Europabürger per Sprachunterricht

Die 22. Landestagung des Deutschlehrerverbands Rumäniens

Das Podium der Eröffnungsdebatte: Ovidiu Ganţ, Dr. Paul-Jürgen Porr, Christel Ungar-Ţopescu, Dr. Christoph Bergner und Christiane Cosmatu.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Seine 22. „nationale Tagung mit internationaler Beteiligung“ hielt der Deutschlehrerverband Rumäniens am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal in Folge in Hermannstadt/Sibiu. Als Veranstalter fungierten am Programm der Deutschlehrerverband Rumäniens und das Departement für interethnische Beziehungen der rumänischen Regierung, ohne das beherzte Einspringen und Agieren der Vertreter von Institutionen vor Ort (Schulinspektorat, ZfL, Brukenthalschule, Germanistiklehrstuhl, Deutsches Forum), die erst zwei-drei Tage vor der Konferenz eingeschaltet wurden, hätte das organisatorische Chaos im Desaster geendet. Während der Eröffnungsansprachen trudelten die TeilnehmerInnen nach und nach in den Spiegelsaal des Forumshauses, weil es die VeranstalterInnen nicht für nötig erachtet hatten, den Beginn den Ankunftsmöglichkeiten der Angemeldeten anzupassen. Selbst die letzte Fassung des Programms führte fünf Namen von elf Grußwortesprechern, von denen längst bekannt war, dass sie entweder nicht kommen oder sich vertreten lassen. Bei der Moderation der Eröffnung ist Verbandspräsidentin Silvia Florea in fast jedem Satz ein Sprachfehler unterlaufen, von den sonstigen Schnitzern mal abgesehen. Schade. Der dadurch hinterlassene negative Eindruck überschattete die guten und praxisnahen Workshops und auch inhaltsreichen Programmangebote der folgenden Tage.

„Europabürger sein – voneinander lernen. Sprachlehrer sind im Dienste von Demokratie, Frieden und Entwicklung“ lautete das Thema der Tagung. Die Schirmherrschaft übernommen hatte Dr. Christoph Bergner, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. In seiner Ansprache bei der Tagungseröffnung brachte er seine Wertschätzung für die Arbeit der Deutschlehrer zum Ausdruck. Ihre Arbeit sei wichtig, weil sie der Pflege und Verbreitung der deutschen Sprache in der Europäischen Union dient und das in „nicht deutschsprachigen“ Staaten geschieht jedoch mit deutschen Minderheiten, die Brücken schlagen beim Entwickeln des europäischen Identitätsgefühls. Begrüßt wurden die rund hundert DeutschlehrerInnen aus Rumänien sowie ihre Kolleginnen aus der Türkei (und am zweiten Tag trafen auch Kolleginnen aus der Republik Moldau ein) von Bürgermeister Klaus Johannis, Dr. Paul-Jürgen Porr und Ovidiu Ganţ, dem Vorsitzenden bzw. Abgeordneten des Deutschen Forums, sowie Christiane Cosmatu, Unterstaatssekretärin im Departement für interethnische Beziehungen. Die Grüße des deutschen Botschafters Werner Lauk überbrachte Kulturreferent Josef Karl, jene des österreichischen Botschafters Dr. Michael Schwarzinger wurden vom österreichischen Konsul Andreas Huber verlesen. Begrüßt wurden die die TeilnehmerInnen (die teilweise schlechtes Deutsch sprachen, zumal insbesondere die Deutsch als Fremdsprache-Lehrerschaft präsent war) ferner von Gökce Petek vom Deutschlehrerverband der Türkei.

Nach der Eröffnung fand in der Moderation von Christel Ungar-Ţopescu eine Podiumsdiskussion zum Thema „Europabürger sein – Voneinander lernen“ statt. Am Podium saßen Dr. Christoph Bergner, Ovidiu Ganţ, Christiane Cosmatu und Dr. Paul-Jürgen Porr, angesprochen wurden insbesondere Probleme der deutschen Minderheit. Für Freitagmorgen waren fünf Präsentationen im Plenum vorgesehen, vier wurden vorgestellt (weil später begonnen wurde, als geplant): Fachberater Dieter Jaeschke (ZfA, Bukarest) referierte unter dem Titel „Mit 'Sternchenthemen' zu mehr Gerechtigkeit“, Bärbel An (Goethe-Institut Bukarest) informierte über die Sprachprüfungen, der Schweizer Polizeipsychologe und Bildungsforscher Christian Weidkuhn sprach über „Das Gehirn in der Schule“ und Doz. Dr. Maria Trappen (Lucian-Blaga-Universität, Hermannstadt) stellte neue Materialien und Möglichkeiten der Deutschlehrerfortbildung vor. Die Vorstellung des internationalen Projektes „Der Wert Europas“, an dem der Deutschlehrerverband zusammen mit den einschlägigen Verbänden aus Polen, Litauen, Bulgarien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Lettland und Ungarn teilnimmt, fand durch Helmine Pop am Samstag statt. Ziel des Projektes ist die effektivere Vermittlung des europäischen Gedankens im Rahmen des Sprachunterrichts, erarbeitet werden sollen eine „Textsammlung Europa“ und ein Europa-Filmquiz „In Vielfalt geeint“.  

Freitagvormittag fanden sodann Debatten statt. Jene zu Deutsch als Muttersprache (DAM) wurde in der Brukenthalschule gehalten, zugegen waren 17 Vertreter. Dazu gehörten Alexander Szepesi, der für den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien zuständige Direktor im Bildungsministerium, die ZfA-Fachberater, aber auch fast alle Mitglieder der Kommission für DAM. Besprochen wurden u.a. die Überarbeitung von Lehrplänen. DAM-Lehrer beteiligen sich an der Tagung des Deutschlehrerverbands nur in geringem Maß, weil sie sich in den regional veranstalteten Lehrertagen beheimatet fühlen und ein fachspezifischer Austausch bei den vom ZfL organisierten Fortbildungen stattfindet, erläuterte eine Teilnehmerin.

Zu den Angeboten der Verbandstagung gehörten weitere Vorträge, eine Projektmesse und Vorträge im Plenum und Good-practice-Workshops.