alter zwischen 13 und 17, 18 Jahren, mit dem Ziel, dass wir für Deutsch werben, und zwar speziell bei dieser Altersgruppe und bei den Eltern. Das Ziel ist nicht, dass wir in unsere Kurse Leute kriegen, sondern dass die Eltern sich mit ihren Kindern zusammen wieder mehr für Deutsch entscheiden. Es ist eine Homepage, auf der gibt es viele Möglichkeiten für die Kinder zum Mitmachen, zum Spielen und Raten. Die Webadresse ist www.goethe.de/fokuspegermana und Fokus wird mit „k“ geschrieben. Das ist kein Druckfehler, sondern der Fokus liegt auf dem Deutschen. Auf dieser Homepage gibt es einen Menüpunkt für Eltern und dort sieht man im Moment 254 Schulen, wo man Deutsch lernen kann im ganzen Land. Es sind also Informationen zu den Schulen. Wir hoffen, dass wir dadurch Deutsch stabilisieren können, dass sich doch mehr junge Menschen, mehr Kinder mit ihren Eltern zusammen für Deutsch entscheiden.