Europäische Fernwanderwege in den rumänischen Karpaten

Projektvorstellung in der Julius-Römer-Hütte

In der „Julius Römer“-Hütte des SKV verfolgten nicht nur Kronstädter Bergfreunde die Projektvorstellung mit Interesse.

SKV Geschäftsführer Marcel Şofariu und die zwei Schweizer Gäste Pietro Cattaneo (links) und Andreas Wipf.
Fotos: Ralf Sudrigian

Die E3 (grün) und die E8 (rot) werden als europäische Fernwanderwege durch die rumänischen Karpaten führen.
Quelle: SKV

Der Siebenbürgische Karpatenverein (SKV) nimmt sich vor, wie bereits berichtet, mit Unterstützung der Europäischen Wandervereinigung (EWV) unser Land an das Europäische Fernwandernetz anzubinden. Das bedeutet nicht neue Wanderwege anzulegen, sondern eine Auswahl der bestehenden für die Fernwanderwege E3 und E8 zu treffen und diese auf das Niveau der EWV-Qualitätsansprüchen zu bringen. Der SKV hat nun mit den „Schweizer Wanderwegen“ einen der bestmöglichen Partner für dieses Vorhaben gewinnen können.

Am Freitag, dem 31. Juli, wurde das Projekt „Die Vernetzung Rumäniens mit dem europäischen Fernwandernetz“ in der SKV-Hütte „Julius Römer“ am Schuler vorgestellt. Anwesend waren SKV-Mitglieder aus Kronstadt, Hermannstadt, Z²rne{ti, Vertreter von der Verwaltung des  Nationalparks Königstein,  der Kronstädter Uni, der Berggendarmerie, von anderen Bergvereinen (z.B. EKE, „Asociaţia Montană „Carpaţi) sowie, seitens des Vereins „Schweizer Wanderwege“, Pietro Cattaneo und Andreas Wipf – Experten in Sachen Weginfrastruktur.

SKV-Präsident Thomas Luczay eröffnete die Projektpräsentation mit einem Grußwort und dankte für die zahlreiche Teilnahme sowie für das Interesse an diesem wichtigen Projekt. SKV-Geschäftsführer und Projektmanager Marcel [ofariu stellte die gegenwärtige Lage des Bergtourismus in Rumänien vor und wies auf die Notwendigkeit von Eingriffen im Bereich Infrastruktur hin. Rumänien sei noch ein weißer Fleck, trotz seines großen natürlichen Potenzials, betreffend grenzüberschreitende Fernwanderwege. Nun habe man mit der Datenerfassung für den rumänischen Teil der E3 durch das Banater Bergland und das Westgebirge begonnen sowie die Trasse der E8 durch die Ost- und Südkarpaten samt zwei Varianten mit kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten festgelegt. Es folgen nun die eigentlichen Arbeiten, bei denen das Anbringen von Markierungen und Wegweiser nur einen Teil darstellt.

Das Projekt, das eine Laufzeit von 36 Monaten hat, verfügt über ein Budget in Höhe von 268.451 Schweizer Franken (CHF). 241.565 CHF stellt die Schweiz über ihr Programm für Zusammenarbeit mit Rumänien zur Verfügung. 13.963 CHF kommen dank Unterstützung des Kreisrates Kronstadt vom SKV, der sich zusätzlich zu freiwilligen Arbeitsaktionen in Höhe von 12.922 CHF verpflichtet.

Von der Partnerschaft mit den „Schweizer Wanderwegen“ wird Beratung und Unterstützung erwartet vor allem im Bereich Weginfrastruktur und Öffentlichkeitsarbeit. Dank des Vortrages von Pietro Cattaneo  konnten sich die Teilnehmer ein Bild machen, wieso in der Schweiz das Wandern so verbreitet und erfolgreich ist. Fast die Hälfte der Schweizer Wohnbevölkerung wandert nämlich regelmäßig,  so dass das Wandern beliebter ist als Radfahren oder Schwimmen. Zur Verfügung stehen allerdings 60.000 Kilometer Wanderwege, was einen Durchschnitt von 1,9 Kilometer Wanderwege pro Quadratkilometer ergibt.

Ein einmaliges Wanderangebot, das zur Erfolgsgeschichte wurde, das aber auch entsprechend von den Schweizer Wanderwege und ihren  26 kantonalen Organisationen gepflegt wird. Eine einzige Zahl dazu: durchschnittlich werden für den Unterhalt eines Wanderweg-Km jährlich 800 Franken aufgewendet. Die  landesweit in der Schweiz bekannten Erkennungszeichen der 1934 gegründeten „Schwei-zer Wanderwege“ sind die gelben Wegweiser.

Nach der Kaffeepause wurde ausführlicher über die Wanderinfrastruktur am Schuler diskutiert. Durch das Erweitern des Skigeländes und durch die Absicht von Mountain-bikers (deren Vertreter übrigens auch in der Hütte anwesend waren), eine Down-Hill-Piste vom Schuler in die Schulerau anzulegen, kommt es zu Herausforderungen,  die richtig gelöst werden sollten. Gefragt war auch die Meinung der Schweizer Gäste. Sie wiesen daraufhin, dass vor allem an gefährlichen Stellen die gemeinsame Nutzung der Wege durch Wanderer und Radfahrer vermieden werden müsste. Möglichst wenige Schnittpunkte mit Skipisten und Radfahrwege sollen nun in der Schulerau bei dem zukünftigen Anlegen neuer Wanderwegen angestrebt werden.

Pietro Cattaneo und Andreas Wipf waren froh, so viele engagierte Leute anzutreffen. Das neue Projekt könne all diese Kräfte bündeln, hofft Cattaneo. Es wäre möglich, ein attraktives Wanderangebot zusammenzustellen, dafür effizient zu werben, damit es in der Bevölkerung auch gut ankommt und entsprechend genutzt wird. Denn: „Nur die Skipisten hochlaufen – das ist wenig spannend“, fügt Andreas Wipf hinzu. Beim Erarbeiten des Wanderangebots wollen die Schweizer mit ihrem Wissen mithelfen. Das soll nun am Schuler beginnen, wobei auch die Zinne dabei  einbezogen werden könnte.

Nach einem schmackhaften Mittagessen in der vortrefflich von Nelly und Rolf Truetsch bewirtschafteten Hütte kam es zu weiteren informellen Gesprächen und Erfahrungsaustausch in Sachen Wegsignalisation mit den Kollegen vom Bukarester „Carpaţi“-Montanverein.

Über die weiteren Schritte in der Umsetzung dieses Projekts wollen wir unsere Leser am laufenden halten.