„Für wahre Freundschaften ist ‘Entfernung’ ein Fremdwort“

Tanzpaare aus Siebenbürgen bei Kulturaustausch in den USA und Kanada dabei

Begonnen hat unsere Reise an einem Donnerstag im Juni. Im Rahmen der Föderation der Siebenbürger Sachsen wollten wir zu einem Kulturaustausch nach Amerika und Kanada. Zwei Wochen lang sollten wir durch die beiden Länder reisen, von Toronto nach Kitchener und Cleveland und weiter nach Chicago und Aylmer sowie schließlich wieder zurück nach Kitchener. Zusammen waren wir sechs Tanzpaare aus Fogarasch, Hermannstadt, Mühlbach, Schäßburg, Sächsisch Regen und Zeiden. Schon zwei Monate vor unserer großen Reise trafen wir zwölf uns das erste Mal. Zusammen mit Andrea Rost vom Deutschen Jugendverein Siebenbürgen übten wir insgesamt neun Tänze ein, die wir beim Heimattag in Cleveland sowie weiteren Gelegenheiten aufführen sollten.

Nach einem langen Flug landeten wir am 21. Juni im kanadischen Toronto, wo wir bereits von John Werner, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, erwartet wurden. Die Fahrt bis Kitchener dauerte nur knapp zwei Stunden und im Transylvania Club wurden wir schließlich von der Landsmannschaft empfangen. Nach einem gemeinsamen Essen und dem ersten Kennenlernen fuhren wir zu unseren Gastfamilien und ein anstrengender Reisetag nahm sein Ende.

Viel Zeit zum Ausruhen blieb uns allerdings nicht. Schon in der Früh des nächsten Morgens sollten wir uns auf den Weg nach Cleveland machen, im US-Bundesstaat Ohio. Drei Tage lang wurden hier die Heimattage gefeiert. Es spielten Blaskapellen, Chöre traten auf und auch verschiedene sächsische Tanzgruppen aus den USA und Kanada zeigten ihr Können. Auch wir hatten hier unseren ersten Auftritt. Abseits der Heimattage hatten wir die Gelegenheit, bei einem Barbecue der Familie Donnellan uns alle besser kennenzulernen. Geschlafen haben wir bei wundervollen Gastfamilien. Für den
letzten Tag in Cleveland hatte Joan Miller-Malue, die Präsidentin der Alliance of Transylvanian Saxons in den USA, noch eine Stadtrundfahrt auf einem Schiff vorbereitet. Den Abend ließen wir dann im Sachsenheim ausklingen. Nach drei Tagen in Cleveland ging unsere Reise weiter. Mit unserer neuen Begleiterin, Monica Gilles von der Alliance of Transylvanian Saxons, machten wir zunächst am Cedar Point in Sandusky halt, der Achterbahn-Hauptstadt, und fuhren erst am nächsten Tag weiter nach Chicago. Auch hier wurden wir wieder von Gastfamilien mit offenen Armen empfangen. Den
ersten Abend verbrachten wir mit vielen amerikanischen Leckereien und guter Laune bei Familie Thut. Am nächsten Morgen stürzten wir uns dann in den Großstadttrubel, ehe im Hofbräuhaus von Rosemont, einem Vorort von Chicago, unser nächster Auftritt bevorstand.

Mittlerweile war bereits eine Woche vergangen und wir mussten nach zwei Tagen auch schon wieder Abschied von Chicago nehmen. Unser nächstes Ziel sollte die kleine sächsische Gemeinde in Detroit sein. Auch hier hatten wir wieder die Gelegenheit, unsere Tänze vorzuführen und damit viel Freude in die Gesichter unserer Gastgeber zu zaubern. Wir haben uns sehr gefreut und insbesondere die Reaktionen der Senioren haben uns sehr gerührt.

Am 29. Juni ging es dann zurück nach Kanada. In Aylmer, in der Provinz Ontario, wurden wir in der Saxonia Hall bereits von Rebecca Horeth, ihrem Vater John Horeth und den Mitgliedern des Saxon Clubs erwartet. Wir entspannten etwas unter den Ahornbäumen im Garten und bereiteten uns dann auch schon auf den Tanz vor. Zusammen mit den Saxonia Dancers genossen wir den Abend.

Für die nächsten zwei Tage hatte Rebecca Horeth ein buntes Programm für uns vorbereitet, bei welchem uns auch die Mitglie der der Tanzgruppe begleiteten. Am Samstag besuchten wir das „Elgin County Railway Museum“ entspannten am Strand und ließen den Abend mit einem Grillabend bei Familie Gotzmeister ausklingen. Zum 1. Juli, dem Nationalfeiertag Kanadas, hatten unsere Gastgeber dann noch eine besondere Überraschung vorbereitet: Kajak- und Kanufahren. Ein riesiges Erlebnis. Am Abend durften wir dann bei „Aylmer Canada Day Celebration“ zusammen mit den Saxonia Dancers unser Können unter Beweis stellen. Später stellte dann Familie Horeth ihren Garten zur Verfügung. Hier stellten wir Zelte auf und bei kanadischen Köstlichkeiten genossen wir den Lagerfeuerabend, der von einem prachtvollen Feuerwerk anlässlich des Nationalfeiertags gekrönt wurde.

Am Mittag des nächsten Tages fuhren wir dann erneut nach Kitchener. Hier verbrachten wir mit unseren Gastfamilien die letzten Tage unserer aufregenden Reise durch die sächsischen Gemeinden in Amerika und Kanada. Wir besuchten zusammen mit Kolina Tavares, der Jugendreferentin der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada sowie ein paar netten Mitgliedern der Kitchener
Tanzgruppe Toronto, die Hauptstadt von Ontario, und die Niagarafälle. Auch stand wieder ein Barbeque an, dieses Mal bei Familie Fritsch.

Auf dem „St. Jacobs Farmers Market“ in Waterloo konnten wir uns die traditionellen Produkte der Region ansehen und auch ein paar Erinnerungsstücke kaufen, vor allem Ahornsirup. Zu Mittag gab es an diesem Tag Poutine, eine kanadische Spezialität aus Pommes frites, Cheese curds und darüber gegossene Bratensoße, im „Crazy Canuck“.

Den letzten Tag verbrachten wir im Transylvania Club mit einem bunten Kulturabend und einer anschließenden Abschiedsfeier bei Familie Schatz. Hier hatte jeder die Gelegenheit, ein paar Worte aus Anlass unserer Reise auszurichten. Einige Tränen flossen und schöne alte sächsische Lieder erklangen in einem Kreis wahrer Freundschaft.

Wir möchten uns ganz herzlich bei John Werner bedanken, bei Joan Miller-Malue, Diethield Thut und Monica Gilles, bei allen Familien, die uns herzlich empfangen haben und bei den tollen Menschen, mit denen wir Zeit verbringen konnten und die uns ans Herz gewachsen sind. Wir hatten wunderschöne Tage und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Ich persönlich freue mich, eine der Glücklichen gewesen zu sein, die an diesem Austausch teilnehmen durften. Das Schönste sind die Erinnerungen und Menschen, die für immer in unseren Herzen bleiben werden, auch wenn die Distanz riesig ist. Wir konnten alle sehr viel voneinander lernen und etwas vom Lebensstil des anderen erfahren.

„Für wahre Freundschaften ist  ́Entfernung ́ ein Fremdwort.“ Am 6. Juli ging es für uns zurück nach Siebenbürgen.

Christine Vlădărean, Leiterin der Sächsischen Tanzgruppe in Zeiden


„Wir wussten nicht, was uns erwarten würde, nur, dass wir ein paar Auftritte während unserer Reise haben werden. Ich wusste nicht, dass wir bei Familien wohnen werden, die aus sächsischen Familien stammen. Das war sehr aufregend, denn wir haben schöne Geschichten aus der Vergangenheit während der Reise gehört. Wir wurden von wundervollen Menschen in Kitchener empfangen und haben uns schon am ersten Tag wie zu Hause gefühlt. Am Abschiedstag hatten wir auch unseren letzten Auftritt, zusammen mit den Tanzgruppen aus Aylmer und aus Kitchener. Ein Moment, den wir nie vergessen werden. Beim Tanzen waren wir alle unfassbar glücklich und hattenein Lächeln im Gesicht. Als wir uns anschließend von den Familien verabschiedet haben, brauchten die meisten von uns Taschentücher. Traurig sind wir nach Hause geflogen, aber eine Sache weiß ich sicher: Es war das Schönste, das uns bisher in unserem Leben widerfuhr. Wir haben wundervolle Menschen kennengelernt, mit denen wir eine unglaublich schöne Zeit verbracht haben und denen wir von ganzem Herzen, für alles was sie in den zwei Wochen für uns getan haben, dankbar sind. Diese Reise wird immer in unseren Herzen bleiben und wir hoffen auf ein Wiedersehen mit allen unseren neuen Freunden!“

Kevin Wagner, Schäßburg

 

Die Föderation der Siebenbürger Sachsen wurde 1983 mit dem Ziel gegründet, die Siebenbürger Sachsen weltweit zu vertreten, ihre Einheit zu stärken und ihre gemeinsamen Interessen insbesondere
auf humanitärem, heimatpolitischem und kulturellem Gebiet durchzusetzen. Sie organisiert unter anderem den Austausch von Kulturgruppen, veranstaltet Föderationsjugendlager und engagiert
sich für den Kulturgüterschutz, beispielsweise bei der Rettung der Kirchenburgen. Der Hauptsitz der Föderation ist München, in den Büroräumen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in
Deutschland.

Fünf Verbände von Siebenbürger Sachsen vereint die Föderation: Neben dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien sind weitere Mitglieder der Bundesverband der Siebenbürger Sachsen in Österreich, die Alliance of Transylvanian Saxons in den USA und die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada.

Das Siebenbürgenforum gehört seit 1993 der Föderation an. Es war das Verdienst von Prof. Dr. Hans Klein, der 1993, trotz kritischer Stimmen, den Beitritt des Siebenbürgenforums zur Föderation bewirkte. Am 18. September 2009 eröffnete die Föderation eine Niederlassung in Hermannstadt.