Erste Zentren des Christentums

Saloniki, zweitgrößte Stadt Griechenlands unter verschiedenen Herrschaftseinflüssen

Die Agia Dimitrios Kirche, ein Zentrum der Orthodoxie.

Der Weiße Turm, der im Laufe der Jahrhunderte mehreren Zwecken diente, ist heute ein Museum.
Fotos: der Verfasser

Nur 13 Kilometer liegt der Makedonia-Flughafen von der Hafenstadt entfernt. Unter der blendenden Sonne, dem blauen Himmel, dem ersten Blick auf das  blaue Meerwasser, kommen wir in Saloniki an und werden von dem chaotischen Verkehr, dem Straßenlärm, aber auch von der Freundlichkeit der Bewohner gleich überwältigt. Schaut man nur ein wenig unentschlossen um sich, so finden sich gleich mehrere Personen ein, und wenn man sich nicht sprachlich verständigen kann, so wird man durch Gestik aufgeklärt.

Rund 360.000 Einwohner zählt die zweitgrößte Stadt Griechenlands. Thessaloniki oder Saloniki in der Umgangssprache genannt, umfasst allerdings mit  dem gesamten Ballungsraum 900.000 Bewohner. Als Hauptstadt von Zentralmakedonien ist diese das wichtigste Wirtschafts- und Kulturzentrum der Region. Die Kultur-, Universitäts-, Industrie,- Messe- und Hafenstadt verfügt über ein Schnellstraßen- und Schienennetz, einen gut ausgebauten öffentlichen Personentransport, so dass man im Stadtgebiet und außerhalb bestens von einer Sehenswürdigkeit zur anderen gelangen kann. Doch die unangenehme Überraschung kam in der Mittagszeit, als Verkehrsmittel wie auch Banken eine mehrstündige Pause wegen der hohen Temperatur einlegten. Uneingeweiht in diese lokale Gepflogenheit, warteten wir  vergeblich auf das Eintreffen des benötigten Stadtbusses, sodass wir erst im letzten Augenblick an dem mit der Reisegruppe vereinbarten Treffpunkt gelangten.

Der Schutzpatron der Stadt

Thessaloniki wurde 315 v. Chr. vom makedonischen König Kassandros gegründet, der die Stadt nach seiner Frau benannte, einer Halbschwester Alexanders des Großen. Erwähnt wird Saloniki schon in der Bibel, im zweiten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Saloniki. Kulturell geprägt wurde die Stadt durch die verschiedenen Herrschaftseinflüsse im Laufe der Geschichte.  Beispielsweise kann man Reste des Kaiserpalastes  aus der römischen Zeit  bewundern, wie auch den Galeriusbogen, auf dem Reliefdarstellungen  von den Kämpfen gegen die Perser im 3. Jahrhundert zu sehen sind. Besonderes beeindruckende Baudenkmäler sind die Kirchen aus der frühchristlichen byzantinischen Zeit, deren Mosaiken und Malereien  aus fast zehn Jahrhunderten besonderes wertvolle Zeugnisse der Geschichte darstellen. Als eines der ersten Zentren des Christentums wird Agios Dimitrios betrachtet, dem Schutzpatron der Stadt, dem Heiligen Dimitrios geweiht. Die Kirche ist ein wichtiger Pilgerort der Orthodoxie, Geistliche aus  orthodox geprägten Ländern sind immer wieder dort anzutreffen. Im frühen vierten Jahrhundert erbaut, umfasst das Bauwerk eine Basilika, eine Krypta und die Euthymios-Kapelle.

Eine besondere Bindung gibt es diesbezüglich zwischen Bukarest und Saloniki, auch wenn der Schutzpatron der rumänischen Hauptstadt allerdings Dimitrie cel Nou, der neue Dimitrios, ist.  Außer der Agios Dimitrios mit dem prunkvollen Gold-sarg, der die Reliquien des Schutzpatrons birgt, sollten auch die Hagia Sofia und  die Panagia Chalkeon besichtigt werden. Alle drei Kirchen wurden 1988 als Weltkulturerbe unter den Schutz  der UNESCO gestellt.
Nach der römischen und später der byzantinischen Epoche folgte die osmanische Zeit. 1430 eroberte Sultan Murad II. die Stadt, die in sein Reich einverleibt wurde. In Saloniki wurde übrigens Mustafa Kemal Atatürk, der Begründer der modernen Türkei geboren. Im Frieden von Bukarest nach den Balkankriegen, der am 10. August 1913 abgeschlossen wurde, wurden Saloniki und andere Teile Makedoniens Griechenland zugesprochen. Saloniki geriet wieder unter Besatzung, nun der deutschen Truppen, in Folge des Balkanfeldzuges in der Zeitspanne April 1941 bis 30. Oktober 1944. Erst nach Ende des griechischen Bürgerkrieges 1949 begann der wirtschaftliche Wiederaufbau des Landes, wobei Saloniki eine besondere Entwicklung erreichte.

Wirtschaftliche und touristische Entwicklung

Trotz der Wirtschaftskrise in Griechenland ist als Tourist in Saloniki nichts davon zu  bemerken. Die hier angesiedelte Lebensmittel-, Tabak-, Möbel- und Solarzellenindustrie ist besonders wichtig für ganz Griechenland. Man sollte nicht versäumen, einige der zahlreichen Marktplätze, Einkaufshallen und -passagen zu besuchen. Das Angebot ist unwahrscheinlich groß, aber auch verlockend. Allein die vielen Olivensorten, das aus diesen erzeugte Speiseöl, die vielen Käseangebote, die Fruchtsäfte – schnell kommt man in Versuchung, nicht nur vor Ort Kostproben zu nehmen, sondern auch für zu Hause etwas einzukaufen. Saloniki ist sehr reich an Klubs, Tavernen, Restaurants und Bars. Die freundlichen Gastgeber ziehen einen fast wortwörtlich an der Hand hinein, um dort zu speisen oder etwas zu trinken. Besonders zu empfehlen ist der griechische Eiskaffee, Cafe Frappe.

Saloniki ist auch ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Seit diesem Jahr gibt es wieder direkte Verbindungen nach Bukarest, aber auch in andere Länder, sowie einen reichen Busverkehr  zu den Nachbarländern.  Gegenwärtig wird in der Stadt an der U-Bahn gebaut. Deren Eröffnung ist für das Jahr 2018 geplant. Partnerschaftliche Beziehungen gibt es zu  Städten auf der ganzen Welt. Um nur einige zu erwähnen: Köln, Melbourne, San Francisco, Tel Aviv, Leipzig, Alexandria, die rumänische Hafenstadt Konstanza/Constanţa. Zahlreiche aktuelle Informationen über Land und Leute, immer wieder auch über Saloniki, kann man als deutschsprachiger Leser  der „Griechenland Zeitung“ (www.griechenland.net) entnehmen, die in Athen erscheint und landesweit vertrieben wird.

Freizeitangebote und Sehenswürdigkeiten


Die Stadt liegt an den nordwestlichen Ausläufern der 1201 Meter hohen Chortiatis und grenzt an den Thermaischen Golf. Als Mittelmeerstadt verfügt Saloniki auch über besondere Strände: Agia Triada und der Epanomi-Strand. Touristisch besonderes gut ausgestattet sind die Strände Neoi Epivates und Perea. Doch um sich der Sonne, Meer und Sand zu erfreuen, ist die beste Empfehlung, auf die Chalkidiki-Halbinsel zu fahren. Im Umfeld der Stadt sind zudem die Inseln zu empfehlen, wo man Badefreuden bestens nachgehen kann. Direkt am Hafen gelegen, auch als Wahrzeichen der Stadt, befindet sich der  Weiße Turm (Lefkos Pyrgos). Erbaut im 15. Jahrhundert, diente er bisher verschiedenen Zwecken wie als Waffenlager, Gefängnis, Lebensmittellager oder Wetterstation. Heute beherbergt er eines der zahlreichen Museen der Stadt. Das Museum für Archäologie ist besonderes reich an Exponaten aus den vier Epochen der Geschichte Makedoniens.  Sehenswert sind auch die Museen für moderne Kunst, das Sport-Museum, das Eisenbahn-Museum und das Kino-Museum. Reizvolle Ziele sind zudem die Moscheen aus vergangenen Jahrhunderten oder die türkischen Badehäuser. Die Kirche Hagia Sophia ist in ihrer jetzigen Form schon im 7. Jahrhundert nach Christi errichtet worden. Die Rotunde wurde ursprünglich als Mausoleum für Galerius gebaut - heute eine der ältesten Kirchen der Welt. Der Galerius-Bogen  wurde vom römischen Kaiser Galerius Valerius Maximilianus im Jahre 303 n. Chr. als Triumphbogen errichtet.

Besichtigt werden sollte auf jeden Fall  die zentral gelegene Platia Aristotelous, auf der sich eine Bronzestatue des Philosophen Aristoteles befindet. Oberhalb dieses Platzes befindet sich das römische Forum, das  1960 entdeckt worden ist.
Empfehlenswert ist außerdem das Heptapyrgion, das als Festung bis ins 19. Jahrhundert und später als Garnison im osmanischen Reich diente. Heute gehört der Bau der Aristoteles-Universität an. Das Museum für byzantinische Kultur, das 1994 eröffnet wurde, ist besonderes aufschlussreich und bietet Einsicht in die Entwicklung vergangener Jahrhunderte.
Ein reiches Angebot bietet der Waterland-Wasserpark mit seinen vielen Becken, Rutschen und thematischen Arealen, etwa der Pirateninsel. 1978 wurde das Noesis-Wissenschaftszentrum mit dem technischen Museum gegründet, das weit über die Stadt- und Landesgrenzen bekannt ist. Auch das Toumba-Stadion ist sehenswert: Das größte private Stadion Griechenlands gehört dem Club PAOK Saloniki. So wie ganz Griechenland ist auch Saloniki einer der Hauptanziehungspunkte für Touristen aus der ganzen Welt.