Frauen: Nachteil „Mutter“

Rückkehr in den Beruf oft schwierig

Frauen konfrontieren sich mit schweren Entscheidungen vor und nach der Geburt ihrer Kinder. Foto: Zoltán Pázmány

Eine junge Frau ist entsetzt: Vor der Geburt ihres Kindes belegte die Frau eine Leitungsposition in einer Bankfiliale in Temeswar/Timisoara. Nun, nach der Elternzeit, muss sich die Frau mit einem Job im Büro für Kundenservice zufrieden stellen. Entweder das oder überhaupt kein Job mehr. Dabei hat sie vor der Elternzeit bewiesen, dass sie in ihrem Beruf gut ist. Egal, ihre Stelle wurde während ihrer Elternzeit von jemand anderem besetzt. Die Geschichte dieser Frau ist kein Einzelfall. Ähnliches passiert vielen Frauen, die nach der Elternzeit wieder in den Beruf einsteigen wollen. Viele Frauen, die einen solchen unqualifizierten Job ablehnen, suchen dann, trotz Top-Berufsqualifikationen, verzweifelt nach einer dauerhaften Vollzeitbeschäftigung.

Diskriminierung? Das ist es wohl, doch viel zu wenige Frauen trauen sich, tatsächlich etwas dagegen zu tun. Diesen Frauen kommt der Verein zur Förderung der Frau (APFR) in Temeswar entgegen. Psychologin Adela Dinu erzählt: „Wir hatten zahlreiche solche Fälle. Eine Temeswarer Angestellte der Abteilung für Human Ressource bei einer Firma musste beispielsweise einen ganzen Tag lang an einer Sitzung der Firmenleitung teilnehmen. Sie sollte überzeugt werden, dass sie noch vor ihrem Mutterschaftsurlaub ihre Kündigung einreicht. Die Firma könne sich nicht leisten, ihren Job während der Elternzeit zu behalten“. Die Mutterschaft wird meistens als eine Behinderung der Frau angesehen. „Das ist etwas, was auf dem Arbeitsmarkt stört. Und wenn das ein Nachteil ist, dann will man diese Frauen loswerden oder eine Klausel im Arbeitsvertrag eintragen, dass die jeweiligen angestellten Frauen kein Kind in den nächsten Jahren zur Welt bringen dürfen“, sagt Adela Dinu. Die Rückkehr in den Beruf ist oft schwierig. „Auch wenn die Frau zu ihrem alten Job zurückkehrt, wird sie meistens bei Seite geschoben – sie würde nicht mehr wissen, wie die Sachen beim Arbeitsplatz ablaufen, denn sie war so lange nicht mehr da“, erzählt die APFR-Geschäftsführerin. Die Hilfe seitens des Vereins kann vielseitig ausgeübt werden. Durch die Abteilung für Mobbing und Diskriminierung können Frauen Hilfe auf juristischer Seite erhalten oder auch psychologische Beratung in Anspruch nehmen. „Einige Frauen kommen zu uns, nur damit sie mit jemandem darüber reden. Andere wollen, dass wir ihnen einen neuen Job suchen“, sagt die Psychologin. „Tatsache ist, dass sie wissen, sie können sich an jemanden legal wenden und dass für sie auch Lösungen gesucht werden“, fügt Psychologin Dinu hinzu.

Frischgebackene Mütter machen sich schon vor der Geburt Sorgen: Wie wird es denn nach dem Mutterschaftsurlaub aussehen? Werde ich meinen Job behalten können? Wie kann ich mich um einen neuen Job bewerben? Wird dann meine neue Situation als Mutter als Nachteil im Beruf angesehen? Das ist nicht selten der Fall. Wenn sich zum Beispiel eine junge, frisch verheiratete Frau für einen Job bewirbt, stellt sich der Arbeitgeber vor, dass sich diese Frau bald ein Kind wünscht. Genauso passiert es auch bei Müttern von Einzelkindern, es besteht immer wieder die Möglichkeit, dass sich diese Frau noch ein weiteres Kind wünscht. All das kann die Entscheidung bei der Anstellung von Frauen negativ beeinflussen. Schon befinden sich die Frauen zwischen zwei Situationen – Karriere oder Mutterschaft. Immer mehr Frauen entscheiden sich, den Einstieg in das Familienleben bzw. in die Mutterschaft je später zu wagen – all die bereits erwähnten Gründe tragen dazu bei. Grund für Sorge bereitet auch der Wiedereinstieg in den Beruf nach dem Mutterschaftsurlaub. Der rumänische Staat versucht, die Frauen zu motivieren, je früher zur Arbeit zurückzukehren.

„Mutterschaft wird leider in Rumänien nicht gefördert“, sagt Adela Dinu, die selber Mutter ist. „Die Bedingungen, die den Frauen bereitgestellt werden, sind sehr entmutigend – ausgegangen vom Arbeitsplatz bis zu den Bedingungen in den Geburtskliniken. Es mangelt auch an Kindergärten und an familienfreundlichen Beschäftigungsmöglichkeiten und die Zuweisungen für Frauen sind auch nicht sehr verlockend“, sagt die Psychologin. Frischgebackene oder werdende Mütter haben eine Webseite, über die sie sich informieren können. Die Gesetzgebung in diesem Bereich, ihre Rechte und Pflichten wurden auf der Webseite www.drepturile-gravidelor.ro veröffentlicht. Vielleicht eine der häufigsten Fragen für künftige Mütter ist die Wahl des Urlaubs für die Kinderbetreuung. In Rumänien dürfen Frauen oder Väter bis zu zwei Jahren in Mutterschaftsurlaub bleiben. Wer ein einziges Jahr Elternzeit wählt, der bekommt Mutterschaftsgeld im Wert von 85 Prozent des Gehaltes – mindestens 600 Lei und maximal 3400 Lei. Wenn die Frauen kurz, bevor das Kind ein Jahr alt wird, zurück zu ihrem ehemaligen Arbeitsplatz zurückkehren, bekommen sie für das folgende Jahr vom Staat Extrageld zu ihren Gehältern – 500 Lei pro Monat. Wer aber ganze zwei Jahren im Elternurlaub bleibt, der bekommt 85 Prozent des Gehalts als Mutterschaftsgeld – mindestens 600 Lei und höchstens 1200 Lei.

Olivera Csorba wird Ende Juni einen kleinen Jungen zur Welt bringen. Schon in den ersten Schwangerschaftsmonaten versuchte sie, die beste Variante für die Pflege ihres Kindes zu finden. Auch wenn sie zuerst an zwei Jahre dachte, entschied sie sich letztendlich anders. „Ich habe mich entschlossen, nur ein Jahr in Mutterschaftsurlaub zu bleiben. Mein Mann arbeitet von zu Hause aus, deswegen kann er sich im zweiten Jahr um das Kind kümmern. Außerdem ist mein Arbeitsprogramm flexibel, so dass ich um 14 Uhr zu Hause sein kann“, sagt die 30-Jährige. Entscheidend war in ihrem Fall das Geld. „Finanziell ist es auch motivierender, noch bevor das Kind ein Jahr alt wird, zu meinem Arbeitsplatz zurückzukehren. Im zweiten Jahr bekomme ich zusätzlich zu meinem Gehalt 500 Lei pro Monat vom rumänischen Staat - das ist schon eine schöne Summe“, sagt Olivera. „Ich glaube nicht, dass ich Schwierigkeiten haben werde, nach einem Jahr in den Beruf wieder einzusteigen. Ich versuche, den Kontakt zu meinen Kollegen weiterhin zu pflegen“, fügt die werdende Mutter hinzu.

Auch Oana Popovici ist 30. 2012 wurde die Frau zum ersten Mal Mutter. Schon vor der Geburt wusste sie genau – sie bleibt zwei Jahren mit ihrer Tochter zu Hause. „Das Unternehmen, wo ich arbeite, hat mich auf keiner Weise gezwungen, nur ein Jahr zu wählen, und ich weiß, dass ich meine Stelle nach dem Kinderbetreuungsurlaub zurück haben werde. Ich weiß nur nicht, ob ich im selben Ressort arbeiten werde oder in einem anderen“, sagt die junge Mutter. „Für mich war es wichtig, dass ich mein Kind zwei Jahre pflege. Das ist sehr wichtig für die Erziehung und Entwicklung meines Kindes. Wer könnte besser wissen, was für den Kleinen gut ist, wenn nicht seine eigene Mutter?“ schließt Oana Popovici.