Festkonzert mit Musik aus Siebenbürgen und dem Banat

In Heilbronn fand das Schlusskonzert der 30. Musikwoche in Löwenstein statt

Chor und Orchester der Musikwoche unter der Leitung von Erzsébet Geréd-Windhager

Mit einem großen Jubiläumskonzert im Konzertsaal „Harmonie“ in Heilbronn ist am 11. April die 30. Musikwoche Löwenstein zu Ende gegangen. Als Vorsitzender des Trägervereins, der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa, erinnerte Dr. Franz Metz an die Verdienste der Musikwoche um die Bewahrung der Musikkultur deutscher Minderheiten in Südosteuropa.

Zahllose Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten unter Leitung von weit mehr als 50 Dozentinnen und Dozenten über drei Jahrzehnte hinweg die Musik deutscher Komponisten aus Siebenbürgen, dem Banat, Serbien, Ungarn, der Slowakei und vieler anderer Regionen auch in Deutschland bekannt gemacht. Dies sei ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung traditionsreicher europäischer Kulturlandschaften.

Bei der Musikwoche Löwenstein werden Werke erarbeitet und dann in einem öffentlichen Abschlusskonzert aufgeführt, deren Manuskripte zuvor oftmals aus Archiven geborgen und dann für die Aufführungspraxis eingerichtet wurden. Teilnehmer der Musikwoche sind engagierte Laien aller Altersstufen, die unter Anleitung von erfahrenen Profimusikern im Chor und solistisch singen, Kammermusik und auch im Orchester spielen.

Auf dem Programm des Jubiläumskonzertes in Heilbronn standen A-cappella-Werke der siebenbürgischen Komponisten Rudolf Lassel (1861-1918) und Hans Peter Türk (*1940) sowie verschiedene Kompositionen für Jugendchor. Weiter zu hören waren eine Arie für Solotenor, Solovioline und Orchester aus der Missa solemnis von Vincens Maschek (1800-1875), einem unter anderem im Banat tätigen Komponisten, und ein großes Te Deum für Soli, Chor und Orchester von Franz Seraphin Hölzl (1808-1884), der unter anderem als Domkapellmeister in Pécs/Fünfkirchen wirkte. Schließlich führten das Orchester der Musikwoche den „Unendlichen Gesang“ des in Siebenbürgen geborenen Meisters Prof. Helmut Sadler (*1921) auf, hinter dessen Titel sich – passend zum Anlass - Stilvariationen über das Lied „Happy Birthday“ verbargen.

Die Gesamtleitung der Ensembles der Musikwoche Löwenstein lag in den Händen der Wiener Kantorin, Organistin und Musikpädagogin Erzsébet Windhager-Geréd, die diese Aufgabe bereits zum dritten Mal übernommen hatte. Unter ihrer kompetenten ebenso wie mitreißenden und engagierten Leitung wuchsen die Musikerinnen und Musiker so unterschiedlichen Alters in nur einer Woche zu einer Einheit zusammen und konnten den weit über 250 Besuchern ein Konzert von erstaunlicher Länge und Qualität bieten. Ein Höhepunkt war dabei sicherlich die Anwesenheit von Prof. Helmut Sadler, der Ehrenmitglied der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa ist und die Musikwoche seit ihrem Beginn begleitet.

Nicht zu vergessen ist auch das hervorragende Zusammenwirken von Solotenor Hans Straub (Berlin) und Konzertmeister Harald Christian (Augsburg) im Offertorium für Vincens Maschek. Im „Te Deum“ von Franz Seraphin Hölzl zeigten neben Chor und Orchester auch die Chorsolisten Bettina Wallbrecht (Sopran), Renate Dasch (Alt), wiederum Hans Straub (Tenor) und Philipp Hasper (Bariton) eine geschlossene Leistung. Ein Glanzstück der Musikwoche war traditionell der fast 50-köpfige Jugendchor unter Leitung der Augsburger Gesangspädagogin Gertraud Winter, der ein wesentlicher Garant für die Zukunft der gesamten Löwensteiner Musikwoche ist. Erwähnung finden darf auch der Einsatz der Notenverleger Frieder Latzina (Musiknotenverlag Latzina) und Dr. Franz Metz (Edition Musik Südost, München), die wiederum das Material für mehrere Kompositionen des Abschlusskonzertes zur Verfügung stellten.

Benannt hat sich die Musikfreizeit nach der Evangelischen Tagungsstätte Löwenstein, die – wunderbar in den Weinbergen nahe Weinsberg gelegen – auch diesmal als Unterkunft und Probenort diente. Im Verlaufe der Woche wurde selbstredend nicht nur für das Abschlusskonzert geprobt, sondern Kammermusik in unterschiedlichsten Formationen betrieben. Mehrere interne Vorspielabende waren ein willkommenes Podium gerade für junge Künstler, die in Löwenstein immer ein aufmerksames, enthusiastisches Publikum vorfinden. Auf diese Weise haben in den vergangenen Jahrzehnten zahllose Musikerinnen und Musiker Auftrittserfahrungen gesammelt. Manche von ihnen sind heute in renommierten Orchestern tätig, etwa die Geigerin Sarah Christian als Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Teilnehmerin der aktuellen Musikwoche war auch deren frühere Leiterin Antje Neumann, die gemeinsam mit Bettina Wallbrecht einen stimmungsvollen Jubiläums- und Erinnerungsabend zum Jubiläum der Musikwoche bestritt. Erstmals hatte die Veranstaltung 1986 in Altenberg bei Köln stattgefunden. Im Rahmen der Musikwoche fand auch die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa statt. Dabei wurde der Vorstand des Vereins mit Dr. Franz Metz (Erster Vorsitzender), Johannes Killyen (Stellvertretender Vorsitzender und Öffentlichkeitsarbeit), Harald Christian (Stellvertretender Vorsitzender), Bettina Wallbrecht (Kassenwartin), Johanna Boehme, Renate Dasch, Hansgeorg Killyen, Gerlinde Knopp und Angelika Meltzer im Amt bestätigt.

Drei rumänische Musikstudenten aus Bukarest und Suceava bereicherten die Musikwoche menschlich und musikalisch und fuhren selbst mit markanten Eindrücken wieder nach Hause. Dozenten der Musikwoche waren Erzsébet Windhager-Geréd (musikalische Gesamtleitung und Chor), Harald Christian (hohe Streicher), Christa Gross-Depner (Bratschen und Kammermusik), Jörg Meschendörfer (tiefe Streicher und Salonorchester), Bärbel Tirler (Holzbläser), Franz Windhager (Blechbläser), Silke Marchfeld (Gesang), Gertraud Winter (Jugendchor, musikalische Früherziehung) und Alina Oestrich (Kinderbetreuung). Die Organisation lag in den Händen von Bettina Wallbrecht und Johannes Killyen.

Nicht möglich gewesen wäre diese Musikwoche Löwenstein ebenso wie all ihre vergangenen Auflagen ohne die Unterstützung zahlreicher Sponsoren. In diesem Jahr hervorzuheben sind das Innenministerium Baden-Württemberg, Kulturreferat für Südosteuropa im Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm, die Heimatgemeinschaft der Kronstädter in Deutschland, die Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, die Kreisgruppe Heilbronn der Siebenbürger Sachsen sowie die Kreisgruppen Freiburg und Ortenau der Siebenbürger Sachsen. Gelegenheit zum Austausch mit einigen Unterstützern bot ein Empfang im Anschluss an das Konzert am 11. April Heilbronn.

Die 31. Musikwoche Löwenstein wird vom 28. März bis 3. April 2016 stattfinden, das Abschlusskonzert am Sonnabend, 2. April.