Gemeinschaft mittels Volkstanz

Deutsche Jugendtanzgruppen erhalten Kulturerbe

Die Kronstädter Tanzgruppe „Korona“ trat kürzlich bei der Haferland-Kulturwoche auf. Foto: Hans Butmaloiu

Die Tanzgruppe der Brukenthal-Lyzeaner erwarten den Beginn des Auftrittes. Foto: Andrey Kolobov

„Edelweiß“ aus Oberwischau marschieren auf. Foto: Holger Wermke

Andrea Rost leitet die Jugendtanzgruppe in Schäßburg, die hier beim Sachsentreffen in Birthälm teilnimmt.Foto: Holger Wermke

Die Tanzgruppe des Hermannstädter Jugendforums zeigte bei der Begegnung am Huetplatz das „Mühlradl“ Foto: Hannelore Baier

Die Rosmareiner pflegen die Banater Volkstänze. Foto: Zoltán Pázmány

In vielen Jugendorganisationen der deutschen Minderheit in Rumänien wird das rumäniendeutsche Kulturgut – vor allem der Volkstanz – mehrheitlich von Jugendlichen aus rumänischsprachigen Familien am Leben erhalten. Aus dem Banat und bis ins Buchenland, aus der Zips über  Südsiebenbürgen bis nach Bac²u treffen sich Kinder und junge Leute zu gemeinsamen Tanzproben und bestreiten Auftritte anlässlich von Festen und Feiern der deutschen Minderheit oder repräsentieren diese bei interkulturellen Veranstaltungen.

Im Banat

Der Jugendtrachtenverein „Banater Rosmarein“ aus Temeswar/Timişoara wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, die deutsche Kultur im Banat zu pflegen und sie an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Zurzeit zählt der Verein ca. 80 aktive Mitglieder im Alter von 8 bis 35 Jahren. Dem Trachtenverein gehört auch die Kindertanzgruppe „Hänschenklein“ an, die zum Zweck der Sicherung der Kontinuität gegründet wurde und von Brigitte Szokob geleitet wird. Durch ihr Repertoire sorgt sie dafür, dass die alten Kindertänze und -spiele nicht in Vergessenheit geraten. Das Erlernte führen die Mädchen und Jungen bei den „Anfänger“-Rosmareinern mit Karla Sinitean-Singer weiter und vervollkommnen es unter Leitung von Felix Sinitean-Singer in der Tanzgruppe der „Fortgeschrittenen“. Der Verein hat eine rege Tätigkeit, die sich von Auftritten, Feldforschung im Bereich des Volkstanzes und der Volkstracht, der Pflege von Partnerschaften und des kulturellen Austausches zur Veranstaltung von Festivals und dem Organisieren von diversen Seminaren erstreckt.

Zwei Tanzgruppen, die den Namen „Enzian“ tragen, gibt es im Banater Bergland. Sie treten in der typisch steierischen Tracht auf und erfreuen bei vielen Festen und Feiern Jung und Alt. Die seit 1999 bestehende „große“ Tanzgruppe konnte bereits in Deutschland, Österreich und Serbien ihr Können zeigen, doch war sie auch bei einheimischen Festivals zu Gast.

Im Banat ist desgleichen der 1990 gegründete Arader Arbeitskreis „BANAT-JA“ im Bereich des Volkstanzes sehr aktiv. Seine Mitglieder sind Angehörige der deutschen Minderheit, Deutschsprechende und an der deutschen Kultur Interessierte.

In Nordsiebenbürgen

In Sathmar/Satu Mare pflegen gleich zwei Tanzgruppen das sathmarschwäbische Kulturerbe: „Gemeinsam“ und „Gute Laune“. Sie nehmen an traditionellen Festen und Begegnungen der Sathmarer Schwaben wie Trauben- und Erntedankfest, deutschen Kulturtagen oder dem jährlich in Oberwischau/Vişeu de Sus veranstalteten Fest der Zipser „Droben im Wassertal“ teil. Da gibt es übrigens ebenfalls eine Tanzgruppe, die den Namen „Edelweiß“ trägt.

Die Tanzgruppe „Regenbogen“ führt ihre Tätigkeit im Rahmen des Deutschen Forums in Großwardein/Oradea aus und tritt bei Veranstaltungen der deutschen Minderheit in Nordsiebenbürgen aber auch zum Minderheitentag oder bei Volkstanzfestivals im In- und Ausland auf. Besodners gepflegt wird der Austausch mit Ensembles aus dem Nachbarland Ungarn.

In Siebenbürgen

In Siebenbürgen gibt es in sozusagen jeder einstmals von Siebenbürger Sachsen bewohnten Stadt aber auch in dem einst ungarischen Neumarkt/Târgu Mureş  sogenannte sächsische Volkstanzgruppen. Zu sehen sind die zumeist im Rahmen der Deutschen Foren tätigen Ensembles aus Hermannstadt/Sibiu, Mühlbach/Sebeş, Kronstadt/Braşov, Petersdorf/Petreşti, Schäßburg/Sighişoara, Bistritz/Bistriţa, Sächsisch Regen/Reghin oder Zeiden/Codlea jedes Jahr beim Sachsentreffen aber auch bei zahlreichen anderen Veranstaltungen. Die Tanzgruppen vereinen Kinder und Jugendliche der deutschsprachigen Bildungseinrichtungen, die oftmals bereits ab dem Kindergarten, spätestens aber ab der 5. Schulklasse mit dem Volkstanz vertraut gemacht werden. Außer den Jugendorganisationen des Deutschen Forums pflegen auch zahlreiche Schulen in Siebenbürgen das rumäniendeutsche Kulturerbe. So kommt es, dass viele Schüler der Lyzeumsklassen sowohl in der Tanzgruppe ihrer Schule, als auch in der Forumstanzgruppe mittanzen.

Gemeinsamkeiten

Was diese Tanzgruppen gemeinsam haben, ist ihre Affinität zur rumäniendeutschen Kultur und das Interesse an der Tätigkeit der Jugendorganisationen, welche außer den traditionellen Tanzveranstaltungen auch zahlreiche und abwechslungsreiche Gelegenheiten zur Freizeitgestaltung bieten. Dazu gehören verschiedene Fortbildungsmaßnahmen, Seminare, Wanderungen, Theaterprojekte, Fahrradtouren oder Skilager. 

Dabei ist es für die Jugendlichen, welche auf diese Weise im rumäniendeutschen Umfeld aufwachsen selbstverständlich, zum Beispiel anlässlich der Tanzauftritte die deutsche und nicht die rumänische Tracht anzuziehen oder mit den anderen Mitgliedern in der Jugendorganisation oder der Tanzgruppe Deutsch zu sprechen anstatt Rumänisch. Manche Schulen bieten deutschen Volkstanz als Wahlfach an, wodurch das Interesse schon früh geweckt wird.

Im Bereich der Jugendarbeit leisten die Tanzgruppen in Rumänien eine doppelte Funktion: Einerseits sichern sie den Erhalt und die Weitergabe des rumäniendeutschen Kulturgutes an die jüngeren Generationen, andererseits tragen sie zur Verbesserung der Deutschkenntnisse ihrer Mitglieder bei, festigen das Gemeinschaftsgefühl und bringen ihnen Werte wie Pünktlichkeit, Arbeitsethik, Selbstdisziplin und nicht zuletzt zur körperlichen Ertüchtigung bei, denn Volkstanz bedeutet auch erheblicher Körpereinsatz.

(Geplant war eine Umfrage unter Jugendlichen, die Volkstanzgruppen angehören. Die Fragen wurden ausgesandt, Antworten hat der Verfasser des Beitrages keine erhalten. Schreiben liegt wohl Tänzern nicht so sehr. Oder waren die Ferien schuld?)