Erhaltung und Nutzung

Pressekonferenz im evangelischen Bischofsamt rund um die Kirchenburgen

Kennedy Smith, Yannis Avramides, Stefan Cosoroabă und Bischof Reinhart Guib (v.l.) bei der Pressekonferenz
Foto: Stefan Bichler

Hermannstadt – Die Nutzung und die Erhaltung der Kirchenburgen standen im Mittelpunkt der Pressekonferenz am 11. April im Festsaal des Bischofspalais der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien: die Eröffnung der Tourismussaison 2014 bzw. die Fortsetzung des Programms „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ und ein von der USA-Botschaft gefördertes Workshop zu Fragen der Erhaltung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes. Auskunft zu den Themen gaben Bischof Reinhart Guib, Kennedy Smith (Clue Group) und Yannis Avramides (World Monument Fund) sowie Dr. Stefan Cosoroabă, der Koordonator der Tourismus-Projekte.

Das Ziel beider Vorhaben ist das Einbringen der Kirchenburgen in ein von Touristen oder Gläubigen genutztes Besuchsprogramm, erklärte Bischof Guib. Dafür seien eine Vielzahl an Partnern notwendig, vorgestellt wurden diesmal neue Mitstreiter aus den USA. Kennedy Smith ist die Gründerin der Community Land Use and Economics Group (CLUE Group) mit Sitz in Washington DC, eine Organisation, die sich auf die wirtschaftlichen Aspekte der Erhaltung des Kulturerbes spezialisiert hat und NGO  sowie private Initiativen im Finden von kreativen und wirtschaftlich machbaren Lösungen für die historischen Stätten unterstützt. Yannis Avramidis repräsentierte den World Monument Fund, Organisation, die sich weltweit um das Kulturerbe bemüht und auf deren Beobachtungsliste seit 2010 70 Kirchenburgen stehen.

Die beiden Fachleute verbrachten die vergangene Woche in Siebenbürgen, wo sie mehrere Kirchen und Kirchenburgen besichtigt und mit deren Betreuern aber auch mit der Kirchenleitung und Pfarrern gesprochen haben. Die beiden Denkmalschützer konnten sich ein Bild von den Kulturdenkmälern machen und mit dem Expertenteam der Leitstelle Kirchenburgen über Strategien zur Erhaltung der Bauwerke, vor allem der Kirchenburgen, beraten. Am Freitagnachmittag sollte ein Abschlussgespräch stattfinden, auf Grund dessen ein Maßnahmenplan erarbeitet wird. Smith zeigte sich beeindruckt von dem Kulturgut in Siebenbürgen, das mehrere Jahrhunderte alt ist und von vielen Generationen gebaut und erhalten wurde. Sie erklärte, die Welt sei kleiner geworden und die Amerikaner beginnen Europa zu entdecken, weshalb ab heuer für die Kirchenburgen auch in den USA geworben werden wird.

Auf die zunehmende Professionalisierung im Vermarkten der Kirchenburgen deutete das gedruckte Info-Material in Deutsch und Rumänisch hin, aber auch die Tatsache, dass die Pilot-Saison von vergangenem Jahr ausgewertet wurde. Besucht haben die 201 Kirchenburgen, zu denen die Kirchen in den Städten dazukommen, rund 250.000 Besucher. Die meisten wurden in der Schwarzen Kirche in Kronstadt/Braşov, in der Schäßburger Bergkirche und in den Kirchenburgen von Tartlau/Prejmer, Honigberg/Hărman, Deutsch-Weißkirch/Viscri und Birthälm/Biertan gezählt, berichtete Dr. Cosoroabă. Auf Grund der Auswertung von tausend Fragebogen ist der Durchschnittsbesucher ermittelt worden: Er ist zwischen 40 und 50 Jahre alt, kommt aus dem Ausland, ist an Kultur und Natur interessiert und verbringt 3 bis 5 Tage in der Gegend. Über die Kirchenburgen hat er von Freunden gehört – an der Vermarktung muss also noch viel gearbeitet werden.  

Die diesjährige Tourismussaison beginnt am Ostersonntag und dauert erneut bis zum Reformationstag (31. Oktober). In dieser Zeit sind von sehr unterschiedichen Veranstaltern eine Vielzahl an Events geplant, von Orgelkonzerten über Stadtfeste zu traditionellem Essen aber auch die „No Stress – Bike & Like”-Radrundfahrt. Auch heuer gibt es einen Kirchenburgenpass, der  Touristen den Besuch der wichtigsten Kirchen und Kirchenburgen sowie des Landeskirchlichen Museums im Teutsch-Haus ermöglicht. Dieser „Pass” soll seine Besitzer zu VIP-Gästen machen, die mit dieser Sammelkarte 27 Einrichtungen (für eine Spende von mindestens 50 Lei) während der gesamten offiziellen Saison besichtigen können, sagte Dr. Cosoroabă.