Einbruch im Rathaus

Der Verdacht fällt auf den zurückgetretenen Bürgermeister

Bozovici – Wildwest-Verhältnisse in der Gemeinde Lăpuşnicul Mare im Almasch-Tal: Samstag meldete die Reinemachefrau des Rathauses, dass die Eingangstür zum Rathaus im Laufe der Nacht aufgebrochen wurde und dass auch der Aktenschrank aufgebrochen sei. Dort wurden alle Dokumente des Rathauses, die seit 2010 entstanden sind, aufbewahrt. Der Verdacht der am 11. Juni gewählten jungen Bürgermeisterin Mihaela Drăgilă (PNL) sowie der Mehrheit des Ratshauspersonals fällt auf Ex-Bürgermeister Ion Lala (PSD), eine der pittoresken Gestalten unter den Bürgermeistern des Banater Berglands. Der Aktenschrank, der anscheinend Ziel des Einbruchs war, enthält Rechnungen, Buchhaltungsdokumente und Verträge, die vom ehemaligen Bürgermeister Ion Lala (die Situation im „Lala-Land“ Lăpuşnicul Mare, wo der Porschefahrer Ion Lala und sein Sohn sich wie allmächtige Potentaten gebärdeten, ist in der ADZ beschrieben worden) zwischen 2010 und dem Zeitpunkt seines Rücktritts – Februar 2017 – unterzeichnet bzw. gegengezeichnet wurden.

Bürgermeisterin Drăgilă, die sich zusammen mit einem Teil des Ratshauspersonals einfand, noch bevor die Polizei eintraf, erklärte später den Medien: „Die Polizei traf am Ort des Einbruchs mit einem Einsatzwagen ein. Doch der Herr, der mit dem Einsatzteam kam, meinte sofort, er erinnere sich gut daran, dass die Eingangstür zum Rathaus auch am Wahltag nur problematisch zu öffnen war. Andrerseits sagt uns die Reinemachefrau, dass die Tür, die sie seit Jahren allmorgendlich als erste öffnet, sich bisher anders öffnen ließ, als nach dem Einbruch. Außerdem fand sie den Aktenschrank geöffnet vor. Man sieht, dass an beiden Griffen heftig gezogen wurde, bis die Tür nachgab.“
Der neuen Bürgermeisterin scheint das Verhalten ihres zurückgetretenen Amtsvorgängers suspekt: „Vor ein paar Tagen schaute der ehemalige Bürgermeister herein und fragte, vor Zeugen, den Buchhalter des Rathauses: ‘Luca, willst du mich ins Gefängnis bringen?’ Der Buchhalter ist hier anwesend, desgleichen der Ingenieur vom Landwirtschaftsregister, der das mit anhörte. Außerdem war der Herr Ex-Bürgermeister auch am Vorabend des Einbruchs da und hat sich umgeschaut...“

Vielleicht ist es nicht ohne Bedeutung, zu wissen, dass dies eigentlich schon der zweite Einbruch im Rathaus Lăpuşnicul Mare ist, jedesmal war der Aktenschrank das Ziel. Beim ersten Einbruch reichte der Buchhalter des Rathauses eine Klage gegen Unbekannt ein, nachdem die Aktenschränke aufgebrochen vorgefunden wurden. Er zog wenig später seine Klage zurück, denn die Bibliothekarin der Gemeinde und ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes hatten ihm gestanden, dass sie die Täter gewesen sind, auf Aufforderung des damals amtierenden Bürgermeisters Lala. Ion Lala war vor zwei Wochen im Rathaus aufgetaucht, am Montag nach den Teilwahlen, und ließ einen LCD-Samsung-Fernseher (registriert im Rathaus mit einem Wert von 6000 Lei) aus dem Bürgermeisterbüro in sein Auto tragen. Der gehöre ihm. Lala ordnete dem Herrn vom Katastrophenschutz an – derselbe, der mal den Aktenschrank auf Befehl des Bürgermeisters aufgebrochen hatte – , den Fernseher hinauszutragen. Der sei sein persönlicher Besitz – „und ich möge bittschön nicht vergessen, dass ich bloß Bürgermeisterin wurde, weil er zurückgetreten ist“, sagte Mihaela Drăgilă den Medien.

Ion Lala behauptet steif und fest, mit dem Einbruch nichts zu tun zu haben. Und er hätte auch nie im Rathaus etwas zum Buchhalter gesagt, seit er zurückgetreten sei. „Das ist die Abgeschmacktheit des Tages! Ich hab mit niemand eine Diskussion gehabt. Ich bin aus dem Rathaus fort und damit Pussy!“ Allerdings gibt er zu, dass er aus dem Rathaus „meinen Fernseher“ mitgenommen hat: „Ich habe Zeugen, dass das mein Fernseher ist. Ich bin doch nicht verrückt, mir aus dem Rathaus einen Fernseher zu nehmen, den das Rathaus gekauft hat!“
Die Polizei verweigert jede Auskunft über den Einbruch, „bevor die Untersuchungen abgeschlossen sind.“ Außerdem sollen noch die Aufnahmen der Video-Kameras ausgewertet werden. Sicher sei nur eins: von Freitagnachmittag bis zum Augenblick, als über 112 die Polizei angerufen wurde, hat niemand offiziell das Rathaus betreten.