Eine Gemeinschaft, die immer wieder von Katastrophen gezeichnet wurde

Besinnliche Gedenkfeier anlässlich der 400. Jährung der Schlacht bei Marienburg

Gedenkveranstaltung anlässlich des 400. Jahrestages seit der Schlacht von Marienburg, bei der Stadtpfarrer Christian Plajer die geistliche Handlung vornahm in Beisein der Ehrengäste: Bürgermeister Sorin Taus, HOG-Vorsitzende Brunhild Schoppel-Groza, Prof. Dr. Dr. Paul Philippi, Ehrenvorsitzender des Landesforums, Stadtratsmitglied Christian Macedonschi, Wolfgang Wittstock, Vorsitzender des Deutschen Kreisforums,(v.l.n.r.) und die vortragenden Schülerinnen.

Der Kirchenchor Zeiden – Heldsdorf, geleitet von Klaus Dieter Untch, sang in der Marienburger Kirche aus seinem geistlichen Repertoire.

Als ehemaliger Honterianer bot Prof. Dr. Dr. Paul Philippi, Erinnerungen an die Gedenkfeier in den Vorkriegsjahren.
Foto: Dieter Drotleff

Mit der Wiederaufnahme der Gedenkfeiern beim Heldendenkmal von Marienburg nach der politischen Wende von 1989 wird der da am 16. Oktober 1612 Gefallenen gedacht, dem ehemaligen Kronstädter Stadtrichter Michael Weiss, der „Studenten“ des Honterusgymnasiums und der Kronstädter Bürger, die sich für die Freiheit im Kampf gegen die Truppen Gabriel Bathoris opferten. Ihr Opfer wird ins Bewusstsein auch der heutigen Generationen gerückt.

Zwar war Michael Weiss nicht Kronstädter – er wurde am 13. Januar 1569 in Mediasch geboren –, doch  ist er aber unmittelbar mit der Geschichte Kronstadts verbunden, wo er höchste Ämter bekleidete, in deren Dienst er stand und sich für deren Freiheit einsetzte. Er trat in die Spuren seines Vaters, der Ratsherr und Bürgermeister von Mediasch war. Michael Weiss war nicht nur eine hervorragende politische Persönlichkeit, er verfügte auch über eine musische Veranlagung, was aus seinen hinterlassenen Gedichten ersichtlich ist.

Auch Schicksalsschläge blieben ihm nicht erspart. Beide Eltern starben  1586, kurz nacheinander, an der Pest, an der er selbst erkrankte, doch die er überwinden konnte. Es folgten Jahre in denen wir ihn als Sekretär des Kommandanten der Festung Sathmar, an der ungarischen Hofkanzlei in Prag, wo er, erst zwanzigjährig, von Rudolf II. in den Adelsstand erhoben wurde, antreffen. Es folgten Aufenthalte in Heidelberg,  in Altdorf bei Nürnberg, wieder in Prag, dann Wien, um sich im Frühjahr 1590 in Kronstadt niederzulassen.

Ein Jahr später zeichnet er schon als städtischer Sekretär, 1603 – 1604 als Notarius der Stadt, vertrat die Stadt bei den Versammlungen der Sächsischen Nationsuniversität. In den Stadtrat wurde er 1600 gewählt, um schließlich  mit dem obersten Amt als Stadtrichter beauftragt zu werden.  Er war ein weitblickender Politiker und war sich bewusst, dass die größte Gefahr für die sächsischen Freiheiten  beim siebenbürgischen Adel und dem Fürsten, und nicht bei den Türken lag. Kurz vor der Schlacht der heuer zum 400. Mal gedacht wurde, erlitt er wieder eine großen Schlag und zwar durch den Tod seiner Frau Agnetha am 9. März 1612.

An der am Freitag, dem 19. Oktober l. J. stattgefundenen Gedenkfeier beim Studentendenkmal von Marienburg anlässlich der 400 Jahre die seither verflossen sind, legten Schüler des Kronstädter Johannes Honterus-Lyzeums Kränze seitens des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK), des Marienburger Bürgermeisteramtes nieder. Die Burzenländer Blaskapelle bot den beeindruckenden musikalischen Rahmen. Anwesend waren Prof. Dr. Dr. h. c. Paul Philippi, Ehrenvorsitzender des Landesforums, Dipl.-Ing. Sorin Taus Bürgermeister der Gemeinde, Christian Plajer Dechant des Evangelischen Kirchenbezirks A. B. Kronstadt, Brunhild Schoppel- Groza, Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Marienburg in Deutschland, DFDR-Kreis- und Stadtratsmitglieder, der Direktor des Honterus-Lyzeums, Prof. Helmuth Wagner, Pfarrer, Kuratoren, Gäste aus dem Ausland, die vom DFDKK-Vorsitzenden Wolfgang Wittstock begrüßt wurden.

„Wir gedenken derer die vor 400 Jahren gefallen sind, aber auch derer in den beiden Weltkriegen und in den Jahren des Kommunismus“ betonte, der Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer während der geistlichen Handlung beim Denkmal. Sorin Taus unterstrich, dass die da gefallenen Helden und das Denkmal uns ihr Opfer nicht vergessen lassen.

Den Gruß der im Ausland nun lebenden Marienburger und der HOG-Regionalgruppe Burzenland in Deutschland übermittelte Brunhild Schoppel-Groza. Sie erinnerte daran, dass das vor hundert Jahren da errichtete Denkmal von der Baufirma Peter Graf aus Heldsdorf, erst ein Jahr später, wegen des schlechten Wetters, eingeweiht werden konnte. Heute können wir aber bei schönstem Wetter der Gefallenen gedenken, unterstrich sie. Bei den Gedenkfeiern die 1998 da wieder aufgenommen wurden, erbringen auch die jetzigen Honterianer immer wieder ihren Beitrag bei der Gestaltung.

Mădălina Şoancă und Ştefania Todosia, Schülerinnen der XII. Klassen trugen zweisprachig Texte über die hier stattgefundene Schlacht vor, im anschließend in der Kirche von Marienburg stattgefundenen Gottesdienst bot eine Singgruppe der IX. Klassen unter Leitung von Steffen Schlandt geistliche Lieder und trug somit gemeinsam mit dem Kirchenchor Zeiden-Heldsdorf unter der Leitung von Klaus Dieter Untch zur musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes bei.

Dechant Christian Plajer betonte in seiner Predigt, die unter dem Zeichen des Michaelistages stand der am 29. September begangen wird,  dass der Tod von Michael Weiss und der Studenten eine Katastrophe bedeutete, doch die Stadt konnte durch ihr Opfer gerettet werden. Unsere Gemeinschaft wird auch heute von den beiden Weltkriegen,  der Massenauswanderung die unsere Gemeinden dezimiert hat, gekennzeichnet, aber Gott lässt uns nicht im Stich.

Prof. Dr. Dr.  h. c. Paul Philippi, selbst ein Teilnehmer an den Gedenkfeiern in den angehenden Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, schilderte beim anschließenden gemütlichen Beisammensein, wie die Schüler an der Feier 1937/1938 in Flaus gekleidet, organisiert vom Coetus, teilgenommen haben. An der zweiten Gedenkfeier an der er teilnahm, die 1939 stattgefunden hatte (in der Zwischenzeit war der Coetus aufgelöst worden und die „Erneuerungsbewegung“ machte sich bemerkbar), mussten sie sich in kurzen schwarzen Hosen und weißem Hemd daran beteiligen.

Die nächste Veranstaltung 1941/1942 fand dann auch nicht mehr statt.  „Wir mussten auf unsere verankerten, heimatlichen Traditionen verzichten, was uns damals, als auch später, schlecht kam“, unterstrich er und rief Schule und die jungen Menschen auf,  lokalbezogene  Gedenkfeiern fortzuführen, die uns anleiten, einen Patriotismus wachsen zu lassen der uns, unserem Land angemessen ist. Wolfgang Wittstock dankte allen Helfern, die zur Organisierung dieser Gedenkfeier beigetragen haben – einen Tag den er als Volkstrauertag der Burzenländer Sachsen bezeichnet – allen Teilnehmern, um auch so unsere Vorfahren die sich für die Gemeinschaft opferten, nicht zu vergessen.