Fluggesellschaft lässt Ferienträume platzen

Fly România strich Großteil der geplanten Flüge

An der Ausfahrt von Temeswar ist ein Werbeplakat mit Fly România zu sehen.
Foto: Zoltán Pázmány

103 geplante Flüge, 97 davon gestrichen. So sieht die Billanz der neuen Fluggesellschaft Fly România nach zwei Monaten aus. Die Fluggesellschaft sollte eine Lücke füllen, die nach dem Rückzug der Gesellschaft Carpatair auf dem Temeswarer Flughafen hinterlassen wurde. Statt dessen konnten Hunderte von Temeswarer Passagieren ihre Reiseziele durch die neue Fluggesellschaft nicht erreichen. Viele von ihnen verlangen nun Schadenersatz und die Rückerstattung des Geldes für die Vorausbezahlung der Flugtickets. Von den Vertretern der Gesellschaft kommt keine Antwort. Auf dem Flugplan des Temeswarer Internationalen Flughafens sind jedoch die geplante Flüge immer noch zu sehen.   

Mitte März wurde die Ankündigung gemacht: Ab dem 15. Mai wird von dem Temeswarer Internationalen Flughafen „Traian-Vuia“ aus eine neue Fluggesellschaft operieren. Sowohl zu In- als auch Auslandszielen sollte die Gesellschaft ihre Fluggäste bringen. Direktflüge nach Bukarest und Verona sollten mehrmals pro Woche gesichert werden. Nun sind diese Flüge nur auf der Webseite des Temeswarer Flughafens zu finden, denn von der Startbahn steigt kein einziger Flieger der Gesellschaft mehr in die Luft. Erst kurz vor dem Abflug werden Passagiere informiert, dass die fast täglichen Flüge der Gesellschaft nicht mehr existieren. In Wahrheit habe es Flüge durch Fly România schon von Anfang an kaum gegeben, erfahren die geprellten Fluggäste – eher durch Mundfunk. In letzter Zeit gibt es überhaupt keine mehr. Die Mehrheit der programmierten Flüge wurde einfach gestrichen. Eine Erklärung dafür gab es seitens des Betreibers bisher nicht. Wenn zu Beginn der Tätigkeit der neuen Gesellschaft der Name des Geschäftsmannes Ovidiu Tender als Hauptaktionär erwähnt wurde, möchte sich der Temeswarer nun vom ganzen Skandal fern halten.

Er sei Mehrheitsaktionär bei der Firma, die Flieger für die Gesellschaft Fly România zur Verfügung stellt – Ten Airways – so viel und nicht mehr. Auch die Leitung des Temeswarer Flughafens wäscht sich die Hände in Unschuld. „Es ist bedauernswert, dass so ein Vorfall existiert, der die Passagiere stark betroffen hat“, sagt Dan Idolu, Leiter des Flughafens „Traian Viua“. Der Vertrag mit dem Flugbetreiber könne jedoch nicht für nichtig erklärt werden, da der Betreiber seine Verpflichtungen bezüglich des Temeswarer Flughafens nicht verletzt habe. Die Kündigung des Vertrages könnte erst dann diskutiert werden, wenn der Betreiber seine Verpflichtungen für die erbrachten Leistungen des Flughafens nicht bezahlen würde. Dan Idolu bestätigt aber, dass Fly România nur wenige der geplanten Flüge getätigt hat. Andererseits kann der Flughafen nichts für die geschädigten Passagiere tun. „Allein der Betreiber kann sie entschädigen“, erklärt Idolu.

Passagierproteste: Geldrückerstattung wäre das Mindeste

Dass die meisten Flüge gestrichen wurden, erfuhren viele Passagiere entweder zu spät oder gar nicht. Verbittert erinnert sich Mircea Opriş an seine Erfahrung mit Fly România. Zusammen mit Frau und Sohn wollte der Mittdreißiger Ende Juni in den Urlaub fliegen. Dass sein Flug an jenem Tag gar nicht starten würde, damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Auf dem Flughafen angekommen, musste er verzweifelt erfahren, dass sein Flug gestrichen war. Auf der Anzeigetafel stand neben seinem Reiseziel Verona groß „annuliert“. Bald verschwand die Meldung komplett.

Die Flugtickets hatte der Journalist im Mai gekauft. 180 Euro bezahlte er für drei Flugreservierungen, Hin- und Rückflug, Temeswar-Verona. „Am Tag des Abflugs bin ich mit meiner Frau und dem elfjährigen Sohn zum Flughafen gefahren. Erst dort habe ich erfahren, dass unser Flug gestrichen wurde. Niemand konnte mir erklären, was los ist. Eine Ansprechperson seitens der Fluggesellschaft konnte ich nirgends finden“, sagt Mircea Opriş. Der Temewarer schaffte es erst am darauffolgenden Tag, nach Italien zu fliegen. Mit dem Flieger einer anderen Gesellschaft erreichte er jedoch Bergamo und nicht Verona, nachdem er andere Flugtickets kaufen musste. Nun hat er vor, Fly România vors Gericht zu zitieren, um das ausgegebene Geld rückerstattet zu bekommen. „Uns hat niemand was gesagt. Erst nachdem wir in Italien angekommen waren, habe ich eine Mail erhalten, indem die Gesellschaft ankündigt, dass aus kommerziellen Gründen auch unser Rückflug gestrichen sei“, sagt Opriş. „Was, wenn wir nicht genug Geld gehabt hätten, uns andere Karten zu kaufen?“ fragt sich der Temeswarer.

Auch andere Passagiere wurden von Fly România schnöde im Stich gelassen. Hunderte von Beschwerden wurden bereits auf der Facebookseite der Gesellschaft hochgeladen. Alle beschweren sich, dass die Fluggesellschaft keine Alternativen bereitstellt – keine Alternativflüge, keine Ticketrückerstattung. „Und beim Call-Center geht auch niemand dran“, heißt es im Internet. Die letzte Meldung seitens der Gesellschaft wurde am 22. Juni auf die Facebookseite gestellt. Fly România kündigte damals einen Direktflug Bukarest-Antalya an.

98 Prozent der Flüge gestrichen

Laut Angaben des Temeswarer Internationalen Flughafens wurden in der Zeitspanne 15. Mai – 18. Juli insgesamt 73 Flüge des Betreibers Fly România im Inland sowie weitere 24 von insgesamt 28 Flügen ins Ausland gestrichen. „Insgesamt wurden sechs Flüge, zwei im Inland mit dem Ziel Bukarest und vier mit dem Ziel Verona, getätigt“, sagt Miruna Sav von der PR-Abteilung des Temeswarer Flughafens.
Die Gesellschaft Fly România wurde im Frühling dieses Jahres gegründet und versprach, Temeswar mit Bukarest und Tulcea zu verbinden. Ins Ausland sollte es Flüge nach Italien, Spanien, Deutschland und die Türkei geben. Der Flug Bukarest-Temeswar sollte zu einem Preis von 69 Euro angeboten werden. Da der Flugbetreiber keine eigenen Flugzeuge besitzt, sollten die Flüge mit Flugzeugen und Personal der Gesellschaft Ten Airways durchgeführt werden, was im internationalen Flugverkehr nichts Ungewöhnliches ist, weshalb das System auch bei den Fluggästen keinerlei Verdachtsmomente aufkommen ließ.