EU in Berlin: Rumänien

Politisches Bildungsforum Berlin der Konrad-Adenauer-Stiftung mit rumänischer Botschaft

Botschafter Emil Hurezeanu spricht zum Thema „EU in Berlin: Rumänien“.

Dipl.-Ing.-Architekt Stefan Rethfeld, Referent zum Thema „Architektur, Kultur, Politik: Verbindungen nach Bukarest“ vor der rumänischen Botschaft. Das Gebäude, erbaut 1905 – 1906 im Stil der Spätrenaissance, steht unter Denkmalschutz.
Fotos: Berndt Brussig

Das Politische Bildungsforum Berlin ist eine bewährte Veranstaltungsreihe der in Berlin ansässigen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die sich an alle politisch interessierten Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren zu gesamtgesellschaftlichen Themen wie Europa wendet. Zudem hat die KAS aber auch Berlin-spezifische Themen wie „Architektur in Berlin“ im Kontext mit ausländischen Metropolen auf ihrer Agenda. Dank der derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens lag es auf der Hand, gemeinsam mit der rumänischen Botschaft die Veranstaltung „EU in Berlin: Rumänien / Architektur – Kultur – Politik: Verbindungen nach Bukarest“ auf die Beine zu stellen – realisiert am 26. März 2019 in der Botschaft selbst, ein architektonisch und geschichtlich sehr interessantes Gebäude in Berlin-Mitte.

Rumänische Botschaft als Forum von Politik, Wissenschaft und Kunst

Frau Dr. Alexandrina Panaite-Cserkesz, Attaché für Innere Angelegenheiten an der Botschaft und Kooperationspartnerin der KAS bei dieser Veranstaltung, eröffnete die Veranstaltung im attraktiven Atrium der Botschaft. Sie schilderte die wechselvolle Geschichte dieses Gebäudes, das 1905 – 1906 zu Zeiten des Kaisers Wilhelm II. als Berliner Postamt NW 7 im Stil kaiserlicher Prachtbauten in der Dorotheenstraße errichtet und im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde. Nach aufwendigen Arbeiten wurde die Botschaft 2002 im Herzen Berlins eröffnet, nicht weit entfernt vom Brandenburger Tor, dem Wahrzeichen Berlins, und in der Nähe solcher Botschaften wie der USA sowie Frankreichs und Großbritanniens. Das Gebäude im Stil der Spätrenaissance steht unter Denkmalschutz. Gerade seit dem EU-Beitritt Rumäniens 2007 ist die Botschaft ein Treffpunkt von Diplomaten aus aller Welt, insbesondere anlässlich des Rumänischen Nationalfeiertages am 1. Dezember. Zugleich fungiert die Botschaft auch als ein Forum des Austausches für Wissenschaftler, Wirtschaftsleute und Künstler sowie kirchliche Würdenträger. Ein Beispiel dafür ist das „KirchenburgenGespräch“ mit Persönlichkeiten aus Hermannstadt/Sibiu wie dem Bischof Reinhart Guib und dem Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Philipp Harfmann, mit dem polnischen Denkmalschutzexperten und Kulturwissenschaftler Prof. Paul Zalewski von der Europa-Universität Viadrina im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse Berlin ITB am 8. März.

Bukarest: Paris des Ostens im Retrolook

Der Dipl.-Ing.-Architekt Stefan Rethfeld, Projektbüro Stefan Rethfeld (Münster / Berlin), Experte für Stadt- und Architekturforschung sowie Geschichte und Denkmalpflege, spannte in seinem per Beamer visualisierten Vortrag mit Bukarest-Bildern den Bogen bis zur Metropole Bukarest, dem ehemaligen „Paris des Ostens“, bereichert durch interessante Fakten zur Geschichte, Land und Leuten sowie zur politischen Struktur des Staates, etwa zur größeren Machtfülle des rumänischen Präsidenten Klaus Johannis im Vergleich zum Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier.

Der Architekt bedauerte, dass man Rumänien in Europa oft noch auf Dracula und Ceaușescus Protz-Palast, das flächenmäßig größte Gebäude der Welt, reduziert. Dabei habe das alte Kulturland Rumänien viel mehr zu bieten, etwa die Moldauklöster und die Kirchenburgen sowie das historische Altstadtviertel mit der Strada Lipscani mit dem Nostalgie-Hauch „Paris des Ostens“ im Retrolook, von einzigartiger Natur wie Donaudelta ganz zu schweigen. Nicht wenigen Teilnehmern der Veranstaltung waren diese Fakten so interessant, dass sie bekundeten, wieder bzw. erstmals eine Reise nach Rumänien in naher Zukunft unternehmen zu wollen. Bekannt sind den meisten Teilnehmern zwar Ohrwurm-Hits wie „Wenn der Himmel weint“. Aber den wenigsten ist klar, dass der Sänger Peter Maffay, quasi der „Musik-Botschafter Rumäniens“ in Deutschland, aus Kronstadt stammt.

Eigentlich gibt es eine Menge „Botschafter“ aus Rumänien in Deutschland, darunter zahlreiche Ärzte, aber auch Architekten, etwa Peter P. Schweger, der 1935 in Mediasch geboren wurde und sich mit imposanten Bauwerken in Berlin verewigte, zum Beispiel bei Sanierung und Umbau des Preußischen Herrenhauses (1996 – 2001) und beim Bau des Hauses der Deutschen Wirtschaft (1996 – 1999).Ein Name, der sowohl in Deutschland als auch in Rumänien einen guten Klang hat und in Dankbarkeit vernommen wird, ist Hasso Plattner. Dessen Vater, Horst Plattner (1918-2001), Augenarzt, stammt aus Hermannstadt. Sein Sohn Horst Plattner, 1944 in Berlin geboren, ist Gründer des Softwareunternehmens SAP, Milliardär und Mäzen. In Potsdam finanzierte er den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Potsdamer Palais Barberini und in Hermannstadt spendete er 4,2 Millionen Euro für die Lucian-Blaga Universität (ULBS) 2018.

Ziele der EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens

Abschluss und Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Gesprächsrunde mit dem Botschafter Emil Hurezeanu, der am 26. August 1955 in Hermannstadt geboren wurde. Präsident Klaus Johannis ernannte ihn am 5. Mai 2015 zum rumänischen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland.

Eingangs der Gesprächsrunde skizzierte der Autor, Publizist, Politologe und Botschafter kurz seinen beruflichen Lebensweg mit solchen Stationen wie bei Radio Free Europe in München und Radio Deutsche Welle in Köln. Besonders intensiv erinnere sich der zum Botschafter Ernannte an die bewegten Zeiten im November 1989 mit Massendemonstrationen der DDR-Bürger auf dem Alexanderplatz bis hin zum Fall der Berliner Mauer am 9. November und im Dezember mit dem Aufstand in Städten wie Temeswar/Timișoara und Bukarest. Radio Free Europe berichtete 14 Stunden täglich für 15 Millionen Rumänen, die diesen Sender der Freiheit hörten.

In der Gegenwart der EU-Ratspräsidentschaft Rumäniens haben solche Aufgaben die Priorität wie – ein Europa der Sicherheit;  Zusammenarbeit an gemeinsamen europäischen Werten; Europa als stärkerer globaler Akteur; den Eintritt Rumäniens in den Schengener Raum.

Die Diskussionsrunde würdigte den beispiellosen Wandel Rumäniens zu einem wichtigen europäischen Faktor. Sie zeigte sich optimistisch, dass Rumänien im Zusammenwirken mit der EU anstehende Herausforderungen wie etwa im Kontext mit den Europawahlen im Mai meistern wird.