Früchte vom Baum der Erkenntnis

Goethe legt in seinem Werk „Faust“ dem Famulus Wagner das Wort in den Mund: „Zwar weiß´ ich viel, doch möcht´ ich alles wissen!“ Das wollen auch viele andere Menschen. Gott hat uns deshalb den „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“ in diese Welt gepflanzt. Wir sollen ihn pflegen und seine guten Früchte genießen. Der Baum der Erkenntnis bringt nur solange gute Früchte hervor, als unsere Pflege lautet: „Es soll allen Menschen gut gehen!“ Dann bringt dieser Baum als Früchte all die Zivilisationsgüter hervor, die uns die Arbeit erleichtern und unser Leben angenehm gestalten. Es sind dies die technischen Erfindungen und Errungenschaften: Maschinen, Verkehrsmittel, Apparaturen bis hin zum Internet. Wahrscheinlich wird dieser Baum in Zukunft noch viele andere Überraschungsfrüchte hervorbringen.


Solange wir Menschen an dem Grundsatz „Es soll allen gut gehen“ festhalten, bringt der Baum der Erkenntnis nur gute Früchte hervor. Lösen sich aber Menschengruppen von dieser Gemeinschaft ab und stellen den Grundsatz auf „Nur uns soll es gut gehen“, dann wird er zum „Baum der Erkenntnis des Bösen“ und bringt nur giftige Früchte hervor: alle Arten von Vernichtungswaffen. Diese Früchte bedrohen unser Leben. Viele Millionen von Menschen haben durch diese giftigen Früchte Hab und Gut, Leib und Leben verloren. Alle Kriege sind giftige Früchte dieses Erkenntnisbaumes.


Was hilft uns, dass der „Baum der Erkenntnis“ nur gute Früchte hervorbringt? Wichtiger als das „Es soll uns gut gehen“ ist der Lebensgrundsatz „Wir sollen gut sein!“. Nur durch das Wirken von guten Menschen bringt der Baum der Erkenntnis Gutes hervor. Zum „Gutsein“ hilft uns keine Erkenntnis aus den Naturwissenschaften. Diese so heilsame Erkenntnis kommt nicht von hier unten, sondern von oben, nicht von uns Menschen, sondern von Gott. Jesus Christus hat sie uns gebracht. Wer sein Leben auf die Lehre Christi aufbaut, wird ein „guter Mensch“. Er ernährt sich ja nur vom Baum der Erkenntnis des Guten. Das beweist uns das Leben aller Heiligen und aller Christen, die nach dem Glauben leben.
Benützen wir nach Möglichkeit alle Früchte der Wissenschaft, die uns helfen, dass es uns gut geht. Richten wir darüber hinaus unser Leben so ein, dass in ihm die Lehre Christi voll zur Geltung kommt. Dann erreichen wir beides: Wir sind gut und deshalb geht es uns auch gut. Für uns bringt dann der Baum der Erkenntnis nur gute Früchte hervor.


Wir wissen: Unsere Lebenszeit hier auf Erden ist begrenzt. Bei vielen ist sie kürzer, bei manchen länger. Dann beginnt die große Reise in die Ewigkeit. Wie kommen wir gut über den Fluss, der Zeit und Ewigkeit voneinander trennt? Ein Mann stand am Ufer eines Flusses. Er musste ans jenseitige Ufer gelangen, aber weit und breit war keine Brücke. So musste er sich selbst helfen. Aus Baumstämmen, Reisig und Röhricht baute er sich ein Floß. Ein Stab diente ihm als Ruder. Es war ein gewagtes Unternehmen. Die Strömung des Flusses brachte sein Floß in Gefahr. Mit großer Anstrengung gelangte er ans jenseitige Ufer, Floß und Ruderstab waren nun unnütz geworden. Die Strömung des Flusses nahm sie mit sich.


Diesem Mann gleichen wir alle. Auch wir müssen über den Fluss des Erdenlebens an das Ufer der Ewigkeit gelangen. In dem brüchigen Floß unseres Leibes wagen wir die einzigartige Fahrt. Als Ruder dient uns unser christlicher Glaube. Mit ihm überwinden wir die Strömung des Lebensflusses, die unserem Reiseziel so gefährlich ist. Am Ufer der Ewigkeit angelangt, lassen wir das Floß des Leibes zurück. Es war uns ja nur zur Überfahrt tauglich, nicht zum Festhalten. Auch das Ruder des Glaubens ist dann überflüssig geworden, denn er geht ins Schauen über. Solange wir aber noch auf Erden weilen, stärken wir uns für die Überfahrt nur mit Früchten vom Baum der Erkenntnis des Guten. Zugleich vertrauen wir dem Worte Christi: „Selig, die noch nicht sehen und dennoch glauben!“