Eine Banater Kirchweih in Sanktanna

Das traditionelle Fest bleibt in der Arader Ebene erhalten

Trachtenmarsch vor der Mutter-Anna-Kirche aus Sanktanna. Es beteiligten sich rund 20 Paare an der diesjährigen Kerweih. Für das Fest reisten rund 400 Personen an.

Trachten in Schwarz und Weiß: Das Kirchweihfest wurde ganz nach alter Sitte veranstaltet. Foto:Zoltán Pázmány

„Weh dem, der keine Heimat hat!“ schrieb der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche in seinem Gedich „Vereinsamt“. Anton Bleiziffer, Kulturbeauftragter der Heimatsortsgemeinschaft (HOG) Sanktanna, führt dem bekannten Zitat hinzu: „Wir haben eine Heimat und wir stehen dazu.“

Darum reisen auch jedes Jahr Hunderte Rumäniendeutsche aus der ganzen Welt nach Sanktanna/Sântana an. „Wir kommen immer wieder gerne“, so Bleiziffer. „Solange wir kommen dürfen und können.“

Die Rückkehr in die alte Heimat wäre nicht möglich, gäbe es vor Ort keine aktive deutsche Gemeinde, die sich um den Erhalt der Traditionen bemüht. Das Demokratische Forum der Deutschen aus Sanktanna versucht die alten Feste weiterzutragen und sucht deswegen den Kontakt mit der Jugend. Es geht in erster Linie nicht um Abstammung. Man muss kein Deutscher sein, um an der Kirchweih teilzunehmen. Man muss nur Sanktannaer sein. Für den HOG-Vorsitzenden Josef Lutz bedeutet das Brauchtumspflege und eine offene Haltung gegenüber der Geschichte.

Die Gemeinde Sanktanna wurde 1742 gegründet. Dreizehn Jahre später lebten 2.413 Personen in der Arader Ebene. Vor 146 Jahren wurde das erste Kirchweihfest veranstaltet. Bis vor der Wende 1989 versammelten sich zu dem besonderen Ereignis über 700 Personen. Heute beteiligen sich am Fest etwas mehr als die Hälfte. Im Vergleich zu früher kaum eine Leistung, im Vergleich zur gegenwärtigen Lage der deutschen Minderheit in Rumänien und im Banat, ein beispielhaftes Ergebnis: Mit fast 400 Teilnehmern ist die Kirchweih in Sanktanna vielleicht das größte heute noch stattfindende Fest dieser Art in Westrumänien.

„Wir kommen gerne zurück nach Hause“, so Josef Lutz. Entfernungen würden auch keine Rolle spielen, denn es sei wichtig, dass man zu seinen Wurzeln zurückkommt. Und diese bleiben auf dem heutigen Gebiet Rumäniens, auch wenn die Ausgewanderten heute in Deutschland, den Vereinigten Staaten oder Kanada leben.

In Sanktanna leben heute nur noch 360 Deutsche. Sie würden den Kern bilden, der es den Ausgewanderten ermöglicht, zurück in die alte Heimat zu kommen. „Ohne sie wäre es nicht so authentisch und nicht so dörflich geprägt“, findet Bleiziffer.

Ein großer Verdienst gebührt den Lehrkräften von der Sanktanna-Schule. Bis zur achten Klasse wird der Unterricht auch komplett auf Deutsch gemacht. Jedoch bemüht sich die Schulleiterin Anna Höniges sowie die Deutschlehrerinnen nicht nur um den Erhalt der deutschen Sprache sondern auch der Banatschwäbischen Bräuche. Das ganze Jahr über veranstaltet die Schule traditionelle Feste wie etwa Fasching, den Maibaumtanz oder den Sanktmartinstag. Dadurch hat die deutsche Gemeinde Jugendliche gewonnen, die sich aktiv an den Festen beteiligen. Beim diesjährigen Kirchweihfest tanzten über 20 Paare. Im Durchschnitt sind es bis zu 30.

Die HOG Sanktanna unterstützt die Projekte und Aktionen des Ortsforums, das von Martin Reinholz geleitet wird, sowie des Pfarrgemeinderates und der Schule. Der Vorstand der Heimatsortsgemeinschaft hat sich in den letzten zwei Jahren verjüngt. „Es besteht ein sehr gutes Verhältnis sowohl zum demokratischen Forum als auch zum Kirchenrat“, sagt Josef Lutz.

Durch die Zusammenarbeit wurde im letzten Jahr ein Jugend-Blasorchester auf die Beine gestellt. Dieses spielte heuer während den Sanktannaer Festtagen. Bei der Kirchweih spielte die „Blaskapelle Sanktanna“ aus Deutschland.

Die Zusammenarbeit läuft auch zu anderen HOGs und Gemeinden sehr gut. Zwischen 50 und 100 Gäste stammten aus anderen Ortschaften wie Sackelhausen oder Großjetscha. Somit steht die Kirchweih in Sanktanna inzwischen für das Banat.

"Manche Banater Dörfer haben viel buntere Trachten, aber die einfache Schwarz-Weiß-Mischung stellt für uns die Farbe unserer Heimat dar“, so Bleiziffer. „Es steht für die guten und schlechten Zeiten, für die Höhen und Tiefen. Ich denke, besser könnte man unsere Geschichte gar nicht zusammenfassen."