Erstveröffentlichung: Arghezi lobte Kronstadt in einem Brief an Adolf Heltmann

Auch nach 50 Jahren bleiben einige in der KR angesprochene Themen aktuell, sowohl solche, die landesweit gelten als auch jene die Kronstadt betreffen. So zum Beispiel nimmt  die damalige Kronstädter Generalschulinspektorin Elena Georgescu  (in der KR Nr. 4 vom 24. Januar) Stellung zu den Anforderungen an einen effizienten Unterricht: „Die neuen Lehrprogramme müssen eine unpädagogische Stoffanhäufung vermeiden und mehr Gewicht auf die Vertiefung und Festigung der Kenntnisse legen. Dabei erhält der Lehrer mehr Freiheit im Ausbauen einzelner Kapitel oder Aufgaben, wenn die betreffende Schulklasse diesbezüglich gewisse Voraussetzungen mitbringt.“

Architekt Günther Schuller begrüßt die Purzengasse als „Fußgängeroase“, bemerkt aber, dass in dieser Richtung noch manches getan werden kann: „Weg mit den noch vorgebauten Schaukästen, den zu großen Firmenschildern und geschmacklosen Reklameplatten, weg mit den Hochspannungstrafos an den Fassaden, weg mit den überdimensionalen Neon-Netzreklamen. Dann: die Einheit des Geschäftslokals mit dem ganzen Gebäude muss auch durch die Farbgebung betont werden, die Dissonanz Parterre neu – erster Stock alt oder umgekehrt müsste aufgegeben werden.“ (KR 1).

Die KR tut auch was für ein gepflegtes Deutsch. Der Hermannstädter Professor Michael Henner beschreibt auf einer ganzen Seite „Typische Fehler im Gebrauch der Muttersprache“ in seinem Beitrag „Oh, diese Wörter und Wendungen“ (KR 1). Einige Beispiele, wo die direkte Übernahme aus dem Rumänischen zu einem fehlerhaften Deutsch führt: „ein Telefon geben“, „jemandem eine Figur machen“ „eine Prüfung nehmen“, „ er sympathisiert sie“– wobei die korrekten Formulierungen selbstverständlich auch angegeben werden. Im Literaturteil finden wir Gedichte Kronstädter Dichter (Ingmar Brantsch, Alwin Zweier), Rezensionen zu Neuerscheinungen wie „Strom ohne Ende“ von O.W. Cisek oder „Das Zünglein an der Waage“ von Georg Scherg. Moderne Kurzprosa wie z.B. von Bettina Schuller oder Werner Bossert wird nicht nur veröffentlicht, sondern auch kurz von Fachleuten wie Georg Scherg, Hermann Menning, Horst Anger, Anemone Latzina, Hannes Schuster, Ingmar Brantsch kommentiert. Latzina bestreitet in der KR die Rubrik „Diese Woche“ - eine kommentierte Rückschau auf außenpolitische Ereignisse.

Ein bis vor 50 Jahren unbekannt gebliebener Brief Tudor Arghezis (datiert 8. November 1930) an den Kronstädter Historiker und Literaturkritiker, Prof. Adolf Heltmann, wird in der Nummer 5 in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Darin ist auch folgendes Lob auf Kronstadt zu finden: „Ich beneide Sie darum, in Kronstadt wohnen zu können, wo ich mehrere Male erfolglos versucht habe, mich niederzulassen, um der Ruhe und landschaftlichen Schönheit willen, welche die Stadt bietet. Denn dieses ist der einzige Ort, wo ich voll die 24 Stunden des Tages auskosten durfte. Die Zerrissenheit und Künstlichkeit des Bukarester Alltags lässt eins nicht zu einem harmonischen und konzentrierten Arbeiten kommen.“

Die Heimatkunde ist durch Beiträge von bleibendem Wert vertreten wie z.B. „Minnegabe einst und jetzt. Die Weisskircher Wirtelschnitzer“ von Herbert Hoffmann (in der KR 43. vom 6. Dezember 1968) oder „Stephan Ludwig Roth – der bedeutendste Pestalozzianer Südosteuropas“ von Michael Kroner (KR 45). Ein kurzer Beitrag „Der ‚Blasi‘ - ein vergessener Brauch“ bringt Leser dazu, Ergänzungen aus den eigenen Erinnerungen hinzuzufügen oder sogar dieser Aussage zu widersprechen. Für die sächsische Gemeinschaft war es bestimmt erstaunlich und  erfreulich aus der KR in einem großen Bericht zu erfahren, dass in Agnetheln erstmals seit 1941 wieder die Urzeln gelaufen sind. Der 26. Januar wurde „ zu einem nachhaltigen Erlebnis, für die Agnethler selbst, für die vielen Bauern, die aus den Nachbarortschaften auf Schlittenkufen in die Stadt gerutscht waren, und für die aus allen Ecken und Enden des Landes, sogar auch aus dem Ausland zugereisten Gäste“ schreibt Hans Schässburger in der KR 5 vom 31. Januar.

Reportagen aus dem Burzenland „Bleiben und Werden am Weidenbach“ , „Marienburger Kinder“ beide von Willi Zeidner sind zu lesen wie auch Reportagen aus dem Banat oder aus dem Ausland (z. B. „3 x Hamburg“ von Eduard Eisenburger oder „Besonntes Suchen nach Urkunden“ von Gernot Nussbächer am Rande einer Dienstreise nach Jugoslawien).
Im Kronstädter Sport spielten auch die Sachsen eine Rolle, denn zu den zehn Bestsportlern des Jahres 1968 zählen auch Anna Roth-Sălăjan, Leichtathletik (Tractorul), Christa Tracher, Eisschnelllauf (Dinamo) und Klaus Schuller, Orientierungslauf (Rulmentul).