Erster Waldkindergarten des Landes eröffnet

Die Kinder verbringen fast die ganze Zeit im Freien

Es werden oft Wanderungen unternommen

Im September wird der erste Waldkindergarten Rumäniens eröffnet. Achtzehn Kinder zwischen 2 und 6 Jahren werden sechs Tage pro Woche (montags bis samstags) inmitten der Natur verbringen. Morgens treffen sich die Kinder im Sitz des Kindergartens, auf der Ilie Birt-Straße im Schei-Viertel, und gehen gemeinsam entweder unter die Zinne, zu den Solomon-Felsen oder auf eine Wiese in der Umgebung. Das Gebäude des Kindergartens dient als Treffpunkt oder Herberge, wenn es in Strömen regnet oder bitterkalt draussen ist. Ansonsten sind die Kinder immer im Freien. Morgenkreis, Jause, Tanz, Spiel und Basteln finden im Grünen statt. Alles, was die Kinder brauchen, sind ihre wasserfesten Kleider und festen Schuhe und einen Rucksack mit Pausenbrot und Wasser. Das Lehrmaterial ist reichlich vor Ort zu finden. Mit Steinchen rechnet man, gefallene Baumstämme werden zu Zügen oder Flugzeugen, Blätter dienen als Teller und Stöckchen als Löffel. Der Phantasie werden keine Grenzen gesetzt. Dieses ist einer der Vorteile von Waldkindergärten.

Lernen in der Natur

Studien zufolge sind Kinder, die sich täglich in freier Natur befinden, gesünder als jene, die Regelkindergärten besuchen. Sie zeigen mehr Selbstvertrauen, haben gute soziale Fähigkeiten und sind gut vorbereitet, in Gruppen zu arbeiten, haben einen guten Sinn für Geimeinschaft. Zudem sind Entwicklung der Motorik, der Koordination oder der taktilen Wahrnehmung auch Pluspunkte für das Spielen im Freien, denn hier werden alle Sinne angesprochen. Die Kinder lernen spielend, wobei die Erzieherinnen die Aktivitäten betreuen, nicht aufzwingen. „In den ersten Monaten lernen die Kleinen die Regeln. Sie verstehen, dass sie nur in einem abgegrenzten Raum spielen dürfen und dass sie die Erzieher immer im Blickfeld haben sollen. Zudem wird nur die Jause gegessen, nicht etwa Pilze, Beeren oder was sie unterwegs finden“, sagt die Gründerin des Waldkindergartens, Smaranda Munteanu.

Die zwei Gruppen zu je 8 Kindern sollen jeweils vier Betreuer haben, zwei davon ausgebildete Pädagogen und zwei Aushilfen. Die Ausbildung der Kinder soll in Englischer Sprache erfolgen und nach Waldorf und Montessori-Pädagogik stattfinden, was den Suchprozess von Pädagogen ziemlich mühsam macht. Eine der Erzieherinnen hat eine Waldkindergarten-Ausbildung in England abgeschlossen. Das Konzept des Wald-, oder Naturkindergartens stammt aus Skandinavien. Dort hat eine Mutter in den 50er Jahren oft mit ihren und den Nachbarkindern den Tag im Wald verbracht. Das fand Anklang bei vielen anderen Eltern, die ihren Sprösslingen mehr Zeit im Freien gönnen wollten. Derzeit gibt es in Deutschland mehr als Tausend Waldkindergärten, in Österreich und der Schweiz ist er auch sehr beliebt.

Ein Luxus

Der Waldkindergarten aus Kronstadt ist momentan ein Luxus. 180 Euro monatlich kosten Erziehung, Bildung und Betreuung von 8.30 Uhr bis 12.30. Knappe 110 Euro kommen hinzu, wenn das Kind bis 18 Uhr bleiben will. Am Nachmittag gibt es Kinderyoga, Tennis oder Klettern im Angebot und im Winter Skifahren. Das Mittagessen wird separat bezahlt. Trotz der hohen Preise gab es schon 56 Anfragen. Wer dieses Jahr keinen Platz bekommen hat, steht auf einer Warteliste für die kommenden Jahre. Bis dahin dürfen Interessenten jeden Samstag den Waldkindergarten besuchen. „Für die kommenden Jahre wünschen wir uns, den Waldkindergarten mehreren Kindern zugänglich zu machen. In diesem Sinne denken wir an Stipendien“, sagt die Gründerin Smaranda Munteanu.

Schönes Leben in Kronstadt

Wie es oft der Fall ist, ist Smaranda Munteanu auf die Idee gekommen, den Waldkindergarten zu gründen, als ihre Tochter Neva geboren wurde und sie eine Ausbildungsstätte für sie suchte. Da die gebürtige Kronstädterin selbst sehr viel Zeit in der Natur verbringt, sucht sie dasselbe für ihr Kind. „Ich finde, dass wir durch Erziehung eine bessere Welt schaffen können und ich freue mich, dass ich da einen Beitrag leisten kann. Der Naturkindergarten ist mein Seelenprojekt“, erklärt die 32-jährige.Munteanu ist ehemalige Eliteskifahrerin, Teilnehmerin an den Olympischen Spielen in Vancouver 2010, Top 3 in den USA im Riesenslalom (1999 – 2002). Sie stammt aus einer Familie mehrfacher Skimeister, Dorin und Minodora Munteanu. Smaranda Munteanu ist seit wenigen Jahren aus den USA zurückgekehrt. In Kronstadt hat sie zwei Jahre lang den deutschen Kindergarten auf der Neugasse/ Cerbului-Straße 23 besucht.