Ex-Umweltschutzchef als Cannabiszüchter

Zahl der Unfälle wegen Drogenkonsum 2017 rückläufig, Zahl der Hilfesuchenden steigt

Die Dezembertagung des Präfekturkollegiums hatte als einen ihrer Tagesordnungspunkte die Präsentation der Situation des Drogenkonsums im Bana-ter Bergland. Dazu waren Vertreter des Präventions-, Evaluations- und Beratungszentrums in Sachen Drogenkonsum CPECA eingeladen. Die gute Nachricht: In den ersten elf Monaten 2017 sind 22 Personen wegen Drogenexzessen in der Notaufnahme der Krankenhäuser gelandet, um sieben weniger als in der Vergleichsperiode 2016. Zur selben Zeit aber ging CPECA Caraş-Severin 30 Anzeigen gegen Drogenkonsumenten oder -produzenten nach, auch mit dem Ziel, diese unter ständige Beobachtung bzw. Aufsicht zu stellen. 32 Personen haben sich auf eigenen Antrieb hin ans Zentrum zwecks Hilfeleistung gewandt. Das waren doppelt so viele wie in den ersten elf Monaten 2016.

Sorin Andri]oi, der CPECA-Koordinator des Banater Berglands, erklärte: „In der untersuchten Zeitspanne sank zwar die Zahl jener, die wegen Drogenexzessen zur Notaufnahme in die Krankenhäuser mussten, aber das ist eine Realität, die bloß statistisch zählt und nicht der Wirklichkeit entspricht. Der bekannte und statistisch erfasste Drogenverbrauch zeigt weltweit immer nur eine Spitze des Eisbergs an. Es geht damit zu wie mit den Verbrechensstatistiken, bei denen von einer Grauzone und auch von einer Schwarzzone gesprochen wird: von den `unsichtbaren Seiten des Verbrechens`. Meist führt der Vielfach-Verbrauch von Drogen zu jenen Exzessen, die ins Krankenhaus führen. Reell wird aber viel mehr verbraucht, als statistisch erfasst werden kann. Trotzdem ist die Lage im Banater Bergland noch nicht sehr alarmierend. Das können auch die Kollegen bestätigen, die den Drogenkonsum hinsichtlich des Angebots bekämpfen. Erschreckend ist allerdings das sinkende Einstiegsalter der Drogenkonsumenten: Es liegt inzwischen bei zwölf Jahren. Zwölfjährige sind bereits in der Notaufnahme der Krankenhäuser wegen Drogenkonsum gelandet. Das ist das wirklich Besorgniserregende!“

Cannabis liegt weiterhin an der Spitze der konsumierten Drogen – wohl auch, weil der indische Hanf im Banater Berg- und Hügelland hervorragend gedeiht. Auch Derivate wie Haschisch und Marihuana sind im Vormarsch. Am gefährlichsten bleiben die psychoaktiven und ethnobotanischen Substanzen, behauptet der CPECA-Chef von Karasch-Severin.

Im Rahmen der vom Parlament vorgezeichneten Lockerung der strafrechtlichen Restriktionen gegen das Verbrechen gehören auch die Drogenproduzenten und -händler zu den Nutznießern des Aufweichens der Strafmaßnahmen. Kurz vor Weihnachten ist der wohl größte jemals im Banater Bergland gefasste Hersteller von Marihuana auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem er, samt seinem Sohn und Helfer, die Zeit ab Ende September in Untersuchungshaft verbringen musste. Marius Cârpean aus Berzovia und dessen Sohn Darius saßen wegen Massenproduktion und -handel von Marihuana in Untersuchungshaft. Marius Cârpean ist der ehemalige Chef der Umweltschutzgarde Karasch-Severin und hat eine interessante „Karriere“ hinter sich. Er gehörte ursprünglich zur zweiten Garde der „Leutnants“ des allmächtigen PDL/PNL-Chefs von Karasch-Severin, Sorin Frunz²verde. Cârpeans Firma war eine der „Abonnenten“ auf Gelder bei öffentlichen Aufträgen – von denen, angeblich, ein Teil der Partei zufloss. Nach dem Fall Frunzăverdes und seit dessen schwerem Krebsleiden hat es die PNL mit Marius Cârpean erst mal mit dem Posten des Chef-Kommissars der Garde für Umweltschutz zwecks „Versorgung“ probiert. Hier war Cârpean rasch in Skandale verwickelt, die ihn in diesem Amt untragbar werden ließen. Dann hatte er sich im Frühsommer 2016 für das Bürgermeisteramt in Bokschan beworben und war kläglich gescheitert. Außerdem führte er seine „Geschäftchen“ mit fiktiven Rechnungen und der Rückerstattung von fiktiv gezahlter Mehrwertsteuer fort, wegen denen er schon die Umweltschutzgarde mit Schimpf und Schande verlassen musste.

Ständig am Rande der Pleite begann er, von Wucherern Riesensummen zu leihen, die er als Einkommensloser natürlich nicht zurückzuzahlen vermochte. Daraufhin verlegte er sich auf seinem Anwesen in Berzovia auf das Kultivieren des indischen Hanfs, mit dem Ziel, in den Cannabishandel groß einzusteigen. Seine Zielgruppe waren anspruchsvolle Konsumenten, vor allem aus Temeswar, weshalb er regelrecht nach allen Vorschriften der Wissenschaft den indischen Hanf sowohl unter künstlichen, als auch unter natürlichen Bedingungen kultivierte. Und auch beste Ergebnisse erzielte. Als er von den Staatsanwälten der Direktion zur Bekämpfung des Bandenverbrechens und des Terrorismus, DIICOT, und von den Polizeioffizieren des Büros zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens, BCCO, im September 2017 festgenommen wurde, konfiszierten diese Hunderte Kilo getrocknetes und rauchergerecht aufbereitetes Cannabis, wozu Marius Cârpean und sein Sohn Darius am Dachboden des Wohnhauses in Berzovia ein hochmodernes Labor eingerichtet hatten. Zum Abtransport der in diversen Aufbereitungsstadien befindlichen Cannabismenge war ein Lkw nötig.

Nun sind die größten bisher erwischten Marihuanahersteller des Jahres 2017 vom Gericht bis zum 19. Januar 2018 unter Hausarrest und Gerichtsaufsicht gestellt worden.