Für Publikum und Theaterleute

Das 20-jährige Jubiläumsfestival der darstellenden Künste beginnt am Freitag

Einen Kafka bietet des Hessische Landestheater Marburg heuer beim Teaterfestival. Foto: Ramon Haindl

Hermannstadt - Die Qual der Wahl werden Freunde von Theater, Musik und Tanz auch heuer vom 7. bis 16. Juni haben, d. h. während der zehn Tage des Internationalen Theaterfestivals Hermannstadt/Sibiu. An den beiden Wochenenden ist das Programm voll gepackt mit Ereignissen, doch auch an den Wochentagen muss man auf Achse sein, wer auch nur einem kleinen Teil der Veranstaltungen beiwohnen möchte. Ein Glück, dass u. a. wegen des knapperen Budgets die Highlights heuer etwas rarer gesät sind als sonst, einige Vorstellungen mehrmals geboten werden und Musiker-Ensembles zweimal auftreten.

Als eröffnet betrachtet wird das diesjährige 20. Jubiläums-Festival nach dem Feuerwerk um 23.45 Uhr auf der 90er Kaserne Freitagnacht – und ein solches schließt den Veranstaltungsmarathon am 16. Juni kurz vor Mitternacht. Am ersten Tag aber kann man bereits die im Rahmen des Festivals organisierte Buchmesse (am Kleinen Ring/Piaţa Mică) sowie mehrere Ausstellungen – mit Festivalfotos von Sebastian Marcovici und Mihaela Marin sowie Kostümen von Lia Manţoc, Doina Levintza und Dragoş Buhagiar besichtigen oder dem Künstler Dan Perjovschi zusehen, der auch heuer auf der Wand des Theaterhofes an der Promenade/Bd. Coposu zeichnet.

Die ersten Straßentheateraufführungen finden in der Heltauergasse/Str. Bălcescu ab 15 Uhr statt, die ersten Indoor-Theater-Vorstellungen um 17 Uhr im Gong-Theater bzw. in der Sporthalle des Goga-Lyzeums, um 18 Uhr wird in der Synagoge Musik aus der Zeit von Königin Elisabeth I. vom Renaissance-Ensemble aus Serbien geboten, mit Klezmer-Musik tritt eine Gruppe aus Kanada um 19 Uhr im Thalia-Saal auf, die Uhrzeit, zu der im Radu-Stanca-Theater die Tanzvorstellung von Alain Buffard beginnt.

Weltklassetanz mit Sasha Waltz (Deutschland) und Gästen wird ab 21 Uhr im Gewerkschaftskulturhaus geboten und 15 Minuten später beginnt die Odyssee des Titanick-Theaters am Großen Ring. Für 22 Uhr ist der Beginn von „Faust“ in der Balanţa-Halle und der Vorstellung des Tokyo-Engeki-Ensembles im Goga-Lyzeum geplant, für 22.30 Uhr ist das Konzert von Smiley am Großen Ring angesagt, für 23 Uhr im Studiosaal des Radu-Stanca-Theaters die Vorstellung mit dem belgischen Stück im Rahmen des europäischen Projekts „Cities on Stage“ und um 24 Uhr beginnt im CAVAS-Saal das Stück der Theaterstudierenden aus Leeds. So ähnlich sieht das Programm fast jeden Tag aus!

Veranstaltungen geboten werden auch heuer auf der Burg in Michelsberg/Cisnădioara sowie in Freck/Avrig, im Rahmen des Festivals hält der bekannte Theatermann George Banu mit einer Reihe von bekannten Gästen jeweils vormittags in der Habitus-Galerie Konferenzen. Ebenda finden Buch- und Zeitschriften-Vorstellungen statt, während im Studiosaal des Gewerkschaftskulturhauses Filme zu Theaterthemen gezeigt werden. Konzerte stehen in der Johannis- und in der Ursulinenkirche im Programm, in erstgenannter bietet am 13. Juni um 17 Uhr Ursula Philippi alte Musik aus Siebenbürgen.

Kleine Sonderspielzeiten gibt es aus Russland, Frankreich und Polen, zu den Highlights aus diesen Staaten gehört u. a. „Drei Schwestern“ des Nebolschoi Drama Theaters aus St. Peterburg (11. Juni). Erneut zu Gast ist das litauische Meno Fortas Theatre, das am 9. Juni in der Regie von Eimuntas Nekrosius eine viereinhalbstündige „Göttliche Komödie“ (im Gewerkschaftskulturhaus) auf die Bühne bringt.

Nach Hermannstadt kommen mehrere japanische Gruppen und auch das Deutsche Staatstheater Temeswar mit der „Möwe“ in der Regie von Jury Kordonsky (11. und 12. Juni, Balan]a-Halle). Für das deutschsprachige Publikum interessant dürften ferner Kafkas „Urteil und andere Geschichten“ des Hessischen Landestheaters Marburg (13. Juni, Gong-Theater) oder „Woyzeck“, vom Team Vlad Massaci – Dragoş Buhagiar – Vasile Şirli am Theater in Esch-sur-Alzette in Luxemburg inszeniert (14. Juni, Balanţa-Halle) sein. Präsent sind auch heuer die Tanz-Ensembles aus Israel aber auch kleine Bukarester Theaterproduktionen. Theaterstudierende und Lernwillige werden heuer vom katalanischen Dramatiker Esteve Soler in einer Schreibwerkstätte oder von Nicky Wolcz (Columbia Universität New York, aber aus Bukarest stammend) in darstellender Kunst unterrichtet.