Es war einmal ein Wald

Der junge Hirsch blickt uns treuherzig an.

Baumstümpfe zeugen vom Kahlschlag, der hier erfolgte.
Fotos: der Verfasser

Unsere Wanderung beginnt in Langendorf/Satulung, der von Kronstadt entfernteste Ortsteil von Săcele, wenn man von der Romasiedlung Gârcin absieht, die ebenfalls zum Munizipium Săcele gehört. Wir folgen der Oituz-Straße und gelangen bald an den Stadtrand. Eine erste Überraschung erscheint gleich hinter einer Kreuzung. Gut zwei Dutzend Schafe tauchen plötzlich auf, hinter ihnen ein Mann, der sie wohl nach Hause treibt. Also gibt es heute noch manche Nachkommen der „Mocani“ aus Săcele, die früher sich ihr Einkommen durch Schafzucht sicherten. Auf einem schönen Haus mit einem Wandbild, das drei Frauen in Volkstracht zeigt und vor dem mehrere alte Holzgegenstände ausgestellt sind, ist auch die Aufschrift „Drumul lânii“ („Der Wollweg“) zu lesen – vielleicht in Anlehnung an die „Seidenstraße“, der Handelsweg, der Asien mit Europa verband.

Eine zweite Überraschung sind drei Rehkitze und ein junger Hirsch in einem Gehege am Stadtrand neben einem Neubau. Ist es ein privater Zoo oder pflegt und füttert da ein Förster oder Jäger diese Tiere, um sie später auszusetzen? Bevor wir in den Wald gelangen und dem mit blauen Streifen gekennzeichneten Weg folgen, der hinauf zum Highiş-Berg führt, gibt es noch eine friedliche Begegnung mit einer größeren Schafherde. Die Schafe blöken, die Hunde knurren, die Hirten pfeifen die Hunde zurück, begleitet von einer Fluch-Kaskade. Bis zur Răduleanu-Wiese sind es 30 Minuten, wie es auf einem Wegweiser angegeben wird, wo auch die weiteren Zielpunkte dieses Wanderwegs zu lesen sind, und zwar: der Cernat-Kamm (1h 10 min), das Gârcin-Forstrevier (1h 30 min), die  Ren]ea-Hütte (3 h 30 min) die allerdings seit vielen Jahren nicht mehr im Betrieb ist, weil dort inzwischen sich die rumänische Armee eingerichtet hat.

Nachdem wir uns dem Gartschin-Tal zuwenden, ist von dem bisher eher verblichenem blauem Band nichts mehr zu erkennen. „Aus gutem Grund“ passt eigentlich gar nicht, denn es scheint, dass auch die markierten Bäume dem radikalen Holzschlag zu Opfer gefallen sind. Zahlreiche Baumstümpfe sind auf den Hängen zu erkennen. Von da stammt wohl das Brenn- und Bauholz der Roma, die im nahen Tal unter ärmlichen Verhältnissen wohnen.  Starker Wind kommt auf; der Weg zum Forstrevier verspricht nicht viel, vielleicht eher weitere Begegnungen mit Schafen und Hunden, so dass wir in Richtung Osten umkehren und zwischen Zäunen und Pfaden einen Durchgang zur Hauptstraße am Rande von Săcele suchen. Dabei stoßen wir auf Kinder, die ein riesiges Bündel junger Weidenruten nach Hause tragen – Rohstoff fürs Korbflechten.