EIN WORT ZUM NEUEN JAHR: Gott sagt uns seinen Trost zu

 

Jahreslosung 2016:

Gott spricht: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jes. 66,13)

Liebe Schwestern und Brüder!

Das ist ein gutes und schönes Wort am Anfang des neuen Jahres 2016. Es zeigt uns, dass Gott, wie zu Weihnachten mit seinem Sohn, auch mit seinem guten Wort zu uns kommen will. In unser Menschsein. In unsere persönliche Sphäre. Und in unsere menschliche Gemeinschaft. Diese Losung lässt vor unseren Augen Bilder entstehen: Ein Neugeborenes auf den Armen der Mutter, das Kind an der sicheren Hand der Mutter, eine Mutter, die ihr Kind tröstet, wenn es sich weh getan hat, die Mutter, die ihr Kind umarmt vor dem Schlafengehen. Mutterliebe hat Symbolkraft: Sie schützt das wehrlose und bedürftige Kind vor allem Bösen. Der Prophet Jesaja will damit sagen: So ist Gott zu euch. Er gibt dies Wort Gottes weiter den Erwachsenen – damals im 6. Jahrhundert v. Chr., dem Volk Israel nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil. Die Juden dachten, mit der Rückkehr wird alles wieder gut. Aber gerade jüdische Machthaber solidarisierten sich nicht mit ihren eigenen einfachen Landsleuten und viele gerieten in Verarmung und Schuldknechtschaft. Sie bedurften des Trostes.

Unrecht und Ungerechtigkeit zerstören das Zusammenleben, ja spalten eine Gesellschaft. Damals wie heute. Wer die Ereignisse in der Welt und in unserem Land in den letzten Jahren und besonders 2015 beleuchtet, wird erschreckend feststellen, dass sich Verhaltensweisen und Zustände auch über 2500 Jahre nicht wesentlich verändert haben. Die Gesellschaft scheint aus den Fugen zu geraten und die Welt nicht mehr ganz bei Trost zu sein: Blutige Anschläge im Westen Europas. Im Osten Europas ein schwelender Nachbarschaftskonflikt an unserer Grenze. Ein weiterer zwischen Russland und Türkei schraubt sich hoch. Wachsende Uneinigkeit in der EU. EU-Staaten in großer Finanznot. Zerfallen von Staaten im Nahen Osten in Krieg und Bürgerkrieg. Millionen Menschen auf der Flucht und Suche nach Zuflucht in Europa. Im Westen, aber bald auch bei uns. Einige befürchten dadurch Unordnung und Gefahr. Andere säen Hass und Fremdenfeindlichkeit. Dazu kamen Demos gegen Korruption und Verantwortungslosigkeit, Vettern- und Misswirtschaft in unserem Land. Neue Regierung. Alte Parteien.

Neue Not. Alte Not. Die Not mit ihren vielen Gesichtern gibt es nach wie vor: Verlassene Kinder, abgeschobene Alte, benachteiligte Menschen, perspektivlose Jugendliche, auseinandergehende Familien, trotz digitaler Netzwerke seelisch alleingelassene und verkümmerte Nachbarn und anderes mehr. Gerade in solche Situationen hinein sagt uns Gott seinen Trost zu. Die gute Hand Gottes zu spüren, seine Liebe zu begreifen, seinen Trost zu fühlen, ist nicht immer leicht. Manchmal verstehen wir Gottes Sprache nicht. Es geht oft zu laut her in unserem Leben, dass wir die leisen Worte des Herrn hören. Unverständlich bleibt uns Armut, Verlassenheit, Not und der gewaltsame Tod so vieler unschuldiger Menschen. Gottes Verheißung aber bleibt: Gott ist für uns da. Wir dürfen ihn rufen und anrufen. Er antwortet uns auf verschiedene Weise: Er sendet uns seinen Sohn und lässt es Weihnachten werden. Er tut es selbst auch in seinem Wort, im Abendmahl, in der christlichen Gemeinde. Gottes Trost verbindet Himmel und Erde. Er allein vermag es, über Bitten und Verstehen, zu trösten.

Er gibt uns Wegbegleiter wie Martin Luther und Johannes Honterus, welche die Menschen ihrer Zeit, im 16 Jahrhundert, aber auch bis heute von der Angst vor dem Fegefeuer und der Zahlung von Ablass befreiten, um die Gnade und den Trost Gottes in einem gläubigen Herzen zu empfangen.  Dieser beiden Reformatoren der Evangelischen Kirche überhaupt und in Siebenbürgen gedenken wir 2016 im „Jahr der Reformatoren“. Es lohnt sich, ihren Spuren nachzugehen und zu entdecken, dass Gott uns unendlich liebt und mit allen seinen guten Gaben bei uns sein will, unter denen der Trost eine kostbare und liebliche ist. Gott beauftragt auch uns selbst, sein Fußvolk auf Erden, an der Verwirklichung seiner Verheißungen mitzuwirken.

Damit der Himmel – das sind Frieden, Liebe und Geborgenheit – sich immer mehr in unserer kleinen und in der großen Welt breit macht. Wo Trost ist, wächst Vertrauen und entsteht Selbstvertrauen. Als Christen sind wir gerufen, einer in Unordnung geratenen Welt die gute Ordnung Gottes vorzuleben. Eine Welt, die aus Liebe und Vergebung, aus Toleranz und Freiheit, aus Verantwortungsbewusstsein und Gemeinschaftssinn, aus Solidarität und Nachhaltigkeit, aus Aufbauen und Pflegen besteht. Diese christlichen wie humanen Werte zu leben und denen zu wehren, die Angst und Unruhe stiften, beauftragt uns der Gott des Trostes. Bei allem was 2015 war und 2016 kommen wird – lasset uns von Gott getröstete Tröster werden im Kleinen wie im Großen, ein jeder an seinem Platz. So segne uns der Herr der Zeit an jedem der 366 Tage des Jahres 2016. Gott erhalte uns.