Entscheidung per telefonischer Intervention

Der Stadtrat Reschitza ist immer noch ein Kriegsschauplatz

Reschitza – Nach dem symbolischen Handschlag mit Friedensschluss und der Wahl eines PSD-Bürgermeisters (ADZ berichtete) scheint immer noch keine echte Einträchtigkeit in der Entscheidungsfindung im Stadtrat Reschitza einkehren zu wollen. Denn der Beschluss über den Ankauf des ehemaligen Straßenbahndepots am westlichen Ende der Neustadt brachte bloß endlose Redeschlachten, kämpferische Beleidigungen der Ratsherrn untereinander inklusive, und erst ein längeres Telefonat von Bürgermeister Ioan Popa (PNL) mit dem Kreischef der PSD Karasch-Severin, dem Abgeordneten Ion Mocioalcă, worauf Popa sein Telefon an den PSD-Fraktionschef im Stadtrat, Mirel Sabo weitergab, brachte den erlösenden Beschluss mit Zwei-Drittel-Mehrheit. Garniert wurde der Beschluss verärgert-trotzig mit der Bemerkung eines PSD-Frontmanns: „Dazu muss man doch nicht gleich unseren Parteichef einschalten!“ Fakt bleibt für den unbeteiligten Beobachter, dass auch der Rücktritt von Vize Paul Vasile (PV) und sein sofortiges Ersetzen per Votum mit Gabriel Duruţ (PSD) nicht den erhofften Frieden und dem Stadtrat Reschitza jene gute Funktionsfähigkeit erbracht hat, die sich Bürgermeister Popa erhofft hatte. Die Göttin Concordia lässt sich im Stadtrat Reschitza (noch?) nicht sehen.

Bürgermeister Ioan Popa, ohnehin ein typischer Choleriker, wäre fast geplatzt vor Wut über so viel Sturheit seitens seiner sozialdemokratischen Opposition. Es ging zum wiederholten Mal um die Entscheidung des Stadtrats über den Ankauf (korrekter: Rückkauf) des Straßenbahndepots, das im vorherigen Mandat durch Bürgermeister Mihai Stepanescu (PSD) verschleudert wurde. Da nicht die Stadt selber es kaufen kann (die Kreditbürgschaft der Regierung für die vielgespriesenen unabhängigen Kreditaufnahmen der Kommunen war bereits in der zweiten Märzhälfte erschöpft und das Finanzministerium genehmigt nichts mehr), war der Bürgermeister auf die Lösung gekommen, mittels einer der Firmen der Stadt, dem neugegründeten Nahverkehrsunternehmen STPU (Societatea de Transport Public Urban), das (noch) schuldenfrei ist, den Kredit aufzunehmen. Die Stadt würde dabei bloß als Bürge für den Kredit auftreten. Als die PSD-Fraktion mauerte, platzte es aus Popa heraus: „Irgendjemand berät euch schlecht! Schlecht, weil das, was ihr tut, zuungunsten der Bürger der Stadt ist! Und das schon seit mehreren Monaten. Ihr habt da jemand, der gegen die Interessen der Stadt arbeitet. Neigt euer Ohr mal nicht mehr zu jemand außerhalb des Stadtrats! Beratet Euch nicht mehr mit dem Falschen!“

Der Fraktionschef der PNL im Stadtrat, Hadrian Popescu, nannte den Verdächtigten beim Namen: „Das kann nur Ex-Vizebürgermeister Ioan Crina sein, der jetzt für eure PSD im Kreisrat sitzt. Der rächt sich am Bürgermeister, weil der einige Mal die miserable Qualität der Asphaltierungen öffentlich kritisiert hat, die unter Crinas Stadtleitung und von einer Firma, der er nicht fremd war, durchgeführt wurden. Hat Crina euch aufgetragen, dagegen zu stimmen!?“ Mirel Sabo, der PSD-Frontmann, reagierte pikiert: „Wenn nötig, beraten wir uns untereinander. Aber erzählt mal nichts vom Schlechtberatensein. Und telefoniert nicht zu unseren Parteichefs. Könnt ihr nicht verstehen, dass wir Erwachsene sind, keine Kindergruppe?“ Allerdings gab es nach dem Telefongespräch von Bürgermeister Popa mit PSD-Chef Mocioalcă ganz andere Töne seitens der PSD-Gruppierung und ein Votum mit der gewünschten Zwei-Drittel-Mehrheit. Die PSD-Fraktion wollte aber auch noch unbedingt festgestellt wissen, dass ihr bisheriges Mauern nicht Böswilligkeit, sondern bloß ein Missverständnis war. „Ein kleines.“