Europäische Filmfesttage im Astra-Filmstudio Hermannstadt

Dokumentarfilme wollen zur Aneignung von Toleranz inspirieren

Hermannstadt – Unter der Schirmherrschaft der Zweigstellen Bukarest der Europäischen Kommission und des Informationsbüros des Europäischen Parlaments lädt das Informationszentrum Europa Direkt in Hermannstadt/Sibiu am Donnerstag, dem 27. September, und am darauffolgenden Freitag, dem 28. September, um jeweils 17 Uhr in das Astra-Filmstudio am Huetplatz/Piaţa Huet 12 zu der Vorstellung von insgesamt fünf dokumentarischen Filmstreifen ein.

Den Auftakt am Donnerstagnachmittag bildet die Ausstrahlung der Dokumentation „Sibiu 825“ des bekannten Regisseurs Dumitru Budrală. Der Streifen mit einer Dauer von 26 Minuten bietet einen Querschnitt durch die Geschichte Hermannstadts von ihren Anfängen bis in die Gegenwart und lässt rumänische, deutsche und ungarische Sichtweisen auf die urbane Identität der Kreishauptstadt am Zibin gleichermaßen zu Wort, Klang und Bild kommen. Im Anschluss an „Sibiu 825“ von Dumitru Budrală wird der einstündige Dokumentarfilm „Rehearsals“ (Probenarbeit) von Regisseurin Ana-Maria Vîjdea auf die Kinoleinwand des Astra-Filmstudios projiziert. „Rehearsals“ wurde 2015 in enger Zusammenarbeit mit der Fakultät für Kinofilmtechnik an der Babeş-Bolyai-Universität Klausenburg/Cluj-Napoca (UBB) gedreht und zeigt Ausschnitte aus der Probenarbeit einer Gruppe Musikerinnen und Musiker, die einen realitätsnahen Zugang zu dem künstlerischen Nachlass der legendären Interpretin rumänischer Volksmusik Maria Tănase (1913-1963) suchen. Als musikalischer Wegweiser erklingt im Dokumentarfilm „Rehearsals“ die Sing- und Sprechstimme der aus der Maramuresch gebürtigen Folklore-Sängerin Maria Casandra Hausi, die als musikalische Erbin von Maria T²nase gilt.

Dumitru Budrală ist Autor auch desjenigen Streifens, der am Donnerstag die Filmreihe beschließt. 41 Minuten beträgt die Dauer des Dokumentarfilms „Satul de demult“ (Das Dorf von anno dazumal), der eine Antwort auf Fragen bezüglich eines althergebrachten Brauchtums, das von jungen Frauen rumänischer Dörfer anlässlich des Festes der Sommersonnenwende gepflegt wurde, zu geben versucht.
Am Freitag, dem 28. September, wird der Kinonachmittag mit der schwedisch-dänisch-norwegischen und international preisgekrönten Koproduktion „Sameblod“ (Anmerkung der Redaktion: Blut der Gemeinschaft der Sámi) eröffnet, und mit dem 25 Minuten dauernden Dokumentarstreifen „Rost“ (Sinngebung) von Regisseur [erban Georgescu beendet. „Sameblod“ ist Zuschauern unter 15 Jahren nicht empfohlen und zeigt in 90 Minuten Spieldauer Einblicke in die Biographie der 14 Jahre alten Hauptperson Elle Marja, einer Angehörigen der Rentiere züchtenden Gemeinschaft der Sámi. Wie viele ihrer Stammesgenossen hatte auch Elle Marja während der 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts unter nationalsozialistischen und rassistischen Volksströmungen zu leiden, weswegen sie auf ein anderes Leben zu hoffen begann und hierzu den Versuch wagte, alle Anbindung an Familie und heimatliche Gemeinschaft abrupt aufzugeben. Aufgrund seines polarisierenden Inhalts wurde „Sameblod“ 2017 mit dem Höchstpreis des EU-Parlamentes ausgezeichnet.

„Rost“ von [erban Georgescu rückt eine soziale Sparte des globalen Kontinents Europa in den Vordergrund, deren Mitglieder die Anpassung des eigenen Alltags an die Gefälligkeiten und Vorteile der Konsumgesellschaft konsequent vermeiden. In dem Kurzstreifen ist nicht von geschäftlichem Erwerb, dafür aber umso mehr von handwerklicher Lebensgrundlage im dörflichen Rumänien die Rede. Archaische Vorgänge wie das Schweineschächten, die Holzschnitzerei oder die Handfertigung von Filzschuhen bilden die dokumentarischen Hauptbestandteile des Dokumentarfilms „Rost“. Der Eintritt zu den Ausstrahlungen aller fünf erwähnten Filmstreifen im Astra-Filmstudio am Hermannstädter Huetplatz ist frei.