Einzigartig, klassisch, bezaubernd

Das Eisballett aus Sankt Petersburg gab zwei Vorstellungen in Hermannstadt

Pas de Trois: Patenonkel Drosselmeyer, die „Nussknacker-Puppe“ und Klara.

Klara und Nussknacker-Prinz beim Fest der Zuckerfee. Fotos: Andrey Kolobov

Hermannstadt - Es fällt einem schwer, die richtigen Worte zu finden, um das zu beschreiben, was am Freitagabend in der Transilvania-Mehrzweckhalle stattgefunden hat. Hält man sich an die Tatsachen, klingt es trocken und wenig sagend: 50 Tänzerinnen und Tänzer, einige hundert Kostüme sowie Musik von Piotr Iljitsch Tschaikowski boten das wahrscheinlich klassischste Winterballett der Welt. Die Hermannstädter hatten das Vergnügen, zwei Aufführungen des berühmten „Nussknackers“ zu sehen. Scheinbar nichts besonderes, da auch das städtische Balletttheater diese Vorstellung im Repertoire hat. Die gut 2,5 Tonnen Eis und die Schlittschuhe, statt der Ballettschuhe machten die Vorstellung jedoch zu einer einzigartigen Veranstaltung.

Die russische klassische Ballettschule ist weltbekannt. Die Verbindung zwischen Ballett und Eiskunstlauf gelang vor nunmehr 46 Jahren dem Choreografen Konstantin Boyarski. Es dauerte nicht lange, bis diese Ballettart nicht nur das Publikum, sondern auch die Kritiker begeisterte. Seine weitere Entwicklung verdankt das Staatliche Eisballetttheater dem ehemaligen Balletttänzer Konstantin Rassadin, der 1979 die Leitung des Theaters übernahm. Die Besonderheit des Eisballetts besteht in der Geschwindigkeit des Tanzes. Aus diesem Grund können die Tänzer nicht alle Pas und Pirouetten aus dem klassischen Ballett übernehmen, dafür wurden nur dem Eisballett eigene Schritte entwickelt. Um auf dem Eis tanzen zu können, muss man nicht nur ein hervorragender Eisläufer sein, sondern auch choreografisch und künstlerisch begabt sein sowie ein langes Training absolviert haben.

Die erste Vorstellung in Hermannstadt/Sibiu begann mit einer Verspätung. Jedoch hat sich das Warten gelohnt. Die Musik Tschaikowskis wurde vom Knirschen der Eisfläche untermalt. Ausgezeichnete Lichtspiele, großartige Kostüme und makelloser Tanz machten diese Aufführung zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die „Leitung“ der Geschichte übernahm der Patenonkel Drosselmeyer. Ganz in Schwarz gekleidet, tauchte er immer wieder auf der Eisbühne auf. Seine Tanzschritte, ob blitzschnell oder andächtig langsam, waren präzise und wurden vom Publikum mit dem gebührenden Beifall belohnt. Die Zuschauer schonten ihre Hände auch bei verschiedenen Pas de Deux und Gruppenszenen nicht. Begeisterung riefen die zahlreichen Sprünge hervor, die auf einer 12 Quadrattmeter großen Bühne eine enorme Präzision verlangten. Der Schneeflocken-Walzer überraschte alle. In der Halle begann es tatsächlich zu schneien. Die über dem vorderen Rand der Bühne versteckten Geräte ließen den künstlichen Schnee herunterrieseln. Von den Divertissements des zweiten Aktes fand zweifelsohne der russische Tanz „Trepak“ den größten Anklang beim Publikum.

Der Auftritt in Hermannstadt begeisterte nicht nur die Zuschauer. Auch die Organisatoren zeigten sich „höchst zufrieden“ sowohl mit der Leistung der örtlichen Mitarbeiter als auch mit der Zuschauerzahl. „Gewiss haben wir erwartet, dass beide Vorstellungen ausverkauft werden. Doch scheinen die hohen Kartenpreise ein Hindernis gewesen zu sein“, erklärte Mircea Buteanu nach der ersten Darbietung. Für die Krisenzeit sei der Besuch jedoch „sehr gut“ gewesen, wenn man bedenkt, dass die Eintrittskarten auch in Hermannstadt genau so viel gekostet haben, wie zum Beispiel in Deutschland.

Sah man jedoch die Gesichter der Leute nach der Vorstellung, hörte man ihre Gespräche auf dem Weg zum Ausgang, konnte man feststellen, dass die gebotene Schau das bezahlte Geld mehr als wert war.