Für sein Engagement in Rumänien geehrt

Dr. Martin Eichtinger wurde Ehrendoktor der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg

Dr. Martin Eichtinger (links), ehemaliger Botschafter Österreichs in Rumänien, erhielt den Titel eines Doctor Honoris Causa der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg. Ebenfalls im Bild (v.l.n.r.): Prorektor und Leiter der Österreich-Bibliothek, Prof. Dr. Rudolf Gräf, Österreichs Botschafter Dr. Michael Schwarzinger, Rektor Prof. Dr. Ioan-Aurel Pop und Senatspräsident Prof. Dr. Ioan Chirilă. Foto: privat

Dem ehemaligen Botschafter Österreichs in Rumänien, Dr. Martin Eichtinger, ist der Titel eines Ehrendoktors der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj-Napoca verliehen worden. Damit ehrte die Klausenburger Universität einen Diplomaten, „dessen Handeln vom Denken über die Rolle der Kultur und besonders des Kulturdialogs in den internationalen Beziehungen bestimmt ist“, so Prof. Dr. Ioan-Aurel Pop, Rektor der Universität und Mitglied der Rumänischen Akademie. Die Ehrung erfolgte anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Österreich-Bibliothek Klausenburg.

Dr. Martin Eichtinger, wurde am 5. April 1961 in Graz, Steiermark, geboren. Bereits in der Familie wurde sein Interesse für Geschichte sowie für Informationstechnologie geweckt. Seine Mutter ist promovierte Historikerin, sein Vater war in der Privatwirtschaft Organisations- und Logistikleiter und führte in der Steiermärkischen Landesregierung die Datenverarbeitung ein. Eichtinger besuchte die Volksschule im Sacré Coeur Graz und entschied sich bereits in der Gymnasialzeit für den neusprachigen Unterrichtszweig, wo er Latein, Englisch und Französisch lernte. Schon im Gymnasium strebte er eine diplomatische Karriere an. Eichtinger studierte zunächst Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität – damals das Basisstudium aller Diplomaten. Daneben legte er in seinem Zweitstudium der russischen Sprache alle bis zur Dolmetscherprüfung notwendigen Prüfungen ab. Im Jahr 1983 wurde Botschafter Eichtinger zum doctor iuris promoviert.

Nach Ableistung des Wehrdienstes widmete sich Dr. Eichtinger seinen  Postgraduate-Studien am Bologna Center der School of Advanced International Studies der Johns Hopkins University, die er mit einem Diplom in International Affairs im Mai 1984 beendete. August 1985 übersiedelte Botschafter Eichtinger nach Paris, wo er dank Professor Alfred Grosser, dem großen Vermittler und Aussöhner zwischen Deutschen und Franzosen, den er als Gastlektor an der Johns Hopkins University kennen gelernt hatte, die Universitätseinrichtungen des Sciences Po – L’Institut d’études politiques (IEP) de Paris – für seine Forschungsarbeit zum Europarecht benutzen durfte. Für diese Forschungsarbeit erhielt Botschafter Eichtinger ein Stipendium des österreichischen Wissenschaftsministeriums. Im Mai 1986 absolvierte er die Aufnahmeprüfung für den österreichischen auswärtigen Dienst (Examen préalable) und trat im August 1986 in das österreichische Außenministerium ein.

Von Juli bis Dezember 1987 war Botschafter Eichtinger als Attaché an der österreichischen Botschaft in Mexiko tätig. Nach seiner Rückkehr nach Wien und einer kurzen Zeit an der Abteilung für EG-EFTA-Angelegenheiten wurde er im März 1988 als persönlicher Sekretär des Ministers in das Kabinett des Vizekanzlers und Außenministers Dr. Alois Mock berufen. Im Februar 1992 entsandte Außenminister Mock Dr. Eichtinger nach Washington mit dem Auftrag, den seit 1948 bestehenden und bis dahin in New York angesiedelten Österreichischen Presse- und Informationsdienst nach Washington D.C. zu übersiedeln und neu zu organisieren. Dr. Eichtinger blieb fast acht Jahre in Washington und fungierte während der ersten österreichischen EU-Präsidentschaft im Jahre 1998 als Pressesprecher der österreichischen EU-Präsidentschaft in den USA. Bei seiner Rückkehr nach Österreich wurde Botschafter Eichtinger von der Vereinigung der Österreichischen Industrie eingeladen, die Position eines Direktors für Internationale Beziehungen zu übernehmen. Damit begann eine achtjährige Karenz vom Außenministerium, die Botschafter Eichtinger eine intensive Beschäftigung mit Fragen der Wirtschafts-, Industrie-, aber auch Sozialpolitik ermöglichte.

Zunächst wechselte Botschafter Eichtinger nach kurzer Zeit in das österreichische Bundeskanzleramt, wo er vom damaligen österreichischen Bundeskanzler, Dr. Wolfgang Schüssel, mit der Leitung des Büros der Regierungsbeauftragten für österreichische Leistungen an ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter des Nazi-Regimes auf dem Gebiet des heutigen Österreich, Dr. Maria Schaumayer, der ehemaligen Präsidentin der Österreichischen Nationalbank, betraut wurde. In diese Zeit fiel auch seine intensive wissenschaftliche Recherche zur Situation der Sklaven- und Zwangsarbeiter. Nach Abschluss des Verhandlungsprozesses publizierte Dr. Eichtinger eine Chronologie der Verhandlungen, die als Grundlage vieler weiterer wissenschaftlicher Arbeiten zu diesem Thema diente. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Industriellenvereinigung erwarb Dr. Eichtinger ein umfassendes Wissen über internationale Handels-, Wirtschafts- und Industriepolitik, die er im Rahmen einer halbjährigen Tätigkeit in der Privatwirtschaft auch mit Erfahrung in der Realität des wirtschaftlichen Handelns ergänzen konnte. Im ersten Halbjahr 2002 war er als Projektmanager und Auditor in der privaten Wirtschaft tätig.

Nach der Tätigkeit in der Privatwirtschaft wurde Eichtinger vom österreichischen Wirtschafts- und Arbeitsminister Dr. Martin Bartenstein zum Kabinettschef im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit ernannt. Diese Funktion hatte er vier Jahre lang inne. In diese Zeit (2003 - 2007) fielen wichtige Reformen der österreichischen Wirtschafts- und Arbeitspolitik, wie die Neuordnung der Forschungslandschaft, aber auch eine umfassende Pensionsreform. Dr. Eichtinger war während der zweiten österreichischen EU-Präsidentschaft im Jahre 2006 mit der politischen Koordinierung der Agenden des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums betraut und war federführend in die Verhandlungen für eine europäische Dienstleistungsrichtlinie involviert, die Bundesminister Bartenstein im Mai 2006 erfolgreich abschließen und damit den wichtigsten Erfolg der österreichischen EU-Präsidentschaft sicherstellen konnte. In der Folge wurde Eichtinger zum Generalsekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit ernannt. Nach einem Jahr in dieser Position kehrte er in das Außenministerium zurück und wurde von Bundesministerin Ursula Plassnik zum Österreichischen Botschafter in Rumänien und der Republik Moldau ernannt.

Von 2007 bis Juli 2010 war Botschafter Eichtinger als Missionschef in Rumänien und der Republik Moldau für die bilateralen Beziehungen zwischen diesen Ländern und Österreich zuständig. Seine Erfahrungen in der Wirtschaft kamen dabei zur Geltung. In seiner Amtszeit wuchsen die österreichischen Investitionen in Rumänien kontinuierlich. Mit mehr als 6000 österreichischen Unternehmen in Rumänien hielt Österreich den ersten Platz als ausländischer Investor. Zwei österreichisch-rumänische Wissenschaftstage wurden in seiner Zeit organisiert. Einer der Höhepunkte seines kulturellen Engagements war die dem rumänischen Fürsten Vlad Ţepes gewidmete Ausstellung „Dracula – voievod şi vampir“ im Rumänischen Nationalen Kunstmuseum, bei der zum ersten Mal das Original des bekannten Porträts des Woiwoden Vlad Ţepeş in Rumänien gezeigt wurde, das sich seit 400 Jahren in Österreich in der Sammlung des Tiroler Schlosses Ambras befindet.

Dr. Eichtinger war in den drei Jahren seiner Amtszeit als österreichischer Botschafter in Rumänien mehrmals in Klausenburg und in Siebenbürgen, aber auch im Banat zu Besuch. Auch die Österreich-Bibliothek in Klausenburg, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, besuchte und unterstützte Botschafter Eichtinger. Wissenschaftlich verfolgt Botschafter Eichtinger drei große Richtungen: Wirtschaft und Wirtschaftspolitiken, Kulturpolitiken, Wiedergutmachung und Zusammenbruch des totalitären Systems. Und historisch-biografische Forschungen führten zu dem ausgezeichneten Buch über Alois Mock.

„Von der Babeş-Bolyai-Universität kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sie einzigartig ist. Das hängt zum einen mit der Region zusammen, die über eine außergewöhnlich große ethnische und religiöse Vielfalt verfügt. Das friedvolle, sich gegenseitig bereichernde Zusammenwirken des multikulturellen Umfelds ist modellhaft für Europa. Dass man hier eine Reihe von Studiengängen in drei Sprachen abschließen und zusätzlich in vier weiteren Sprachen Studien absolvieren kann, ist ein beeindruckendes Angebot”, sagte der österreichische Botschafter bei der Überreichung der Ehrendoktorwürde in Klausenburg. Dr. Eichtinger erhielt im Juni 2010 die Ehrendoktorwürde der Universität Piteşti und ist Träger des Großes Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich und hoher Auszeichnungen mehrerer Staaten. Heute ist Dr. Martin Eichtinger Vizepräsident der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, Vizepräsident der Dr. Alois Mock-Europa-Stiftung und Mitglied des Vienna Chapters der American-Austrian Foundation.