Forum interregionaler Kooperation

Tagung der Versammlung der Regionen Europas

An der Konferenz beteiligten sich die Vertreter der Mitgliedsregionen Europas.

Im Bildungszentrum von Edirne wird unter anderem auch traditionelle Musik einstudiert.
Fotos: Dieter Drotleff

Die Versammlung der Regionen Europas wurde 1985 gegründet und gilt als Forum interregionaler Kooperation. Dieses Netzwerk ermöglicht eine sehr gute Vertretung internationaler Interessen auf europäischer Ebene und wurde ständig erweitert. Gegenwärtig gehören dieser Versammlung 230 Mitgliedsregionen aus 35 Ländern und 15 interregionale Mitgliedsorganisationen an. Rumänien ist darin durch mehrere Landeskreise vertreten, die ihre Mitgliedschaft in den letzten Jahren erworben haben. Zudem ist seit dem Vorjahr einer der stellvertretenden Vorsitzenden dieses internationalen Forums Marian Vasile, stellvertretender Vorsitzender des Kreises Temesch/Timiş. Die Entscheidungsgremien der Versammlung der Regionen Europas sind das Präsidium, der politische Verband und die Hauptversammlung, die heuer vom 1. bis 4. April in der Stadt Edirne in der Türkei stattgefunden hat. Daran beteiligten sich auch Vertreter mehrere Landeskreise: Kronstadt/Braşov, Tulcea, Dolj, Prahova, Temesch. Der Kronstädter Kreis war durch zwei Mitglieder des Kreisrates, Ovidiu Lupu und Dieter Drotleff, sowie zwei leitende Beamtinnen aus der Exekutive, Nicoleta Stelea und Claudia Dragoş, vertreten.
Zu der politischen Struktur gehören drei Kommissionen: eine für Wirtschaft und regionale Entwicklung, die zweite für Sozialpolitik und öffentliches Gesundheitswesen und die dritte für Kultur, Bildung, Jugend und internationale Zusammenarbeit. Querschnittthemen, die die gesamte Tätigkeit charakterisieren, sind institutionelle Angelegenheiten, das regionale Jugendnetzwerk und die Chancengleichheit. Davon konnten sich die fast 200 angereisten Teilnehmer aus mehreren Ländern Europas auch während ihrer Dokumentationsbesuche überzeugen.

Die Türkei ist ein moderner Staat geworden, nachdem 1923 der Präsident des Landes, Kemal Atatürk, die Republik ausgerufen hat und die demokratische Entwicklung einleitete. Doch gibt es immer noch auch Vorurteile und nicht eine reelle Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen, besonders im ländlichen Gebiet, aber auch wegen veralteten Mentalitäten. Im Bildungszentrum von Edirne konnten sich die Teilnehmer an der internationalen Zusammenkunft davon überzeugen, dass viel für die Chancengleichheit da getan wird. Geboten wird finanzielle Unterstützung für Privatpersonen, die ein kleines wirtschaftliches Unternehmen aufbauen, es gibt unterschiedliche Bildungs- und Sprachkurse, Frauen werden in das traditionelle Sticken und Häkeln eingeführt – Arbeiten, für die die Türkei berühmt ist. Andere werden als Frisör, aber auch in IT-Kenntnissen ausgebildet, Sängerinnen und Sänger sowie Instrumentalisten treffen da zu gemeinsamen Proben zusammen. Da sitzen nebeneinander Frauen, die das traditionelle Kopftuch tragen, und jene, die davon abgesehen haben, oder Männer, die die gleichen Kurse besuchen. In dem Raum, wo Frauen in die maschinelle Stickerei eingeführt werden, ist auch ein Mann, wie der Hahn im Korb, anzutreffen, der ebenfalls dieses Verfahren erlernt. Tradition, besonders was Brauchtum betrifft, wird auf allen Ebenen gepflegt. Doch das Moderne hält in allen Bereichen Einzug.

Die Hauptversammlung tritt jährlich zusammen, wobei die Strategie für die nächsten vier Jahre und der Haushalt bestimmt werden. Gewählt werden der Präsident, der Vorstand und der Generalsekretär. Diesem stehen mehrere Sekretäre aus verschiedenen Ländern zur Seite, die für bestimme Zuständigkeitsbereiche verantworten. Der Sitz des Generalsekretariates ist in Brüssel. Der amtierende Generalsekretär Pascal Goergen kommt aus Belgien. Zur Präsidentin der Versammlung der Regionen Europas wurde im Vorjahr Hande Özsan Bozatli (Türkei) gewählt.
Initiator und Gründer des Vereins war der französische Politiker Edgar Faure (1908–1988), der den Grundstein 1985 legte und den Verein drei Jahre bis zu seinem Tod leitete. Faure studierte Literatur, Rechtswissenschaften und orientalische Sprachen, war Mitglied der französischen Resistance, er übte leitende Funktionen, einschließlich als Minister, in mehreren Regierungskabinetten Frankreichs aus.
Die Versammlung der Regionen Europas, die eng mit der Europäischen Kommission und dem Europaparlament zusammenarbeitet, hat einige Hauptprioritäten in ihrer Tätigkeit gesetzt, die besonders wichtig im Erfahrungs- und Meinungsaustausch sind. Sie fordert die Modernisierung und Internationalisierung regionaler Regierungen. Sie setzt sich für Innovation, Wachstum und Beschäftigung in den Regionen Europas ein, stellt sich den Herausforderungen des demografischen Wandels, Migration, Gesundheit und sozialer Ausgliederung. Sie setzt sich für die nachhaltige Entwicklung ein und bekämpft die Umweltzerstörung, fördert die Demokratie und Diversität in Kulturen, Medien und Ausbildung. Schließlich ist sie bemüht, ein sicheres Umfeld für die Bevölkerung der Regionen Europas zu schaffen und dazu beizutragen, dass die großen Unterschiede, die zwischen einzelnen Regionen bestehen, was deren allgemeine Entwicklung betrifft, ausgeglichen werden.

Sowohl in der kürzlich stattgefundenen Plenartagung als auch in den Zusammenkünften der Komitees wurde unterstrichen, dass der Verein sich viel bemerkbarer in Europa machen muss, seine Forderungen und Absichten besser vortragen soll. Das Netzwerk der Regionen muss aktiver werden, es müssen Finanzierungen herangezogen werden. Doch dafür müssen entsprechende Projekte ausgearbeitet werden. Für gewisse Projekte sollten mehrere Regionen sich zusammenschließen. Jan Owe Larsson, zuständig für regionale Flughäfen und allgemein für Transportwesen, betonte, dass die internationalen Flughäfen in Rumänien einer weiteren Entwicklung bedürfen. Daher sei es wichtig, dass sich die Vertreter jeweiliger Regionen an der internationalen Flughafenkonferenz beteiligen. Aufgefordert wurden die Regionen, mit weiteren Vorschlägen für Veranstaltungen im Jahre 2015 zu kommen, obwohl die Agenda fast voll belegt ist. Eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung spielen die jeweiligen Industrie- und Handelskammern. Aufschlussreich war diesbezüglich der Bericht des Vertreters des Handelskammer von Istanbul, die 1882 gegründet worden ist und heute 350.000 Mitglieder zählt. Dadurch befindet sich diese weltweit an fünfter Stelle. 56 Prozent der Unternehmen sind  Mitglieder dieser Handelskammer, die besonders die Exporttätigkeit der Türkei und die Unternehmer auf dem Wirtschaftsmarkt fördert.

Die Vertreter des Kronstädter Kreises äußerten ihre Meinung bezüglich der Rolle der Technologiezentren – ein weiteres Thema, das angesprochen wurde und eine große Bedeutung in der Entwicklung hat. Diesbezüglich konnte aus der eigenen Erfahrung berichtet werden.
Die türkischen Gastgeber zeigten sich von ihrer besten Seite, was immer wieder von den Tagungsteilnehmern unterstrichen wurde. Hasan Duruer, Gouverneur der Region Edirne, begrüßte die Teilnehmer an der Konferenz. Sein Stellvertreter, Dr. Ayhan Özkan, zugleich auch Leiter der Balkan- und Schwarz-Meer-Regionalkommission, begleitete die Teilnehmer bei allen Veranstaltungen und Treffen. Es liegt nur an den Teilnehmerregionen, die bestehenden Voraussetzungen besser durch konkrete Projektvorschläge zu nutzen.