Entdecke die Seele Siebenbürgens!

Kirchenburgen sollen durch Kulturtourismus gerettet werden

Bischof Reinhart Guib (2. v. l.), Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli (v.l.), Pfarrer Stefan Cosoroab² und Dr. Carmen Schuster haben am Donnerstag im Pfarrhaus der Bukarester Gemeinde das neue Projekt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien vorgestellt: Kirchenburgen in Siebenbürgen sollen durch Kulturtourismus gerettet werden. Foto: Aida Ivan

Bukarest - Das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe hat ein sehr großes Potenzial, den Kirchenburgen muss aber geholfen werden – das ist die Schlussfolgerung der am Donnerstag im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Bukarest organisierten Pressekonferenz. Ihr Ziel war es, eine Initiative der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien bekannt zu machen. Es geht dabei um das Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens“, das der Förderung des Kulturtourismus im In- und Ausland gewidmet ist.
Die Konferenz haben der Bischof der Evangelischen Landeskirche A.B., Reinhart Guib, Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, Dr. Stefan Cosoroabă (München), Tourismusbeauftragter der Evangelischen Landeskirche, und Dr. Carmen Schuster (Ehrenamt, Projektmanagement Kirchenburgen) bestritten. Der Landesbischof unterstrich in seiner Ansprache, dass die evangelische Kirche im Besitz des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen ist. Sie ist eine deutsche Glaubensinstitution, eine der historischen Kirchen Rumäniens und wichtiger Bestandteil der rumänischen Gesellschaft. Vom Staat sollte aber nicht erwartet werden, dass er die Initiative ergreift, um das kulturelle Erbe in Siebenbürgen zu retten, hieß es weiter.

Um die Probleme genau zu erforschen, die nach der Auswanderung der Sachsen aufgetaucht sind, wurde eine Studie des Meinungsforschungsinstituts IRSOP durchgeführt, deren Ergebnisse bekannt gemacht wurden: Mehr als 80 Prozent der Rumänen haben einen guten oder sehr guten Eindruck über die Sachsen und zwei Drittel sind der Meinung, dass ihre Auswanderung aus Rumänien als Verlust zu betrachten ist. Die große Mehrheit der Befragten befürworten die Sanierung der Kirchenburgen und meinen, der Staat soll diese finanzieren, auch wenn sie im Besitz der Evangelischen Kirche sind. Touristisches Potenzial ist vorhanden, 77 Prozent der Befragten würden gerne die sächsischen Kirchenburgen besuchen. Aus der Umfrage geht hervor, dass mehr als zwei Drittel der Mitglieder der sächsischen Kirchengemeinden bereit sind, die mittelalterlichen Burgen zur Verfügung zu stellen, damit diese für verschiedene kulturelle und künstlerische Veranstaltungen benutzt werden.

Die Realität ist aber zurzeit anders: Die Kirche in Wurmloch/Valea Viilor, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wurde letztes Jahr von 500 Rumänen besucht. Die anderen 500 waren Ausländer. Es gibt sogar Kirchenburgen, die 2012 keinen einzigen Besucher hatten. 10 Prozent aller Kirchenburgen sind in touristischen Routen erfasst, die anderen 90 Prozent sind völlig unbekannt. In Siebenbürgen gibt es insgesamt mehr als 180 Kirchenburgen, die durch ihre Vielfalt einzigartig sind. Drei Viertel davon sind teilweise schadhaft oder sind am Zerfallen: In Dobring/Dobârca zum Beispiel wurde die evangelische Kirche mutwillig beschädigt, ähnlich ist es in Rosch/Răvăşel. Problematisch dabei ist die Tatsache, dass sächsische Gemeinden immer kleiner werden und die Kirchenburgen nicht mehr aufrechterhalten können, so wie sie das im Laufe der Geschichte gemacht haben. Zu den Kirchengemeinden, wo sich Bauten befinden, die zum UNESCO-Welterbe gehören, zählen beispielsweise Keisd/Saschiz (76 Mitglieder), Deutschweißkirch /Viscri (24), Wurmloch/Valea Viilor (11), Birthälm/Biertan (84) oder Kelling/Câlnic (1). Unterstützt werden die Sachsen in Siebenbürgen von denen, die ausgewandert sind und jetzt im deutschsprachigen Raum leben. Die Verbindung zu ihrer Heimat ist ihnen sehr wichtig und durch ihre freiwillige Arbeit und ihr Engagement haben sie wesentlich zur Pflege der Kirchenburgen in Rumänien beigetragen.
 
Um die Besichtigung der siebenbürgischen Kirchenburgen hierzulande zu ermutigen, wurde sogar eine Smartphone-Applikation hergestellt, mit deren Hilfe alle notwendigen Informationen erhalten werden können. Außerdem wurden die sächsischen Kirchenburgen bei verschiedenen Tourismus-Messen im Ausland (Wien und Berlin) vorgestellt. Heuer wurde zum ersten Mal auch ein Ferienpass hergestellt, mit dem man 24 Kirchenburgen in Siebenbürgen sehr günstig besichtigen kann. Die Anzahl der Kundenkarten ist aber begrenzt: Nur 700 wurden angefertigt.

Bei dem Projekt „Entdecke die Seele Siebenbürgens!“ geht es um eine Marke, die unter der Schirmherrschaft des Bischofs gegründet wurde. Es geht nicht nur um die Volksfeste, die im multikulturellen Siebenbürgen abgehalten werden, und es ist mehr als Feiern, Essen und Trinken: Das Tourismusprojekt ermutigt den Besucher, eine Reise nach innen zu wagen, und lädt zum Nachdenken und Entdecken ein. Es ist auch kein ausschließlich gottesdienstlicher Raum, das Ziel ist es, einfach die Menschen für die Seele Siebenbürgens zu sensibilisieren, es ist mit einem Wort Tourismus für die Seele.