Fotografische Rundreise durch das Repser und das Fogarascher Land

Neuer Bildband dokumentiert den Wandel in der Region

Die Kirchenburg in Deutsch-Weißkirch wurde für den Umschlag gewählt.

Häuserzeile in Draas. Der Ort wurde 1224 erstmals urkundlich erwähnt. Bilder: Wort+Welt+Bild

Im kürzlich erschienenen Bildband „Das Repser und das Fogarascher Land“ unternehmen die Autoren und Fotografen Georg Gerster und Martin Rill einen fotografischen Streifzug durch das südöstliche Siebenbürgen. Der Band versammelt mehr als 600 Aufnahmen aller Orte der Region mit deutschem Bevölkerungsanteil. Der begleitende Text gibt einen ersten Überblick über die Geschichte, Kunst, Landschaft und Siedlungsgeografie der Orte und lädt zum Weiterlesen ein. Das Buch wurde bereits Ende August in der Kirchenburg von Deutsch-Weißkirch feierlich vorgestellt.

Der Band ist facettenreich und je nach Betrachtungsweise kann er unterschiedliche Funktionen erfüllen. Er kann als Reiseführer für einen imaginären oder tatsächlichen Ausflug dienen. Er kann Geschichtsbuch sein und damit eine nützliche Quelle für Studenten, die mehr über die Region erfahren wollen. Er kann jedoch auch als eine Momentaufnahme eines Raumes gesehen werden, der seit vielen Jahrhunderten vom Neben- und Miteinander unterschiedlicher Kulturen geprägt wird und dadurch sein unverwechselbares Gesicht erlangte.

Doch unabhängig davon, welche Funktion dem Band zugeschrieben wird, bildet er doch durch seine umfassende Darstellung einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis der Region, seiner Bewohner und derer, die aus der Ferne auf die Orte ihrer Kindheit blicken.

Der Bildband versammelt die Dörfer Bekokten, Bodendorf, Deutsch-Kreuz, Deutsch-Tekes, Deutsch-Weißkirch, Draas, Felmern, Galt, Großschenk, Hamruden, Katzendorf, Kleinschenk, Leblang, Meeburg, Meschendorf, Radeln, Rohrbach, Scharosch, Schweischer, Seiburg, Seligstadt, Stein, Streitfort und Tarteln sowie die Städte Reps und Fogarasch. Jedem Ort ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Es enthält einen geschichtlichen Abriss, eine schematische Karte des Ortes und zahlreiche Aufnahmen der wichtigsten Bauwerke und herausragenden kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten. Die Fotografien sind Momentaufnahmen. Sie stellen Altes neben Neues, dem Zerfall Preisgegebenes neben neu Hergerichtetes. Die Bilder zeigen Risse, verblassende Wandmalereien und morsches Holz. Sie sind stumme Zeugen einer sich wandelnden Region.

Die Autoren konstatieren in ihrem Nachwort: „Die kontinuierliche Präsenz deutscher Siedler in dieser Region hat ein Kulturerbe geschaffen, das durch den Massenexodus in seinem Tatbestand bedroht ist.“ Die Evangelische Kirche A.B. sei nach der Wende zunehmend eine Diasporakirche geworden, was zu einem Bruch traditioneller Gemeindestrukturen geführt habe. Die Gemeinschaft stehe jetzt vor der „schier unlösbaren Aufgabe, jahrhundertealte Sakral- und Profanbauten zu erhalten“, so die Autoren. Dabei sind die Kirchenburgen, die diese Region einzigartig in Europa machen, selbst Symbole des Wandels und der Beständigkeit. Sie sind Palimpseste – Flächen, die beschrieben, dann gereinigt und schließlich mit neuen Lettern versehen wurden. Sie waren erst nur Kirche, wurden dann Ort der Wehrhaftigkeit und sind heute Sehnsuchtsort der Ausgewanderten. Ihre Funktion als Ort der Selbstvergewisserung haben sie jedoch nie verloren. Der Bildband unternimmt den Versuch, dieses Bewusstsein für die heutige und die kommende Generation einzufangen.

„Das Repser und Fogarascher Land“ von Georg Gerster und Martin Rill erschien 2014 im Verlag Wort+Welt+Bild. Das Buch wurde von Martin Rill herausgeben und umfasst 324 Seiten, 675 Farbabbildungen, 1 Übersichtskarte und 27 Ortsgrundrisse. Es kostet 59,00 EUR. ISBN 978-3-943896-01-5.