"Gedenken und zugleich Mahnmal für die Zukunft"

Gedenkfeier der ehemaligen Russlanddeportierten im AMG-Haus

Ignaz Bernhard Fischer zelebriert die Gedenkmesse. Foto: Siegfried Thiel

"Wir nehmen Anteil an Ihrem schweren Leiden", betonte Ralf Krautkrämer, der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Temeswar und Ehrengast der im  AMG-Haus veranstalteten traditionellen Gedenkfeier der ehemaligen Russlanddeportierten." Und es ist wichtig, dass wir dabei an jedes dieser schweren, außergewöhnlichen Schicksale denken." Das Gedenken müsste zugleich auch Mahnmal für die Zukunft sein. Es sind heuer 73 Jahre seit den schicksalshaften Ereignissen für die Banater und die gesamte deutsche Gemeinschaft Rumäniens vergangen, als im Januar 1945 80.000 junge Frauen und Männer brutal ihrer Familie und ihrer Heimat entrissen und zur Zwangsarbeit in die ehemalige Sowjetunion, in die Ukraine, den Donbass, in den Ural oder in den Kaukasus deportiert wurden. Die diesjährige Gedenkfeier, am 21. März, dem ersten Frühlingstag angesetzt, fand jedoch diesmal an einem echten Wintertag mit Schnee und Eis statt. Ignaz Bernhard Fischer, 92, der rührige Vorsitzende des Landesvereins der ehemaligen Russlanddeportierten, begrüßte im Karl-Singer-Festsaal seine Leidensgenossen und gleichaltrigen Vereinsmitglieder, etliche Insassen des AMG-Altenheims, auch die erschienenen Ehrengäste u.a. DFDR-Abgeordneten Ovidiu Gan] und Johann Fernbach, den Vorsitzenden des DFDB. "Es war und bleibt ein traumatisches Ereignis  für unsere deutsche Gemeinschaft", hob DFDB-Vorsitzende Fernbach hervor. "Lange Zeit haben unsere Großeltern und Eltern diesen großen Schmerz verschwiegen, um zu vergessen, um die neuen Generationen zu verschonen."Herzliche Grüße aus Deutschland kamen zu diesem Anlass auch von Elke Sabiel, der langjährigen Mitstreiterin der ehemaligen Russlanddeportierten und Ehrenvorsitzenden  des Landesvereins.

Vor diesem kleinen Publikum der leider Jahr für Jahr weniger werdenden Zeit- und Augenzeugen präsentierte Fischer erneut einen kurzen Rückblick der Deportation der Deutschen aus Rumänien zur Zwangsarbeit in der Sowjetunion. Der am 23. Februar 1990 gegründete und seit Beginn von Fischer geleitete Landesverein hat sich die Vertretung und  Verteidigung der Interessen der ehemaligen Deportierten auf die Fahne geschrieben.

Als Sinn und zugleich Botschaft hat sich der Landesverein der ehemaligen Russlanddeportierten aber auch das Erinnern und Wachhalten dieses Geschehens im kollektiven Gedächtnis, landesweit und europaweit, zur schwierigen und notwendigen Aufgabe gemacht: Wenn der Verein Anfang 1990 etwa 8000 Mitglieder in Rumänien zählte, so schätzt Vereinsvorsitzender Ignaz Berhard Fischer- Der 1926 in der Temescher Gemeinde Bakowa geborene Banater Schwabe, heute zu den Jüngsten unter den verbliebenen ehemaligen Deportierten zählend, wurde 2017 von Staatspräsident Klaus Werner Johannis für seine Verdienste ausgezeichnet- deren Zahl heute nur mehr auf  kaum 800, darunter sind im Kreis Temesch über 200, im Kreis Karasch-Severin noch 90 und im Kreis Arad etwa 75.

Einfühlsam begleitet wurde diese Feierstunde mit Gebeteinlagen, deren Hauptereignis  die von Ignaz B. Fischer zelebrierte wie stets mit schönen Gleichnissen aus der Bibel, aus der Geschichte ( z.B. der Geschichte der Agnes Bernauer) oder aus der Weltliteratur angereicherte Gedenkmesse war. Untermalt wurde die Feier vom  Gesang des “Temeswarer Liederkranzes”, des von Arthur Funk geleiteten Chors des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar. Gemeinsam mit den ehemaligen Russlanddeportierten wurden mit eher zitternden Stimmen Lieder wie "Wohin soll ich mich wenden" oder "Tief in Russland in Stalino", die selbstgemachte Hymne und ein mahnendes Erinnerungsstück an die leidvolle Russlanddeportation der Deutschen aus Rumänien 1945, angestimmt . Zum Abschluss fand eine feierliche Kranzniederlegung am Denkmal der ehemaligen Russlanddeportation vor dem AMG-Haus statt.