Fotografische Reise durch Europa

Vielfarbige geografische und kulturelle Bestandsaufnahme in einem neuen Bildband

Urwüchsige, geruhsame Piazza del Popolo in der italienischen Kleinstadt Todi.
Foto: Cătălin D. Constantin

Hermannstadt - Ein an Städteplanung höchst interessiertes Publikum fand sich am Dienstag, dem 3. April, in der Habitus-Buchhandlung Hermannstadt/Sibiu ein, um Cătălin D. Constantin, Publizist, Fotograf und Dozent für Ethnologie und Anthropologie an der Universität Bukarest, zu treffen. Der Autor des neuen fotografischen Sammelbandes „Städte in der Übersicht. Europäische Stadtzentren und ihre Geschichte“ (Orașe în rezumat. Piețe din Europa și istoriile lor) gab nach einer knappen Vorstellung des Buchinhaltes den Anstoß zu einer Podiumsdiskussion. Gemeinsam mit den aufmerksam zuhörenden Gästen fachsimpelte er knappe zwei Stunden lang über das Thema des historischen und aktuellen Städtebaus. An der Diskussionsrunde beteiligten sich als geladene Wortführer Cezar Petre Buiumaci, Historiker und Kurator des Museums der Hauptstadt Bukarest, und Alexandru Lucian Găvozdea, Architekt und Vorsitzender der Filiale Hermannstadt und Râmnicu Vâlcea der Innung der Architekten Rumäniens (OAR).

In dem Veranstaltungsraum der Habitus-Buchhandlung Hermannstadt können bis zum 15. April in Großformat ausgestellte Fotos betrachtet werden, die Cătălin D. Constantin auf seinen Reiserouten quer durch Europa mithilfe einer Drohne festgehalten hat. Die Fotos zeigen sowohl berühmte Plätze europäischer Touristenmagneten wie Venedig, Barcelona, Berlin oder Bratislava, bieten aber auch spannende Blicke auf zahlreiche unbekannte Straßenzüge und Ortszentren kleinerer Städte abseits des erdrückenden Touristenstroms.

Der Herausgeber des dazugehörigen Buches betont, dass sich an den Hauptplätzen jeder einzelnen Stadt des alten Kontinents die jeweiligen Ortsgeschichten ablesen lassen. Die von Land zu Land und Gebiet zu Gebiet architektonisch unterschiedlichen, in sich aber deutlich schlüssigen Porträts kommen nicht von ungefähr. Bereits in vorchristlicher Zeit erbauten Menschen Städte und Plätze, deren architektonische Gestaltung je nachdem mehr oder weniger Wert auf Beschaulichkeit legte. Dass ein Hauptplatz nicht zwingend das strotzende Selbstbewusstsein der Zivilgesellschaft wiedergeben muss, sondern in erster Linie der einfachen Gemütlichkeit des einzelnen Bürgers dienen soll, zählt in Europa nicht überall mehr als Richtlinie. Cătălin D. Constantin ist in fast allen Ländern Europas viel herumgekommen und kann bestätigen, dass beispielsweise für die waschechten Venezianer die von Touristen viel frequentierte Piazza San Marco nicht mehr zu Venedig zählt. In sämtlichen Staaten Europas ist massive touristische Vermarktung zwingend nötig, um wertvolles städtisches Kulturerbe für die Zukunft erhalten zu können. Doch bleibt oftmals ein Beigeschmack für die Einwohner der jeweiligen Städte zurück.

Dass auch der Große Ring/Piața Mare in Hermannstadt in Zukunft an die schnöde Welt des Mammons verlorengehen könnte, darüber waren sich Gäste und Wortführer der Buchvorstellung in der Habitus-Buchhandlung einig. Starbucks hat am Großen Ring bereits Wurzeln geschlagen und die Nachricht, dass McDonald´s eine Filiale am Großen Ring eröffnen möchte, kann Hermannstadt nicht wirklich munden. Da ist der alljährlich am ersten Wochenende im September veranstaltete Töpfermarkt doch eben etwas anderes.

Wer Europa aus der Luft betrachtet, für den kann die Vogelperspektive Klarheit in viele Zusammenhänge bringen. Die Texte in dem Sammelband „Orașe în rezumat. Piețe din Europa și istoriile lor“ sind sprachlich einfach und bündig gefasst, das Papier und die Fotos von exzellenter Qualität. Ein gutes Fachbuch für Experten und ein interessantes Handbuch auch für Nicht-Architekten, das auf mehr als 500 Seiten ein wunderschön aufgefächertes urbanes Portrait Europas bietet. Für den Preis von 73 Lei liegt der Band beim Peter-Pan-Art-Verlag unter der ISBN-Nummer 978-606-92300-4-6 auf.