Eine Buchvorstellung unter Freunden

Raluca Nelepcu schrieb „Mit Herzblut dabei“

Raluca Nelepcu bei der Buchvorstellung im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus. Foto: Zoltán Pázmány

Das Ereignis verlief wie ein kleines Treffen unter den Mitgliedern des Berglandforums: Raluca Nelepcu stellte ihren ersten Band, „Mit Herzblut dabei. Menschen, die sich für die Banater deutsche Gemeinschaft stark machen“, Ende März im Deutschen Alexander-Tietz-Zentrum in Reschitza/Reșița vor. Durch den Nachmittag führte der Gastgeber und Herausgeber des Bandes, Erwin Josef Țigla, der zunächst einige Worte aus einem Beitrag der ADZ-Redakteurin vorlas. Darin ging es um Margarethe Szivacsek, die 90-jährige ehemalige Russlanddeportierte, die in unmittelbarer Nähe des Tietz-Zentrums wohnt und über die Raluca Nelepcu im vergangenen Jahr geschrieben hatte. Margarethe Szivacsek saß unterdessen in der ersten Reihe bei der Buchvorstellung und lächelte. Die Frau hatte fünf Jahre in der ehemaligen Sowjetunion verbracht und auch sonst war ihr Leben nicht immer leicht gewesen. Trotzdem fand sie immer wieder den Mut und die Kraft, weiterzumachen – und nicht selten mit einem Lächeln im Gesicht.

„Die Lebensgeschichten der Menschen aus dem Buch haben mich beeindruckt und berührt. Wenn man mal einen schlechten Tag hat und man dann mit einem Menschen spricht, der es viel schwerer hat, dann lernt man das eigene Leben so richtig schätzen“, sagte die Journalistin bei der Buchvorstellung. Begonnen hatte das Ereignis mit einigen Liedern, die der in Reschitza lebende Italiener Vincenzo Cerra, auch als Vincenzo Musi bekannt, auf seiner Gitarre spielte. Auch Vincenzo Cerra, der bei zahlreichen Veranstaltungen des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen dabei ist, gehört zu den Menschen, die im Buch porträtiert werden.

Über Raluca Nelepcu und ihr Buch, aber auch über die Schwierigkeiten des deutsch-sprachigen Journalisten in Rumänien berichtete der langjährige ADZ/BZ-Redakteur Werner Kremm. Werner Kremm verriet einiges aus der internen Küche der Zeitung, verpasste es aber nicht, seine Kollegin Raluca Nelepcu („eine sehr verlässliche Kollegin“ – Werner Kremm) mit wohlwollender Kritik zu bedenken. Eine Kritik, die die ADZ-Redakteurin schon immer zu schätzen wusste, wie sie selbst zugab. Der Verfasser des viel gelesenen politischen Donnerstagskommentars der ADZ erwähnte u. a. die Tatsache, dass in dem Buch nicht alle, die es verdient hätten, zum Zuge kommen. Er gab das Beispiel des Sanktannaer Deutschen Forums an, das bei der Worschtkoschtprob, dem BZ-Traditionsfest, im Jahr 2014 besonders aktiv und unterstützend agierte. „Die gute Nachricht ist, dass es viel mehr Menschen gibt, die sich für die deutsche Gemeinschaft stark machen, als ich sie in diesem Buch vorstelle“, sagte Raluca Nelepcu. Der Band bringt nur einige Menschen, die einen gewissen Beitrag zum Erhalt des Deutschtums aus dem Banat leisten, dem Leser näher – die Wahl sei subjektiv ausgefallen, verriet Raluca Nelepcu. Werner Kremm betonte außerdem, dass er die Artikel, die Raluca Nelepcu über die Themen, die mit dem Glauben zu tun haben, als besonders gelungen hält – die Journalistin würde sich mit diesem Thema identifizieren und das läse sich aus den Artikeln heraus, sagte Kremm.

Der Buchvorstellung in Reschitza folgte eine Buchvorstellung in Temeswar, die ursprünglich im Video-Saal im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus angesetzt war. Die Veranstalter entschieden sich jedoch spontan, sie in den großen Karl-Singer-Saal zu verlagern – eine gute Entscheidung, denn schließlich kamen mehr Menschen als erwartet, um Raluca Nelepcu bei diesem für sie wichtigen Event beizustehen. Es waren viele Menschen aus dem Buch anwesend, darunter Helen Alba, Dietlinde Huhn, Edith Singer, Herbert Grün, Andreea Lăpugean, Teodora Mateoc, Arthur Funk, Helmut Weinschrott, Claudiu Călin, ja sogar der römisch-katholische Bischof in Temeswar, Josef Csaba Pál, war bei der Buchvorstellung dabei. In der Einleitung sprach der DFBB-Vorsitzende Erwin Josef Țigla, der die Tatsache erwähnte, dass es nicht schlecht wäre, das Buch ins Rumänische übersetzen zu lassen, zumal auch die rumänischsprachige Gesellschaft gerade in den Zeiten, die wir jetzt erleben, erfahren sollte, dass sich die Banater nicht nur in Bereichen engagieren, die die eigene Gemeinschaft betreffen, sondern auch in solchen, die die Gesellschaft allgemein in positivem Sinne beeinflussen. Auch der deutsche Konsul in Temeswar, Ralf Krautkrämer, richtete ein Grußwort an die Gäste. In seiner Rede erwähnte der deutsche Konsul: „Als Raluca mich bezüglich eines Grußwortes fragte, sagte ich spontan zu, ohne Inhalt und handelnde Personen zu kennen. Erst ein paar Tage später begann es in meinem Kopf zu arbeiten. Wer sind eigentlich die Deutschen im Banat und was bedeutet eigentlich Herzblut. Ich fange mal mit dem Letzteren an oder auch nicht, denn eine Übersetzung dafür gibt es wohl in keiner Sprache. Meinen jetzt einige vielleicht ´cu trup și suflet´ sei die rumänische Übersetzung? Da habe ich meine Zweifel... Mit Herzen bei etwas sein, das kennen wir, mit Leib und Seele auch, aber mit Herzblut, das heißt doch noch eine Steigerung, ein Superlativ sozusagen. Kompliment für diesen Titel“.

In Temeswar verlief die Buchvorstellung ohne Musik, dafür aber mit einem Kollegengespräch zwischen Astrid Weisz, der Leiterin der Deutschen Sendung bei Radio Temeswar, die zurzeit in Mutterschaftsurlaub ist, und der Autorin der Artikel aus dem Sammelband, Raluca Nelepcu. Durch den Dialog der ehemaligen Klassenkolleginnen an der Nikolaus-Lenau-Schule konnten die Anwesenden erfahren, wieso Raluca Nelepcu die berufliche Laufbahn einer Journalistin eingeschlagen hatte und was sie persönlich an diesem Beruf liebt. Die Autorin verriet, dass sie am liebsten über soziale Themen schreibt. „Ich schätze es sehr, dass diese Menschen, die für die Gesellschaft wichtige Sozialprojekte leiten, dies so gut tun und oft mit so wenig Mitteln“, sagte Raluca Nelepcu. Der Titel des Buchs, „Mit Herzblut dabei“, ist eine Aussage, die Herbert Grün, der langjährige Caritas-Direktor in Temeswar, in einem Gespräch mit ihr verwendete, als er über die Motivation der Leute aus dem Sozialbereich sprach. Mit Herzblut dabei sind alle Menschen, die Raluca Nelepcu in ihrem Buch vorstellt und die einen Beitrag zur deutschen Gemeinschaft geleistet haben und weiterhin leisten.

Zum Schluss der Buchvorstellung in Temeswar erteilte Erwin Josef Țigla dem römisch-katholischen Bischof Josef Csaba Pál, der viele Jahre in Reschitza Seelsorger gewesen war, das Wort. Bischof Pál sprach über die Bedeutung der deutschen Gemeinschaft aus dem Banat und verpasste es nicht, das Gespräch, das Raluca Nelepcu mit ihm führte, zu erwähnen. „Sie hat das Beste aus mir geholt“, sagte er. Am Ende durften die Anwesenden je ein von Raluca Nelepcu signiertes Buch mit nach Hause nehmen.

Der Band erschien 2018 im Reschitzaer „Banatul Montan“-Verlag. Die Herausgabe ermöglichten das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen mit Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen.