Geschichten hinter Bildern

Vortrag und Ausstellung zum Jahr der Diakonie der Evangelischen Kirche

Anhand von Bildern stellte Landeskirchenkurator Friedrich Philippi die diakonische Arbeit vor.
Foto: Hannelore Baier

Hermannstadt - Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren. Menschen aller Alterskategorien, die in diakonischen Einrichtungen betreut werden oder Menschen in diesen betreuen, allein oder zusammen, hat der Münchner Fotograf Martin Eichler fotografiert. Die Fotos sind im Kalender der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien dieses Jahres abgedruckt, bis Samstag aber auch in einer Ausstellung im Terrassensaal des Friedrich-Teutsch-Hauses (zwischen 10 und 16 Uhr) zu sehen. Die evangelische Landeskirche hatte 2014 zum Jahr der Diakonie ernannt, in einem ausgelegten Flyer sind die erstaunlich vielen diakonischen Einrichtungen der inzwischen mit weniger als 13.000 Mitgliedern doch sehr kleinen Kirche aufgelistet. Am Dienstagabend präsentierte Landeskirchenkurator Friedrich Philippi diese Einrichtungen in einem Bildvortrag und sprach zur Diakonie. Diese gehöre zur Kultur einer christlichen Kirche, sagte Gerhild Rudolf, die Leiterin des Teutsch-Hauses in der Begrüßung und motivierte damit das Abhalten der Veranstaltung im Kultur- und Begegnungszentrum.

Der diakonische Dienst am Nächsten wurde vor der Massenausreise der siebenbürgisch-sächsischen Gemeindemitglieder von Strukturen der Gemeinschaft aber auch wenigen karitativen Einrichtungen gesichtert, erinnerte Philippi in seinen Ausführungen. Nach 1990 mussten neue Strukturen und Institutionen gefunden und aufgebaut werden, um die zumeist allein gebliebenen betagten Gemeindemitglieder zu betreuen. Aus seinen Ausführungen ging jedoch hervor, dass sich Einrichtungen unter der Schirmherrschaft der evangelischen Kirche nicht bloß um die eigenen Mitglieder sondern auch sehr viele Menschen in Not aus ihrem Umfeld kümmern. Nach ihrer Organisationsform unterschied der Landeskirchenkurator drei unterschiedliche diakonische Dienstleistungsformen. Die erste wird von juristisch eigenständigen Vereinen oder Stiftungen ausgeübt, die hauptamtlich angestellte Mitarbeiter haben, wie der Dr. Carl-Wolff-Verein, der Träger von Altenheim und Hospiz in Hermannstadt/Sibiu, der Verein „Diakonia“ in Karlsburg/Alba Iulia mit Altenheim in Karlsburg und Scholten/Cenade, ambulanter Altenpflege, Tagesstätte für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung sowie „Betreutem Wohnen“ für Erwachsene mit geistiger Behinderung, der Verein „Blaues Kreuz“ mit Zentren für Suchtkranke in Kleinscheuern/Şura Mică und Schellenberg/Şelimbăr, der Diakonieverein Mediasch mit dem Altenheim in Hetzeldorf/Aţel und „Essen auf Rädern“, der Verein „Blumenau“, Träger des gleichnamigen Altenheims in Kronstadt/Braşov, und viele andere mehr. Andere diakonische Einrichtungen sind Kirchengemeinden, Bezirkskonsistorien oder dem Landeskonsistorium unterstellt wie das Altenheim in Schwei-scher/Fişer, das Pflegenest in Schäßburg/Sighişoara, die Diakoniestationen in Bukarest, Sächsisch-Regen/Reghin oder Kronstadt.

Diakonische Arbeit wird weiterhin aber auch ehrenamtlich vor allem von Frauen in den Gemeinden geleistet, wie bei von der Frauenarbeit organisierten Rüstzeiten für Senioren oder Mütter mit Kindern, ambulanter Seniorenbetreuung, Medikamentenausgabe oder Kleiderkammern. All diese Institutionen und Einrichtungen könnten ihre Arbeit ohne Partner und Förderer vor allem aus dem Ausland nicht gewährleisten. Angesprochen hat Philippi, eine Telefonseelsorge zu initiieren, um in Dörfern aber auch Städten alleingebliebene Personen zumindest telefonisch die Möglichkeit zu bieten, mit jemandem zu sprechen, da es immer weniger Leute gibt, die sie besuchen. Anhand der Bilder erzählte Friedrich Philippi die Geschichten von Kuratoren in abgelegenen Dörfern, die dort oftmals die letzten Gemeindemitglieder waren und bettlägrig geworden, ins Altenheim gebracht wurden. Hinter jedem Gesicht und Bild verbirgt sich eine Geschichte.