Gemeinsame Erfahrung von Not und Leid dokumentiert

Europaweite Sammlung von Erinnerungsstücken aus dem Ersten Weltkrieg

Frank Drauschke vom Historischen Forschungsinstitut Berlin ist einer der Koordinatoren des europäischen Projektes.
Foto: die Verfasserin

Das Jahr 2014 markiert ein Jahrhundert seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Aus diesem Anlass  veranstaltet die Stiftung Europeana (Niederlande) zusammen mit der Bibliothek und dem Digitalarchiv Europas ein Projekt, durch das Erinnerungsstücke der Menschen gesammelt, digitalisiert und ins Internet hochgeladen werden. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, eine Plattform entstehen zu lassen und den zukünftigen Generationen zu zeigen, wie der Erste Weltkrieg das Leben der Menschen beeinflusst hat. Menschen sind eingeladen, an Aktionstagen teilzunehmen und Gegenstände aus dieser Periode zu bringen.

Initiiert wurde  Europeana 1914-1918 von der Universität Oxford. Die Online-Erfassung der Beiträge begann im März 2011. Das Pilotprojekt wurde in ganz Europa verbreitet. Erfolgreich durchgeführt wurde das Projekt bisher in Ländern wie Deutschland, Großbritannien, Luxemburg, Belgien, Zypern oder Dänemark. Frank Drauschke vom Historischen Forschungsinstitut Berlin spricht über das europaweite Projekt, das digitale kulturelle Inhalte von 200 Institutionen aus europäischen Ländern gesammelt hat: „Es gab bis jetzt Aktionen in zehn Ländern in Europa. Auf der Online-Plattform sind zirka 50.000 digitale Dateien mit ungefähr 4000 Geschichten erfasst“, macht der Historiker deutlich.

Zwei Aktionstage fanden vor Kurzem auch hierzulande statt, der erste wurde in Bukarest und der zweite in Klausenburg/Cluj-Napoca abgehalten. Auf diese Weise wird das europäische Digitalarchiv mit allerlei rumänischen Urkunden, Souvenirs oder anderen Gegenständen aus dem Ersten Weltkrieg ergänzt. „Postkarten, Briefe von den Freunden, natürlich Fotos, Fotoalben, Zeichnungen, Dokumente, Privatdokumente, Uniformteile, aber auch zivile Sachen aus dem Krieg: Es gibt eine breite Vielfalt von Artefakten, die digitalisiert werden. Es ist alles sehr breit gefächert, von Gasmasken zu Kisten der Familie oder Spielzeuge“, veranschaulicht Herr Drauschke. Von Relevanz sind Sachen, die  auch zum Alltag gehören, nicht nur, was den Krieg betrifft, erläutert er.

Mithilfe der Suchmaschine des Portals www.europea-na1914-1918.eu kann anhand von Schlagwörtern  nach Kategorien gesucht werden. Das Besondere: Gesucht wird nicht landweit, sondern europaweit. „Man hat beispielsweise die Möglichkeit, zu Hause am Computer zu sitzen und Tagebücher aus Frankreich, Zypern, Deutschland oder Rumänien zu finden und sie zu vergleichen“, verdeutlicht der Historiker. Nur ein Problem gäbe es, nämlich die Sprache.
Angenommen von den Organisatoren wurde, dass es ab 2014 großes Interesse an der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts geben wird. Wichtig sei dabei, dass die Völker Europas sich durch ihre gemeinsame Erfahrung von Leid und Not kennen lernen, meint Herr Drauschke. „Hundert Jahre sind auch nicht so viel. Es zeigt oft, dass diese Sache mit Emotion verbunden ist“, macht der Historiker klar.

Alle Menschen, die Dokumente, Artefakte und Geschichten aus dem Ersten Weltkrieg besitzen, sind eingeladen, an dem Projekt teilzunehmen. Die Erinnerungsstücke kann man aber auch selbst von Zuhause digitalisieren und hochladen. Mehrere Informationen unter: www.europeana1914-1918.eu