Finanzierungsvertrag offiziell unterzeichnet

Fast 5 Millionen Euro für Sanierung des Temeswarer Doms

Bischof Martin Roos und der ADR-Vest-Leiter Sorin Maxim haben den Finanzierungsvertrag unterzeichnet.
Foto: Zoltán Pázmány

Es gab kaum einen geeigneteren Ort, um die Pressekonferenz zu veranstalten, die die Sanierung der Sankt-Georgs-Domkirche mit EU-Geldern ankündigen sollte: In der römisch-katholischen Kathedrale, einem der Symbole der Stadt Temeswar/Timişoara, trafen sich am 10. Mai die Vertreter der römisch-katholischen Diözese und der Regionalen Entwicklungsagentur ADR Vest mit den Journalisten, um den Finanzierungsvertrag in einem offiziellen Rahmen zu unterzeichnen und das Vorhaben offiziell bekannt zu geben. „Es ist eine große Freude für uns, die Sanierung des Doms ankündigen zu dürfen“, sagte der römisch-katholische Bischof Martin Roos zu Beginn der Pressekonferenz. „Der Dom steht auf Eichenpfählen und gehört zu den sichersten Bauten der Stadt“, fügte der Bischof hinzu.

Das Projekt, das über die Prioritätenachse 5 zur Verbesserung des städtischen Umfelds und der nachhaltigen Konservierung, Wahrung und Entwicklung des Kulturerbes finanziert wird, sieht Sanierungsarbeiten am Hohen Dom vor, im Sinne der Eingliederung des Stadtsymbols in den lokalen, nationalen und internationalen touristischen Kreislauf. Der Gesamtwert des Projekts beläuft sich auf rund 21,77 Millionen Lei (fast 5 Millionen Euro), wobei 21,32 Millionen Lei nicht rückzahlpflichtige EU-Mittel darstellen. Zu den Arbeiten, die vorgenommen werden müssen, gehören, u. a. die Innen- und Außensanierung des Doms, die Erneuerung des Verputzes, der Einbau einer neuen Heizung, die Reparatur bzw. Restaurierung der Holztreppen, der Altäre und Sockel, das Ersetzen der existierenden elektrischen Leitung durch eine neue, die Renovierung der Krypta, aber auch die Sanierung des unmittelbaren Dom-Umfelds, der Alleen und der Grünanlagen, u. v. m. Darüber hinaus soll der sanierte Dom in den nationalen und internationalen Tourismuskreislauf integriert werden, indem eine professionelle Internetseite auf die Beine gestellt wird und im Rahmen der Stadtführungen auch Domführungen angeboten werden. „Fast 20.000 Touristen sehen sich jährlich den Hohen Dom zu Temeswar an. Wir würden uns wünschen, diese Zahl auf 30.000 zu erhöhen“, sagte Nikola Lauš, der Kanzleidirektor des bischöflichen Ordinariats Temeswar.

„Die Kathedrale des Bischofs ist immer die wichtigste Kirche einer Diözese. Der Hohe Dom ist ein Prunkwerk der Barockzeit – er stammt aus dem 18. Jahrhundert. Wo der Dom heute steht, war ein Sumpfgebiet in der unmittelbaren Nähe der Palisaden der osmanischen Festung, das trockengelegt wurde. Es wurden mehrere Tausend Pfähle aus Sumpfeichenholz in die Erde gerammt – der Dom steht auf diesen Pfählen. Der Architekt war wahrscheinlich Josef Emmanuel Fischer von Erlach (Anm. d. Red.: dieser hatte auch den Bau der Wiener Hofburg geleitet), deswegen ähnelt der Dom den Bauten in Wien“, sagte Generalvikar Johann Dirschl auf Anfrage der ADZ. „In der Zeit der Revolution von 1848/1849 wurde der Dom von Kanonenkugeln getroffen und beschädigt. Anschließend wurde er saniert, doch andere große Schäden erlitt er im Laufe der Jahrzehnte nicht“, erklärte der Generalvikar. „Wir haben Angst, dass die Trockenheit zu den Pfeilern kommt. Wenn dies geschieht, dann verrotten sie bei Sauerstoffkontakt und der Dom steht sozusagen in der Luft. Wir wollen jetzt sehr genau nachprüfen, wie die Situation ist, und eine Drainage durchführen“, fügte Generalvikar Dirschl hinzu.
Sorin Maxim, der Leiter der Regionalen Entwicklungsagentur ADR Vest, hob hervor, dass im Rahmen des Regionalen Operationsprogramms 2014 – 2020 über 700 Millionen Euro von der EU in die Westregion Rumäniens fließen werden. Die römisch-katholische Kirche sei nicht nur für die katholische Gemeinde von Bedeutung, sondern ein touristischer Anziehungspunkt, der die kulturelle Agenda der Stadt und der Region im Kulturhauptstadtjahr 2021 ergänzen und bereichern wird, so der ADR-Chef.

Was die Sanierung des Hohen Doms betrifft, so müsse zurzeit das technische Projekt noch beendet werden. Anschließend wird eine Ausschreibung zur Bestimmung des Unternehmens, das das groß angelegte Sanierungsprojekt umsetzen wird, veranstaltet. „Wir hoffen, im Oktober-November dieses Jahres schon den Namen des Unternehmens, das sich um die Arbeiten kümmern wird, bekannt geben zu können“, sagte Kanzleidirektor Nikola Lauš. Die Sanierungsarbeiten sollen insgesamt 39 Monate dauern, d. h. irgendwann im Laufe des Jahres 2020 beendet werden.
Die Bauarbeiten für die Sankt-Georgs-Domkirche, Sitz des Temeswarer Bischofs und des Domkapitels, starteten am 6. August 1736 und wurden 1772 abgeschlossen. Die feierliche Weihe der Domkirche, die Kathedrale der Tschanader (und später der Temeswarer) Bischöfe fand jedoch erst am 24. April 1803, in der Osteroktav, bzw. am zweiten Tag nach dem Fest des Heiligen Georg, des Schutzpatrons der Domkirche, statt. Die Konsekration der sieben barocken Altäre dauerte eine Woche lang: Es wurde ein Altar pro Tag konsekriert. In der Domkrypta wurden Bischöfe (12), Domherren, aber auch einige Festungskommandanten, Wohltäter und Adelige beerdigt. Hier befinden sich auch die Ruhestätten der Temeswarer Bischöfe Augustin Pacha (+1954), Adalbert Boros (+2003) und Sebastian Kräuter (+ 2008).