Gedenken an die „Urkatastrophe“

Das Banater Bergland gedachte des Ausbruchs des ersten Weltkriegs

Dr. Ada Cruceanu-Chisalita stellt das Fotoalbum des Kriegsfotografen Károly Bereczky vor, der in Reschitza lebte. Foto: Zoltán Pázmány

Die Gedenkwoche an den Beginn des ersten Weltkriegs und die täglichen Aktionen im Geiste des Friedens und der Völkerverständigung gerade in der letzten Juniwoche seien nicht zufällig so terminiert worden, sagte Erwin Josef }igla im Tagungssaal des Kreisrats. Der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und das Demokratische Forum der Banater Berglanddeutschen (DFBB) hatten zu einem Festvortrag und zu einer Buchvorstellung eingeladen – beides zum Thema Ausbruch des ersten Weltkriegs vor 100 Jahren. Im Vor- und Nachfeld der Hauptveranstaltung gab es aber Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen an diversen Weltkriegsdenkmälern, an denen sich der DFBB-Vorsitzende, -Vorstandsmitglieder und Interessenten beteiligten. Manches davon zeitgleich mit Manifestationen auf Europaebene.

An der Veranstaltung im Kreisratsgebäude – seitens der gastgebenden Institution war bloß der neue Sekretär des Verwaltungskreises, Marian Ciobanu, anwesend, weil die gesamte Leitung „bei wichtigen Veranstaltungen in Bukarest“ war – nahmen als Gäste der Vizekonsul Deutschlands in Temeswar, Siegfried Geilhausen, und der Vizerektor der Klausenburger „Babes-Bólyai“-Universität, Rudolf Gräf, teil. In einem emotional geprägten Grußwort, deutsch und in einem überraschend guten Rumänisch, erwähnte Vizekonsul Geilhausen den Eindruck, den „zehntausende Kreuze“ auf den Schlachtfeldern in Flandern auf ihn gemacht haben, aber auch die vielfachen Bezüge des Gedenkjahrs 2014: 100 Jahre seit Ausbruch des ersten, 75 Jahre seit Beginn des zweiten Weltkriegs, 25 Jahre seit der Revolution in Rumänien, usw., bis hin zu den Monaten seit Ausbruch des Konflikts in der Ostukraine. Rudolf Gräf nahm sich Stefan Zweigs „Die Welt von Gestern“ zum Ausgangspunkt seines langen Vortrags und thematisierte als Historikers sowohl Umstände des Ausbruchs, als auch der Besonderheiten des Kriegs an sich, auch seiner Folgen – vorrangig fürs Banat. Er nannte auch Opferzahlen, die für die drei Verwaltungseinheiten des Nachkriegsbanats gelten: rund 12.000 im Banater Bergland, rund 13.000 im Bezirk Temesch und über 14.000 im Bezirk Torontal. Doch auch, wie die Montanwerke des Südbanats vom ersten Weltkrieg durch Rüstungsaufträge profitierten, thematisierte Gräf.

Der zweite Teil der Veranstaltung war der Erstvorstellung des Albums mit Reproduktionen von Fotos aus dem ersten Weltkrieg vorbehalten, die der in Arad geborene Reschitzaer Károly Berezcky 1914-15 als Kriegsfotograf an heute bisher nicht identifizierten Fronten gemacht hatte. Es ist eine Auswahl aus drei Fotoalben, die seine Enkelin, die pensionierte Mathelehrerin Viorica Ana Farkas, erbte und die als 59. Veröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ erschien.