Eine bisher misslungene Rückgabe

Die alte deutsche Schule in Wolkendorf

Die Deutsche Schule in Wolkendorf: zentrale Lage, leerstehend, ungewisse Zukunft. Foto: Ralf Sudrigian

Es ist paradox und traurig, was sich in den letzten Jahren mit der deutschen Schule in Wolkendorf zutrug. Sie wurde der evangelischen Kirchengemeinde rückerstattet und sollte eigentlich unter dem neuen/alten Eigentümer weiter ihrem noblen ursprünglichen Zweck – der Erziehung der Wolkendorfer Schüler - dienen. Stattdessen steht sie heute, seit bald zehn Jahren, verlassen da und bietet einen traurigen Anblick.

Die alte sächsische Volksschule ist einer der repräsentativen Gemeindebauten Wolkendorfs wie auch das Elektrizitätswerk und das Erholungsheim der evangelischen Kirche (beide in der Obergasse gelegen) oder die Mühle in der Mühlgasse. Erbaut wurde die in der Hauptgasse gelegene Schule von dem Ingenieuren Josef Nekolny in den Jahren 1892-93. Mit ihrer neoklassizistischen Fassade, an der weiterhin die Statuen von Martin Luther an der Westseite und Philipp Melanchton an der Ostseite wachen, erinnert dieses stolze Gebäude an den Wohlstand der Gemeinde von einst, an die Achtung, die ihre sächsische Bevölkerung dem Unterricht, der Allgemeinbildung zollte. Jetzt flattern  leider zerfledderte Planen an den inzwischen weitgehend fensterlosen Wänden - Fahnen des Unvermögens, der Kapitulation im Kampf um die Zukunft dieser imposanten Dorfschule. Da ist es regelrecht ein Hohn zu erfahren, dass inzwi-schen dieses Gebäude zum Baudenkmal erklärt wurde.

Wie konnte es aber so weit kommen oder, treffender gesagt, so tief heruntergehen? Es ist eine Geschichte mit widersprüchlichen Erklärungsversuchen, dubiosen Partnern, schlecht verfassten Verträgen, juristischen Winkelzügen, bürokratischen Verwicklungen, die nun in einen Teufelskreis von Verwirrungen, Erwartungen und Forderungen zu landen droht. Wer und weshalb seinerzeit auf den Mietvertrag zwischen der Kirche als Eigentümer und dem Rathaus als Träger der Schule verzichtet hat, wird heute verschieden gedeutet. Der gegenwärtige Bürgermeister Gheorghe Călburean ist der Meinung, dass sein Vorgänger den damaligen evangelischen Pfarrer irregeleitet hatte.

Tatsache ist, dass der neu zustande gekommene Pachtvertrag auf 49 Jahre zwischen Kirche und der GmbH „Rombi Management“ eine denkbar schlechte Wahl war. „Rombi“ versprach ehrgeizige Projekte mit EU-Finanzierung im Bereich Erziehung um aber gleich im nächsten Vertragspunkt auch die allumfassende Floskel „Tätigkeiten von öffentlichem Interesse“ unterzubringen. Wie immer auch: nichts geschah, keine Miete wurde gezahlt, die Schule wurde zum Sitz gleich mehrerer „Briefkastenfirmen“. Die einzigen Reparaturarbeiten am Dach wurden anscheinend ohne legale Verträge durchgeführt, da nun keine Rechnungen dafür vorgelegt werden können, heißt es sowohl seitens des Bürgeramtes als auch von der evangelischen Kirche.

Um aus diesem ruinösen Pachtvertrag aussteigen zu können, wandte sich die evangelische Kirchengemeinde schließlich doch an das Bürgermeisteramt. Dieses sei interessiert, so Bürgermeister Călburean, die alte Schule zu sanieren und wieder als solche zu nutzen. „Gern würden wir da  demnächst eine deutsche Klasse einrichten“, sagt er. Die jetzige Wolkendorfer Schule sei zu klein; es wird in Schichten unterrichtet und es gibt, im Unterschied zu der gut 112 Jahre alten Schule, keinen Turnsaal. Zwischen Kirche und Rathaus wurde in diesem Sinne ein Abkommen unterschrieben. Das ermöglichte dem Rathaus, gegen „Rombi“ zu prozessieren. Um die Firma als insolvent erklären zu können, verlangte die Gemeinde von dieser, die fälligen Steuern samt Verzugszinsen zu begleichen.  Die Summe war dann auch fürs Bürgermeisteramt überraschend hoch – irgendwo bei 70.000 Lei.

Dieses war Anfang April der Stand der Dinge. Nun geht es um die Begleichung dieser Summe. „Rombi“ wird insolvent erklärt, der Pachtvertrag gekündigt aber der Eigentümer der Schule (die Kirchengemeinde) könnte für die fälligen Gebühren zur Kasse gebeten werden. Es besteht die Möglichkeit, sagt Pfarrer Uwe Seidner, entweder von der politischen Gemeinde eine hohe Miete zu fordern um diese Schulden zu begleichen oder das Bürgermeisteramt übernimmt die Sanierungskosten, verzichtet auf die Schulden (was aber juristisch problematisch ist, weil es gerade wegen den Schulden mit „Rombi“ einen Prozess gab – Anm. d. Verfassers) und zahlt anschließend nur eine symbolische Miete fürs Schulgebäude.

Bürgermeister Călburean signalisierte gute Absichten: so schnell wie möglich müssten zunächst erste dringliche Konservierungsarbeiten am Schulgebäude beginnen, wenn dafür der legale Rahmen festgelegt wird. „Letztendlich ziehen wir und das Bürgermeisteramt am selben Strang“, sagt Pfarrer Seidner in Bezug auf die Schule. Es ist die Hoffnung an die man sich nun klammert, um der Deutschen Schule ein trauriges, für die Wolkendorfer Sachsen und ihre Vorfahren unwürdiges Schicksal zu ersparen.